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Vortrag im LWL-Museum für Archäologie in Herne

Donnerstag, 20. September 2018, 19.00 Uhr

Öffentlicher Vortrag im LWL-Museum für Archäologie in Herne
„Mogelei im Knochenkeller – Der Schädel von Paderborn-Sande und die
falschen Daten des Prof. Protsch“

Es war der größte Skandal in der Geschichte der deutschen
Steinzeitforschung: Über Jahrzehnte hatte ein Anthropologie-Professor
bedeutende Knochendatierungen gefälscht, darunter den Schädel des
vermeintlich ältesten Westfalen. Unter dem Titel „Mogelei im
Knochenkeller – Der Schädel von Paderborn-Sande und die falschen Daten
des Prof. Protsch“ erzählt Prof. Dr. Thomas Terberger am Donnerstag
(20.09.) um 19.00 Uhr, wie er der Mogelei und ihrem Ausmaß gemeinsam mit
einem Kollegen auf die Schliche kam. Der Vortrag findet im Nachgang der
Sonderausstellung „Irrtümer & Fälschungen der Archäologie“ im LWL-Museum
für Archäologie in Herne statt.

In seinem Vortrag nimmt Terberger die Zuhörer mit auf seine
kriminalistische Reise. Die Häufung sensationell alter Schädelfunde, die
immer wieder mit dem Namen Protsch in Verbindung standen, machten ihn
2004 aufmerksam. Als er Fundstücke von einem renommierten Labor erneut
datieren ließ war sein Erstaunen groß: Verschiedene Schädelfunde,
angeblich aus der menschlichen Vorgeschichte, waren um Zehntausende von
Jahren vordatiert. Darunter auch der Schädel von Paderborn-Sande, der im
LWL-Museum für Archäologie aufbewahrt wird. Statt mit 27.400 Jahren war
der bis dahin älteste moderne Westfale plötzlich nur noch 240 Jahre alt.
Welch verheerende Folgen dieser Skandal für die deutsche Wissenschaft
hatte, führt Terberger in seinem Vortrag eindrücklich vor Augen.

Universitäten gelten als die Kathedralen der deutschen
Bildungslandschaft und akademische Titel genießen in der Öffentlichkeit
hohe Glaubwürdigkeit. Vor diesem Hintergrund erscheint die Geschichte
von Prof. Protsch unglaublich. Der Anthropologe wurde in den 1970er
Jahren an die Universität Frankfurt berufen und galt als Spezialist für
die Radiokarbonmethode. Doch statt mühsam ein neues Labor aufzubauen,
entschied sich der Professor für einen leichteren Weg: Über Jahre erfand
er in den 1980er Jahren 14C-Daten von angeblich alten Knochen. Zu seinen
bevorzugten „Opfern“ gehörten auch menschliche Schädel aus Westfalen,
die über 20.000 Jahre alt sein sollten.

Thomas Terberger ist Steinzeitforscher an der Universität Göttingen im
Seminar für Ur- und Frühgeschichte und als Referent für Jägerische
Archäologie im Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege in Hannover
tätig. Nicht zuletzt durch die Enttarnung der Machenschaften des Reiner
Protsch ist Terberger überregional bekannt.

Die Veranstaltung ist Teil der Vortragsreihe des Fördervereins
LWL-Museum für Archäologie e. V. zu aktuellen Sonderausstellungen,
archäologischen Themen, zur Geschichte der Region Westfalen und zu neuen
wissenschaftlichen Erkenntnissen rund um die Archäologie. Der Eintritt
zum Vortrag ist kostenlos. Mehr Infos: www.lwl-landesmuseum-herne.de

Veranstaltungsort:
LWL-Museum für Archäologie
Europaplatz 1, 44623 Herne