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Vortrag
Kapp-Putsch 1920 am Beispiel des Bottroper Massakers an ArbeiterInnen

Freitag, 25. März 2022, 19.00 Uhr

*Kapp-Putsch 1920 am Beispiel des Bottroper Massakers an ArbeiterInnen*
Referent: Sahin Aydin , Lokalhistoriker Bottrop

Im März 2022 jähren sich der Kapp-Putsch und die aus seiner
Niederschlagung hervorgegangene Märzrevolution zum 102. Mal. Ein fast
vergessenes Kapitel deutscher Geschichte, das jedoch so wichtig
erscheint, wie die Novemberrevolution 1918. Denn im Frühjahr 1920
rettete die Arbeiterbewegung die parlamentarische Demokratie, die sie
kaum zwei Jahre zuvor erstritten hatte.

Am 13. März 1920 putschten in Berlin Truppen unter Befehl des Generals
von Lüttwitz zusammen mit anderen rechtsradikalen Akteuren um Wolfgang
Kapp gegen die noch junge Weimarer Republik. Ziel war die Errichtung
einer Quasi-Militärdiktatur unter Führung von Wolfgang Kapp als
Reichskanzler. Getragen wurde der Putsch von Teilen der Reichswehr und
Freikorps, insbesondere die der Marinebrigade Erhardt. Die gewählte
Reichsregierung von SPD, Zentrum und DDP musste nach Stuttgart fliehen.
Zur Abwehr des sog. Kapp-Putsches mobilisierte ein gemeinsames Bündnis
von Gewerkschaften und Arbeiter:innenparteien zum Generalstreik. Die
mangelnde Unterstützung der Putschisten in der Reichswehr, besonders
aber der Generalstreik der Arbeiter:innen und Angestellten sowie die
Weigerung weiter Teile der Ministerialbürokratie, der Putsch-Regierung
zu folgen, führte zur Aufgabe der Umstürzler am 17. März.

Besonders stark war die Streikbewegung im Industrierevier zwischen Rhein
und Ruhr. Zur Abwehr putschender Freikorps entwickelte sich aus
regionalen Arbeiterwehren die Rote Ruhrarmee. Überall im Ruhrgebiet
bildeten sich zudem politisch unterschiedlich positionierte Arbeiter –
und Vollzugsräte, die (Selbst-)Verwaltungsaufgaben übernahmen. Aus ihren
Reihen erwuchs der Versuch, die 1918/19 verhinderte soziale Revolution
doch noch zu erkämpfen. Dies scheiterte und die Reichsregierung setzte
zur Niederschlagung der Roten Armee auch Truppen ein, die zuvor am
Putsch beteiligt waren.

Der Lokalhistoriker Sahin Aydin führt in die Geschichte der Kämpfe jener
Tage am Beispiel der Ereignisse in Bottrop ein. Bottrop bildete ein
politisches und militärisches Zentrum des Widerstandes gegen den
pre-faschistischen Putsch. Aber auch der Umgang mit Geschichte wird im
Vortrag thematisiert. Wie kann es sein, fragt Aydin, dass noch über
einhundert Jahre nach dem Putsch und der Niederschlagung der
Widerstandsbewegung an die Täter der Marinebrigade von Löwenfeld im
öffentlichen Raum ehrend erinnert wird? Warum ist es heute scheinbar so
schwierig eine an die demokratische Tradition der Weimarer Republik
anschließende Erinnerungskultur an die Märzrevolution herzustellen?

Veranstalter: Kurdisch-Deutscher Freundschaftskreis e. V. und
Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW

*Veranstaltungsort*
Gaststätte Concordia
Eper Str. 13, 48599 Gronau/Westf.