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Vortrag
Vortrag und Eva und Edith Pionierinnen des israelischen Kunsthandwerks

Donnerstag, 5. Mai 2022, 17:00 Uhr

Vortrag und Ausstellungseröffnung
*Eva und Edith Samuel: Pionierinnen des israelischen Kunsthandwerks **
*Referentin: Martina Strehlen

Eva (1904-1989) und Edith (1907-1964) Samuel waren Töchter des ersten
Rabbiners der Essener jüdischen Gemeinde, Dr. Salomon Samuel, und seiner
Frau Anna, geb. Friedländer. Ihre Mutter, die selbst malte, erkannte
früh das Interesse ihrer Töchter an Kunst und besuchte mit ihnen
sämtliche Kunstausstellungen in Essen, darunter auch das spätere Museum
Folkwang.

Beide Töchter studierten nach ihrem Schulabschluss an der Handwerker-
und Kunstgewerbeschule. Eva Samuellernte in Worpswede die Ideen der
damals neuen Bauhaus-Bewegung kennen, die Kunst und Handwerk wieder
zusammenführen wollte. Bald entschloss sie sich, Keramikerin zu werden
und arbeitete unter anderem in der Werkstatt von Will Lammert auf der
Margarethenhöhe. 1932 emigrierte sie nach Palästina, wo sie eine eigene
Werkstatt eröffnete. Sie war die erste Jüdin, die künstlerische Keramik
im neu entstehenden Staat Israel herstellte. In ihrer Arbeit ließ sie
sich von der antiken Keramik der Region, aber auch von ihrer Umgebung,
von Menschen, Tieren und Landschaften inspirieren.

Edith Samuel unterrichtete nach ihrem Studium als Werklehrerin in
Schulen und im jüdischen Kinderhort in Essen. Nachdem sie 1933 als Jüdin
aus dem Schuldienst entlassen wurde, zog sie zu ihren Eltern, die seit
Ende 1932 in Berlin lebten. Dort wurde sie schnell bekannt als
Puppenmacherin und Illustratorin. Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs
gelang es ihr, nach Palästina zu entkommen, wo sie zunächst
Werbebroschüren und Papierspielzeug herstellte, sich aber bald ganz auf
die Puppenherstellung konzentrieren konnte. Ihre Puppen, die sie oft
nach dem Vorbild echte Kinder oder Szenen aus der Umgebung gestaltete,
galten schon bald als „Ikonen des jungen Staates Israel“.

Eine lebenslange Freundin der Familie Samuel war Else
Schubert-Christaller (1891-1982), die Tochter eines Pfarrers und einer
Schriftstellerin, die zeitweise in Essen wohnte. Ihre Enkelin überließ
der Alten Synagoge in den letzten Jahren zahlreiche Unterlagen, darunter
hunderte von Briefen, hebräische Bücher, Fotos und Zeichnungen von Eva
und Edith Samuel. Einen Teil dieser Zeichnungen möchten wir erstmals in
einer kleinen Ausstellung vorstellen.

/Martina Strehlen /ist stellvertretende Leiterin der Alten Synagoge
Essen und zuständig für die Sammlungen. Nach ihrem Studium der
Judaistik, Islamwissenschaft und Bibliothekswissenschaft in Köln,
Jerusalem und Berlin führte sie Projekte zur Erfassung jüdischer
Friedhöfe in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg durch. Seit 2004 ist
sie in der Alten Synagoge Essen tätig.

*Veranstaltungsort*
Alte Synagoge Essen
Edmund-Körner-Platz 1, 45127 Essen