Zeitschrift forum geschichtskultur ruhr

Heft 1/24
„25 Jahre Route Industriekultur“


2024 feiert der Regionalverband Ruhr ein Vierteljahrhundert Route Industriekultur. Wohl kaum jemand hatte bei der Eröffnung im sonnigen Monat Mai 1999 einen solchen Erfolg vor Augen, wie sie die Route trotz der in diesem Heft genannten Schwächen und Fehlstellen hatte und bis heute hat. Denn mit dem Schwinden der das Ruhrgebiet verbindenden Montanindustrie brauchte es eine neue Selbstwahrnehmung und Außendarstellung, es bedurfte, so Jana Golombek und Helen Wagner in ihrem Rück- und Ausblick, der „materiellen Konsolidierung einer neuen Raumvorstellung“.

Und diese gelang der Route mittels Vernetzung innerhalb der heterogenen und dezentralen Städtelandschaft Ruhrgebiet. Industriekultur als regionaler Standortfaktor, so Rasmus C. Beck, der nach 25 Jahren der Erweiterung um ein modernes Ruhrgebietsnarrativ mit den Keywords „grüne Transformation“, „Dekarbonisierung der Industrie“ und „Wissensregion Ruhr“ bedarf.

Dabei stehen, so der Industriedenkmalpfleger Rasmus Radach, die Belange der Denkmalpflege immer stärker in Konflikt mit den Verwertungsinteressen der  Grundstückseigentümer. Die Gründe hierfür nennt Jens Kreische in seinen Ausführungen über die denkmalgeschützte Arbeitersiedlung Moers-Meerbeck, in der Gebäudesanierungen sowohl mit einem niedrigen Mietniveau als auch mit der Gestaltungssatzung in Einklang zu bringen sind.

Benennen Golombek und Wagner die Frauen- und Geschlechtergeschichte als große Fehlstelle der Route in ihren Anfängen, so stieß Constanze von Wrangel in ihren Gesprächen mit Töchtern und Söhnen türkischer Migrant*innen auf aktuelle erinnerungskulturelle Lücken der Industriekultur, die mit „Erfahrungen des Ausschlusses“ assoziiert werden.

Joseph Hoppe zeichnet in seinem Beitrag den aktuellen Stand der Bundesstiftung Industriekultur nach, mit der internationale Vernetzung, Bemühungen um Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sowie touristische Inwertsetzung großer und kleinerer Industriedenkmäler deutschlandweit eine Förderung erhalten sollen. Karl Lauschke konzentriert sich als Vorsitzender des Vereins  „Freunde des Hoesch-Museums“ auf das, was für die Arbeit an vielen Orten der Industriekultur unerlässlich ist: auf das ehrenamtliche Engagement.

Während Marita Pfeiffer die Widerstände aus dem politischen Raum gegenüber dem Erhalt der denkmalgeschützten Kokerei Hansa beschreibt, stellt Julia Haske aktuelle Forschungsprojekte zum Nachbergbau und zur Industriekultur vor.

Die Beiträge des Schwerpunktes anlässlich des Jubiläums der Route Industriekultur sind kritisch-konstruktiv und machen deutlich, warum die Industriekultur noch längst nicht auserzählt und an ihr Ende gelangt ist. Wir alle dürfen daher gespannt sein auf die von Christin Ruppio im letzten Beitrag vorgestellten Veranstaltungen in diesem Jubiläumsjahr.

Herzlichen Glückwunsch und #AllesGuteRoute!

Susanne Abeck

Beigelegt ist dieser Ausgabe die Dokumentation zum 11. Geschichtskonvent Ruhr. Beachten Sie den Aufruf, mit dem das Forum Geschichtskultur an Ruhr und Emscher e.V. und der Regionalverband Ruhr zur Mitarbeit am Aufbau einer Online-Plattform für außerschulische Lernorte in den Bereichen Geschichte, Sozialkunde und Geografie einladen.

Das Inhaltsverzeichnis des Heftes sehen Sie hier.