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Vortrag
Nueva Germania und andere utopische Siedlungen
*Nueva Germania und andere utopische Siedlungen*
Kostenloser Vortrag im LWL-Museum für Archäologie und Kultur
Nueva Germania erlangte traurige Berühmtheit als erste Privatkolonie
Paraguays und Zufluchtsort für die „arische Rasse“. Gegründet 1887 durch
die Schwester von Friedrich Nietzsche, besteht sie bis heute und ist
Thema eines aktuellen Forschungsprojekts. Am Donnerstag (16.5.) ist die
Mittelalter- und Neuzeitarchäologin Prof. Dr. Natascha Mehler von der
Universität Tübingen im Museum für Archäologie und Kultur des
Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Herne zu Gast. In einem
kostenlosen Vortrag berichtet sie von ihren aktuellen Ausgrabungen in
Südamerika und wirft einen Blick auf weitere utopische Siedlungen auf
dem amerikanischen Kontinent.
Die großen Einwanderungswellen nach Nord- und Südamerika in der Neuzeit
sind gut untersucht. Europäische Herrschende oder auch Handelskompanien
gründeten Kolonien, deren Bewohner:innen zum Beispiel aus Spanien,
England oder den Niederlanden die Geschichte der Kontinente prägten.
Wenig bekannt sind dagegen die sogenannten utopischen Siedlungen,
kleinere Enklaven, deren Gründungen anders motiviert waren. Hierher
kamen Menschen, die sich in ihrer Heimat in der Ausübung ihrer
religiösen Praxis eingeschränkt sahen oder verfolgt wurden. Andere
flohen vor der Industrialisierung, die Europa erfasste, um in der „Neuen
Welt“ ein einfaches, auf Landwirtschaft basierendes Leben zu beginnen.
Einzelne utopische Siedlungen sind inzwischen auch in den Fokus der
historischen Archäologie gerückt. Sie basieren häufig auf Visionen, die
in der Praxis dauerhaft nicht bestehen können.
Mehler präsentiert einige Beispiele, besonders die aktuellen
Untersuchungen zur Kolonie Nueva Germania, die 1886 von Elisabeth
Nietzsche und Bernhard Förster in Paraguay als privates, antisemitisch
motiviertes Unternehmen gegründet worden war.
/Zur Referentin/
Prof. Dr. Natascha Mehler ist Professorin für die Archäologie des
Mittelalters an der Universität Tübingen. Ihr Forschungsschwerpunkt
liegt in der Mittelalter- und Neuzeitarchäologie. 2017 erhielt Mehler
den Caroline-von-Humboldt-Preis für ihre kreative und interdisziplinäre
Forschung.
/
/Hintergründe zum Forschungsprojekt
Mehlers Forschungsprojekt zur Kolonie Nueva Germania ist Teil des
Sonderforschungsbereichs „RessourcenKulturen“, das die
gesellschaftlichen Dimensionen von Ressourcen untersucht. Mehler
betrachtet mit Attila Dészi die Ideologie des Gründerpaares und der
ersten Siedler als immaterielles Hilfsmittel und fragt, wie sich ihre
Ideologie vor Ort und auf der Grundlage der Siedlungsbedingungen
veränderte. Zahlreiche Schriftquellen und Pläne stehen für die
Auswertung zur Verfügung. In einer ersten Feldkampagne im Februar und
März 2022 untersuchten und dokumentierten die Wissenschaftler:innen
Baustrukturen und Parzellen der Gründungsphase der Kolonie. In
Interviews sprachen sie mit der Bevölkerung vor Ort über die materiellen
Hinterlassenschaften als „dark heritage“ (engl. dunkles Erbe).
Der Vortrag ist Teil der Vortragsreihe des Fördervereins LWL-Museum für
Archäologie und Kultur zur aktuellen Sonderausstellung „Modern Times.
Archäologische Funde der Moderne und ihre Geschichten“. Der Vortrag ist
unter folgendem Link im Livestream abrufbar:
https://youtube.com/live/V628wAvB_O8
*Veranstaltungsort*
LWL-Museum für Archäologie und Kultur
Europaplatz 1, 44623 Herne
www.lwl-landesmuseum-herne.de