07. Dezember 2024
Eröffnungsveranstaltung des 7. Geschichtswettbewerbs „HAU REIN! Bergbau im Ruhrgebiet. Alltag. Wissen. Wandel.“
Ende Dezember 2018 werden die letzten beiden Bergwerke – das Bergwerk Prosper-Haniel in Bottrop und das Bergwerk Ibbenbüren – geschlossen. Damit läuft die in den 1950er Jahren begonnene Rückführung des Steinkohlenbergbaus in NRW endgültig aus, eine Ära deutscher Industriegeschichte geht zu Ende. Während das Ruhrgebiet bis Ende 2018 mit zahlreichen Veranstaltungen und Publikationen Abschied von seinem Selbstverständnis als aktive Bergbauregion nehmen wird, ruft auch das Forum Geschichtskultur an Ruhr und Emscher e.V. mit dem Geschichtswettbewerb „HAU REIN! Bergbau im Ruhrgebiet. Alltag, Wissen, Wandel.“ 2017 dazu auf, zurückzuschauen und die Geschichte, Hinterlassenschaften, Werte und Traditionen des Bergbaus noch einmal in den Blick zu nehmen.
„Natürlich wird der Bergbau Ende 2018 nicht ganz verschwinden“, so Forum-Vorsitzender Prof. Dr. Stefan Goch bei der Eröffnung des Wettbewerbs am 20. Januar. „Durch zahlreiche Relikte wird er auch in Zukunft präsent sein: durch die ehemaligen Industriedörfer, die „Kathedralen“ der Arbeit, die Bergehalden und Bodensenkungen, durch Mythen und Erzählungen und nicht zuletzt durch die mit dem Bergbau eng verbundene Erinnerungskultur des Ruhrgebiets in Museen, Archiven und Geschichtsvereinen.“
Der Geschichtswettbewerb findet statt unter dem Dach von „Glückauf Zukunft!“, einem Programm, das die RAG-Stiftung 2016 gemeinsam mit der RAG Aktiengesellschaft und der Evonik Industries AG sowie im Schulterschluss mit dem Sozialpartner IG BCE initiiert hat. Im Rahmen von „Glückauf Zukunft!“ werden bis einschließlich 2018 größere wie kleinere Projekte initiiert, die den Steinkohlenbergbau würdigen und Signale des Aufbruchs für die Regionen an Ruhr und Saar geben. Die RAG-Stiftung unterstützt den Geschichtswettbewerb. Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied im Vorstand der RAG-Stiftung, betonte: „Als RAG-Stiftung fördern wir den Wettbewerb sehr gerne. Denn wir wissen aus unserer eigenen Geschichte heraus: Herkunft schafft Zukunft. Deshalb ist die Befassung mit unserer Vergangenheit so wichtig.“
Der Geschichtswettbewerb mit dem markanten Titel „HAU REIN! Bergbau im Ruhrgebiet. Alltag, Wissen, Wandel.“ ist der 7. seiner Art. Der erste Geschichtswettbewerb im Ruhrgebiet war 1991 von der Internationalen Bauausstellung Emscher Park (IBA) und der Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege veranstaltet worden. Harry Kurt Voigtsberger, Präsident der NRW-Stiftung, erinnerte daran und an die damit verbundene Geburtsstunde des Forum Geschichtskultur. Seitdem unterstützt die NRW-Stiftung das Forum, so auch den aktuellen Wettbewerb.
Eine von Prof. Heinrich Theodor Grütter (Ruhr Museum / Forum Geschichtskultur) moderierte Gesprächsrunde mit dem Historiker Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Brüggemeier (Universität Freiburg), dem im asiatischen Raum tätigen Geologen Dr. Hartwig Gielisch (DMT), dem Geografen und Raumplaner Dr. Achim Prossek (Humboldt-Universität zu Berlin) und der Geologin und stellvertretenden Leiterin des Ruhr Museums Ulrike Stottrop setzte sich mit der Frage „Was kommt nach der Kohle? Bergbau im Ruhrgebiet“ auseinander.
HAU REIN! Bergbau im Ruhrgebiet. Alltag. Wissen. Wandel.
Wie, wo, wann, warum konnte der Bergbau seine Prägekraft erlangen? Mit Blick auf Technik, Stadtentwicklung, Architektur, Bildung, Geschlechterverhältnis, Sozialpartnerschaft, Umwelt, Kultur und anderem. Wie und mit welchen historischen Wahrnehmungen und Emotionen nimmt die Revierbevölkerung vom Montanzeitalter Abschied? Mit welchen individuellen und kollektiven Erinnerungen wird der Bergbau im Ruhrgebiet weiterleben?
Mit diesen Fragen richtet das Forum Geschichtskultur an Ruhr und Emscher e.V. bis zum 31. Dezember 2017 seinen 7. Geschichtswettbewerb „HAU REIN! Bergbau im Ruhrgebiet. Alltag. Wissen. Wandel.“ aus. Der Titel spannt augenzwinkernd und auffordernd einen Horizont auf, der von Anstrengung bis Genuss reicht. Das Thema „Bergbau“ soll in einer Vielzahl von Perspektiven in den Blick genommen werden und zwar sowohl von Wissenschaftler*innen als auch von historisch interessierten Menschen in der Region. Denn das ist das deutschlandweit Einmalige an diesem Wettbewerb: dass sowohl historisch-kritisch reflektierte Beiträge als auch persönliche Erinnerungen eingereicht werden können, gleich welchen Alters die Einreicher sind.
„Die Beiträge dürfen allerdings nicht vor 2012 fertiggestellt worden sein. Es wäre toll, wenn sich auch junge Menschen und diejenigen beteiligen würden, die sich eng mit dem Bergbau verbunden fühlen, ohne dass sie in einem Verein organisiert sind, wie zum Beispiel viele der als „Gastarbeiter“ ins Ruhrgebiet gekommenen Bergleute oder Koker“, so die beiden Geschäftsführerinnen Susanne Abeck und Dr. Uta C. Schmidt. „Wir stehen für Nachfragen gerne zur Verfügung.“
Nach einem zweistufigen Juryverfahren werden die herausragenden Beiträge im April 2018 mit einer Summe von 50.000 Euro honoriert. Alle Beiträge werden dokumentiert und die dem Thema „HAU REIN!“ besonders angemessenen Einreichungen erscheinen auszugsweise 2018 in einem Buch. „Dabei können alle möglichen Formate eingereicht werden, nicht nur Bücher, sondern auch persönliche Aufzeichnungen, Aufsätze, Ausstellungen, Fotostrecken, Podcasts, Videos, Soundscapes, Projektdokumentationen – also Text-, Ton- und Bildformate“, so Uta C. Schmidt.
Alle Fotos: Forum Geschichtskultur an Ruhr und Emscher / Bettina Steinacker