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FORUM GESCHICHTSKULTUR RUHR 1/23

Zeitschrift *FORUM GESCHICHTSKULTUR RUHR *1/23, Schwerpunkt „*1923 –
Ruhrbesetzung*“, hrsg. v. Deutschen Bergbau-Museum Bochum, Forum
Geschichtskultur an Ruhr und Emscher, Regionalverband Ruhr / Referat
Sport, Kultur und Industriekultur, Ruhr Museum, Stiftung Geschichte des
Ruhrgebiets und Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur,
Klartext Verlag, Essen 2023, 120 Seiten, ISSN 1436-7661, 9,00 €

Der Einmarsch französischer und belgischer Truppen am 11. Januar 1923
gab den Auftakt für ein Krisenjahr, dass den Bestand der noch jungen
Weimarer Demokratie fundamental in Frage stellte. Im
rheinisch-westfälischen Industrierevier, das sich mit der Ruhrbesetzung
1923 endgültig in der Innen- als auch in der Außenwahrnehmung
politisch-kulturell zum Ruhrgebiet formierte, traten zahlreiche
gesellschaftliche Konfliktlagen und Spannungen zutage, von denen die
vorliegenden Beiträge handeln.

Die zentrale Bedeutung von Energie – sprich Kohle – für die
Wiederingangsetzung der Wirtschaft nach dem 1. Weltkrieg verlieh dem
Ruhrgebiet, in dem die Zechen anders als in Nordfrankreich und
Lothringen nicht kriegszerstört waren, eine zentrale Rolle für die
Erfüllung von Forderungen Frankreichs aus den Versailler Verträgen als
auch für die wirtschaftliche Stabilisierung Deutschlands. Frankreichs
Eingriff in die staatliche Souveränität durch die militärische
Ruhrbesetzung setzte die deutsche Reichsregierung – getragen von einer
‚Welle staatlicher Solidarität‘ – die Ausrufung des passiven Widerstands
entgegen, der durch staatlich garantierte Lohnfortzahlungen und
Unternehmenskredite finanziell untermauert wurde. Der anfänglich
gemeinsam getragene Patriotismus verdeckte nur für kurze Zeit die
politischen und sozialen Verwerfungen im Ruhrgebiet, die sich
insbesondere durch die im Gefolge der Finanzierung des ‚Ruhrkampfs‘
auftretende Hyperinflation und einer damit einhergehenden
wirtschaftlichen Not dynamisierten.

Die französische und deutsche Ruhrpolitik bilanzierend sieht D. Ziegler
im Eröffnungsbeitrag des Heftschwerpunkts am Ende des Jahres 1923 ‚nur
Verlierer‘. Im Inneren zeigte sich in den sozialen Auseinandersetzungen,
dass die Arbeitgeber die Krisensituation zu nutzen suchten, um soziale
Errungenschaften der Nachkriegszeit auszuhebeln und die sozialpolitische
Machtsituation zu ihren Gunsten zu verschieben (T. Möbius, S. Stern).
Ein weiteres Konfliktmoment trat zudem mit separatistischen Strömungen
auf, die vornehmlich in westlichen Regionen des Ruhrgebiets die
gesellschaftlichen Spannungen verschärften, wie M. Kanther am Beispiel
Hamborns aufzuzeigen vermag. Einen differenzierten Umgang der
französischen Öffentlichkeit mit der Ruhrbesetzung zeichnet B. Volff nach.

Auf einer Metaebene bewegen sich die weiteren Beiträge zur
Ruhrbesetzung. S. Berger zeigt, wie der ‚Ruhrkampf‘ bereits in der
Weimarer Republik durch antirepublikanisch und antifranzösisch
argumentierende historische Abhandlungen in Traditionen des im 19.
Jahrhundert ausgebildeten ‚historiografischen Nationalismus‘ eingebunden
wird. Perspektiven  gegenwärtiger Literatur zum Krisenjahr 1923
untersucht eine Sammelrezension von H.-C. Seidel, Ausstellungen zur
Ruhrbesetzung erläutern die Kuratoren des Ruhr Museums (I. Wuttke, A.
Zolper) sowie des Stadtarchivs Recklinghausen (M. Kordes) und einen
quellenkritischen Umgang mit Dokumenten zur Ruhrbesetzung im Deutschen
Bergbau-Museum Bochum stellen A.-M. Heide und S. Przigoda vor. Zudem
wird noch auf eine visuelle Überlieferung der Besetzung des Ruhrgebiets
durch ein damals aktives französisches Kamerateam verwiesen (M. Köster).

/Editorial/
Franz-Josef Jelich

Das Inhaltsverzeichnis des Heftes sehen Sie hier
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