Mailingliste

Workshop
Identitätskonstruktionen für das Ruhrgebiet seit den 1970er-Jahren

Freitag, 4. Februar 2022, 14:15 – 16:45 Uhr

Workshop: *Identitätskonstruktionen für das Ruhrgebiet seit den
1970er-Jahren**
*
Vorstellung und Diskussion der These: /*Verschiedene Akteursgruppen
entfalten diese Kern-Identität spezifisch und konkret*//*
*/
Die Akteur:innen innerhalb des Ruhrgebiets zerfallen in verschiedene
kleinere Kollektive entlang von Subkulturen, Religionen und
Konfessionen, kommunalen Grenzen, der Zuneigung zu einem Fußballclub,
ihrer sozio-ökonomischen Stellung oder anderen Distinktionskriterien.
Viele dieser Gruppen beriefen und berufen sich auf eine ihnen eigene,
spezifische kollektive Ruhrgebietsidentität, um sich hiermit von ihren
Pendants außerhalb der Region abzugrenzen oder ihre besonderen
Eigenschaften hervorzuheben. Hierbei wird die Kern-Identität und damit
das übergeordnete Narrativ von allen Kollektiven geteilt; die einzelnen
Gruppen entwickeln jedoch auf Basis ihrer Bezugspunkte und der damit
verbundenen Erfahrungen eigene Erweiterungen der Kern-Identität. Diese
differieren und werden nicht in der Breite geteilt, stehen aber in aller
Regel auch nicht im Widerspruch zu der weit angelegten Kern-Identität.
Der spezifische Mehrwert, der den einzelnen Akteursgruppen aus der
Adaption der Kern-Identität erwächst, ist zu diskutieren.

Referent:innen: Fabian Köster, Jana Golombek, Achim Prossek

/Zu dem Workshop/

Auch im zweiten Jahr nach der Schließung der letzten Zeche im Ruhrgebiet
und einem guten halben Jahrhundert Strukturwandel ist der
Steinkohlenbergbau in der Region allgegenwärtig. Neben einer Vielzahl
von Industriedenkmälern erinnern im Ruhrgebiet zahlreiche weitere
materielle und immaterielle Hinterlassenschaften, aber auch
verschiedenste an die lokale Geschichte angelehnte Alltags- und
Konsumartikel an die montanindustrielle Vergangenheit der Region. Nudeln
in Form eines Fördergerüsts sind ebenso im Handel zu finden wie
Quietscheentchen im Bergmannsoutfit oder schwarze Kumpel-Seife in Form
eines Kohlestücks. In zahlreichen Dokumentationen und Publikationen wird
an die Vergangenheit des Reviers erinnert und nicht nur Politiker
stilisieren sich gern als Teil der Gruppe hart arbeitender, einfacher
und ehrlicher Menschen, die die Region groß gemacht haben und deren
Tugenden in der Erinnerung an die Blütezeit der Region weitergetragen
werden.

Soweit der oberflächliche Blick auf die regionale Folklore, die
bestimmte Ideen einer gemeinsamen regionalen Identität vermittelt. Doch
schaut man genauer hin, bleibt die Identität des Ruhrgebietes und seiner
Bewohner:innen jenseits der Stereotype von Schimanski und
Pommes-Currywurst merkwürdig unbestimmt. Es scheint als habe der
schrumpfende traditionelle montanindustrielle Führungssektor hier ein
Vakuum hinterlassen, das von der folkloristischen Hülle umschlossen
wird. Wir möchten in einem Workshop nach der Existenz von Identitäten
abseits von Bergbau und Stahlindustrie fragen. Hierbei soll die
Konstruktion der vordergründig sichtbaren und der versteckten
Identitäten im Ruhrgebiet untersucht und die Entstehung vor dem
Hintergrund des Strukturwandels seit den 1970er Jahren kontextualisiert
werden.

Anmeldung unter ws-identitaeten-ruhrgebiet-2021@rub.de.

Weitere Informationen unter
www.ruhr-uni-bochum.de/ws-identitaeten-ruhrgebiet-2021/