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Vortrag
Vortrag in der Alten Synagoge Essen

Donnerstag, 24. Januar 2019, 19.00 Uhr

Vortrag: „nicht nur ein Mann der Wissenschaft… auch in den schönen
Künsten zu Hause“
Referentin: Martina Strehlen, M.A., Essen

Salomon Samuel stammte aus Culm in Westpreußen (Chelmno, Polen). In
Berlin studierte er Philosophie und Orientalia an der Universität bis
zur Promotion und wurde gleichzeitig an der (liberalen) Lehranstalt für
die Wissenschaft des Judentums zum Rabbiner ausgebildet. Schon seine
erste Anstellung führte ihn 1894 nach Essen – der junge Samuel war der
erste Rabbiner der Essener jüdischen Gemeinde überhaupt. Er blieb dort
fast 40 Jahre. In seine Amtszeit fiel der Bau der Essener Synagoge, die
nach ihrer Einweihung 1913 vielen als die schönste in Deutschland galt.
Samuel hatte in Zusammenarbeit mit dem christlichen Architekten Edmund
Körner maßgeblichen Einfluss auf die Gestaltung der Synagoge genommen.
So entstand ein Baukunstwerk, das sich sowohl an zeitgenössische
Baustile anlehnte als auch in vielen Details jüdische Traditionen betonte.

Mit seiner Frau Anna, geb. Friedlaender, vier Kindern und zwei
unverheirateten Schwestern lebte er im Gemeindehaus neben der Synagoge.
Unermüdlich widmeten sie sich der Integration und Versorgung der
zahlreichen Juden aus Osteuropa, die vor allem während und nach dem 1.
Weltkrieg nach Essen gekommen waren. Rabbiner Samuel gehörte zu den
Köpfen des liberalen Judentums in Deutschland und brachte dies auch in
vielen gelehrten Publikationen zum Ausdruck. Deutsche Juden sollten
„Bürger zweier Welten“ sein, patriotisch national und zugleich „jüdische
Eigenart“ pflegend. Nachdem er 1932 in Ruhestand gegangen war, zog die
Familie nach Berlin. Dort wollte sich Samuel seinen wissenschaftlichen
Studien widmen. Doch wurde sein Lebensraum in der NS-Zeit immer mehr
eingeschränkt. Seinen Kindern gelang es noch, nach Palästina zu fliehen.
Er selbst hatte Ermahnungen, sein Vaterland zu verlassen, zu lange
ignoriert, wie er selbst eingestand. Im August 1942 wurden er, seine
Frau und seine noch lebende Schwester nach Theresienstadt deportiert.
Dort starben alle drei im Oktober 1942.

Martina Strehlen, M.A., studierte Judaistik, Islamwissenschaft und
Bibliothekswissenschaft in Köln, Jerusalem und Berlin. Danach war sie u.
a. in Projekten zur Erfassung jüdischer Friedhöfe in Rheinland-Pfalz und
Baden-Württemberg tätig. Seit 2004 ist sie in der Alten Synagoge Essen
für die Sammlungen zuständig.

Veranstaltung aus der Reihe „Aufbrüche“. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Veranstaltungsort:
ALTE SYNAGOGE
Edmund-Körner-Platz 1, 45127 Essen
www.alte-synagoge.essen.de