Zeitschrift forum geschichtskultur ruhr

Heft 2/2015
„Industrielle Kulturlandschaft“


Editorial

Wo, wenn nicht im Ruhrgebiet, kann man von „industrieller Kulturlandschaft“ sprechen? Als Wirtschaftsregion mit besonderen Standortfaktoren konstituierte sich mit der Industrialisierung seit Mitte des 19. Jahrhunderts ein Raum, der durch die Aneignungsprozesse der hier lebenden Menschen zu einer industriell geprägten Kulturlandschaft wurde. Bezog sich Industriekultur in ihren Anfängen noch auf das besondere Artefakt als historisch bestimmbares Einzelobjekt, das besonders aufgrund seiner ästhetischen Gestalt herausgehoben wurde, so geraten heute die dynamischen Prozesse industriell geprägter Kulturlandschaften in den Blick, bei denen der Zusammenhang von sozio-ökonomischen Entwicklungen und kulturellen Formungen heraus gestellt wird.

Steht der 1992 bei der UNESCO eingeführte Begriff „cultural landscape“ bei Marius Röhr in seiner Relevanz für Neubestimmungen der Welterbekonvention im Hinblick auf die „industrielle Kulturlandschaft“ im Zentrum des Interesses, konzentriert sich Rolf Höhmann auf die analytische Kraft des Begriffs unter Zugrundelegung einer systematischen Kategorienbildung zur Beschreibung der 45 Welterbestätten mit Objekten der Technik und Industrie. Die „Antragstauglichkeit“ der industriellen Kulturlandschaft lotet der Beitrag von Ursula Mehrfeld und Marita Pfeiffer aus, in dem die Erfassung des Ruhrgebiets als industrielle Kulturlandschaft kulturpolitisch zurückverfolgt und die gegenwärtigen Diskussionen zum projektierten Welterbeantrag „Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet“ zusammengefasst wird. International kontextualisiert werden „Erinnerungen“ an Industriekultur mit einem am Haus der Geschichte des Ruhrgebiets durchgeführten Projekt (Stefan Berger, Jana Golombek, Christian Wicke), das im globalen Maßstab nach dem Bedeutungszusammenhang von industrieller Entwicklung und kultureller Gestaltung fragt und die damit verbundenen Hervorbringungen je eigener regionaler Identitäten erforscht. Überlegungen zur Forschungsstrategie und erste daraus erwachsende Thesen zum Ruhrgebiet eröffnen Einblicke in die Forschungswerkstatt. Sehenswert ist Industriekultur allemal, was der Beitrag des Fotografen Peter Liedtke mit seinen Hinweisen zur von Fotografen geprägten Wahrnehmungsästhetik auch durch seine großartige Bebilderung verdeutlicht.

Nahezu exemplarisch eröffnet der Aufsatz von Renate Kastorff-Viehmann zu „Landschaft und Identität im Ruhrgebiet der 1920er Jahre“ Blicke auf die Formung der „industriellen Kulturlandschaft“ über die Modellierung des „Ruhrmenschen“.

 

Inhaltsverzeichnis

Industrielle Kulturlandschaft
05_ Der Kulturlandschaftsbegriff im Kontext der UNESCO-Welterbekonvention_Marius Röhr
10_ Europäische industrielle Kulturlandschaften im Welterbe-Kontext_ Rolf Höhmann
15_ Das Welterbe-Projekt „Industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet“_ Ursula Mehrfeld und Marita Pfeiffer
23_ Erinnerung, Bewegung, Identität: Industriekultur als Welterbe im 21. Jahrhundert_ Stefan Berger, Jana Golombek und Christian Wicke
30_ Kulturlandschaft Montan Europe – Fotografie als identitätsprägendes und -stiftendes Medium_ Peter Liedtke

Beiträge
34_ Eine nationale Aufgabe. Das industrielle Erbe an Rhein und Ruhr_ Stefan Berger, Ulrich Borsdorf, Dieter Nellen
36_ Landschaft und Identität im Ruhrgebiet der 1920er Jahre_ Renate Kastorff- Viehmann
38_ Flottmann und die Rückkehr der Geschichte _ Ralf Piorr
40_ Ein Propeller aus mittelalterlicher Burg_ Detlef Hopp
41_ Bäume aus Armenien – ein Zeichen der Freundschaft und Versöhnung_ Heide Rieck

6_ Aufgelesenes

Museen und Ausstellungen
62_ Das Zentrum für Erinnerungskultur, Menschenrechte und Demokratie der Stadt Duisburg hat seine Arbeit aufgenommen_ Michael A. Kanther
63_ Die neue Ausstellung „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“ in der
Dokumentationsstätte Gelsenkirchen_ Stefan Goch
64_ Geschichte inklusive – Blinde und Sehbehinderte können sich neue Dauerausstellung im LWL-Industriemuseum Zeche Zollern eigenständig erschließen_ Christiane Spänhoff
65_ Maloche. Arbeiten auf der Gutehoffnungshütte
65_ Made in Kattowitz. Sonderausstellung zum 150-jährigen Stadtjubiläum von Kattowitz in Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum der Stadt Kattowitz
65_ Historischer Streifzug durch das chemische Labor
66_ Heimat.Front. Oberschlesien und der Erste Weltkrieg
66_ Von Kuzorra bis Özil. Die Geschichte von Fußball und Migration im Ruhrgebiet 67_ Ist das möglich?
67_ Grüße aus Oberhausen
67_ Für Leib und Seele – Von der Kultur des Essens und Trinkens. Große Sonderausstellung zur schlesischen Esskultur
68_ Onkel Hasan
68_ Aufgeladen! Elektromobilität zwischen Wunsch und Wirklichkeit
68_ Schwarzes Porzellan. Kohlekeramik aus Bochum. Die Sammlung Dr. Jürgen Huesmann

Veranstaltungen
69_ Heimatbund Gelsenkirchen e. V.
69_ Kunst- und Kulturinitiative Sprockhövel e.V.
69_ Jüdisches Museum Westfalen
70_ IndustrieFilm Ruhr ´15
70_ Oberschlesisches Landesmuseum Ratingen
70_ LVR-Industriemuseum Oberhausen
70_ Werkstatt Geschichtsarbeit und historisch-politisches Lernen zum Nationalsozialismus
71_ Dokumentationsstätte „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“ 71_ Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr 71_ Hammer Geschichtsverein e.V.

Rezensionen
72_ Kastorff-Viehmann, Renate: Die neue Industriestadt. Ein „Dritter Weg“ der Moderne
72_ Land Nordrhein-Westfalen, Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), Landschaftsverband Rheinland (LVR), Regionalverband Ruhr (RVR), Stadt Dortmund und Stadt Essen (Hg.): Industriekultur 2020. Positionen und Visionen für Nordrhein-Westfalen. Tagungsband
74_ Gawehn, Gunnar: Zollverein. Eine Ruhrgebietszeche im Industriezeitalter – 1847-1914
75_ Moitra, Stefan: Die Geschichte einer Institution. 150 Jahre Bergbauforschung und Ausbildung bei der Westfälischen Berggewerkschaftskasse/DMT-Gesellschaft für Lehre und Bildung
75_Farrenkopf, Michael; Ganzeleweski, Michael: Das Wissensrevier: 150 Jahre Westfälische Berggewerkschaftskasse/DMT-Gesellschaft für Lehre und Bildung
77_ AutorInnenkollektiv Loukanikos (Hg.): History is unwritten. Linke Geschichtspolitik und kritische Wissenschaft. Ein Lesebuch
78_ Piorr, Ralf (Hg.): Flottmann. Eine Geschichte des Reviers
79_ Becker, Frank (Hg.): Der Erste Weltkrieg und die Städte. Studien zur Rhein-Ruhr-Region

Annotationen
80_ Jung, Yong Suk: Strukturwandel im sozialen Feld. Bergarbeiterfamilien im Ruhrgebiet 1945 bis 2000
80_ Weber, Wolfhard (Hg.): Geschichte des deutschen Bergbaus, Bd. 2: Salze, Erze und Kohlen. Der Aufbruch in die Moderne im 18. und 19. Jahrhundert
81_ Pietrall, Stefan; Kohlrusch, Rainer: Der Steinbruch Weuste in Sprockhövel-Haßlinghausen
81_ Rasch, Manfred (Hg.): Der Kokshochofen. Entstehung, Entwicklung und Erfolg von 1709 bis in die Gegenwart
81_ Busch, J. Rainer: Die Kupferdreher Straße. Eine Straße erzählt
81_ Geschichtskreis Zeche Radbod (Hg): Enthülle Verhülltes. Die Zeche Radbod in der Regie der „Bergwerksgesellschaft Trier mbH Hamm (Westf.)“
82_ Kultur und Heimat Castrop-Rauxel e.V. (Hg.): Kultur und Heimat Castrop-Rauxel
82_ LWL-Medienzentrum für Westfalen: Als die Amerikaner kamen. US-
Filmaufnahmen vom Kriegsende 1945 in Westfalen
83_ LWL-Medienzentrum für Westfalen: Auf Kohle geboren. Der Steinkohlenbergbau in Westfalen
83_ Gorißen, Stefan; Sassin, Horst; Wesoly, Kurt (Hg.): Geschichte des Bergischen Landes, Band 1: Bis zum Ende des alten Herzogtums 1806
84_ Maetzke, Susanne: Das Fahrrad in Werne 1898-2014. Zahlen und Fakten zur Geschichte des Fahrrades und des Radsports aus den Archivalien und Dokumenten des Stadtarchivs Werne

85_ Ruhrgebietsbibliografie

96_ Zeitschriftenrundschau

98_ Adressenverzeichnis

102_ Autorinnen und Autoren