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Vortrag
Du bist nicht ganz verlassen“

Die Veranstaltung muß aufgrund der Absage der Leipziger Buchmesse leider
ausfallen. Die Veranstalter*innen versuchen, die Buchvorstellung mit
Mark Roseman im Herbst nachzuholen.

Dienstag, 10. März 2020, 19.00 Uhr

Vortrag „Du bist nicht ganz verlassen“
Eine Geschichte von Rettung und Widerstand im Nationalsozialismus

In den frühen 1920er Jahren fand sich in Essen eine kleine Gruppe von
Idealisten zusammen. Der »Bund – Gemeinschaft für sozialistisches Leben«
war auf der Suche nach einer Lebensweise, die Körper, Geist und Seele in
Einklang bringen sollte. Doch mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten
änderte sich die Agenda seiner Gründer: Sie arbeiteten gegen das Regime
und wurden in der Judenhilfe aktiv. Sie schrieben Briefe an die Opfer,
verschickten Pakete mit Lebensmitteln und Kleidern, verschafften den
Verfolgten Unterkünfte und unterstützten einige dabei, im Untergrund zu
überleben.

Mittels unveröffentlichter Aufzeichnungen, Fotos und Interviews mit
früheren Mitgliedern erzählt der britische Historiker Mark Roseman die
bislang weitgehend unbekannte Geschichte des »Bunds«. Anhand dieser
außerordentlichen Geschichte gelingt es ihm die Erfahrung von Rettung
und Hilfe neu zu denken. Das Buch zeigt unter anderem wie sehr unsere
Vorstellung von der »Rettung« von Juden ein Nachkriegsprodukt ist,
geprägt vom Bedürfnis, ein vereinfachtes Bild des rechtschaffenen
Individuums zu feiern. Dagegen deckt Mark Roseman eine Welt auf, die
vielfach nicht zu unserer gängigen Vorstel-lung passt, und zeigt zudem,
wie schwer es den Akteuren fiel, ihre eigenen Erlebnisse in der
Nachkriegszeit zu bewerten. Vor allem aber wirft die Geschichte des
Bundes neues Licht darauf, was es bedeutete, in der dunklen Zeit Hilfe
zu leisten.

Mark Roseman ist in England aufgewachsen und hat sich schon seit
längerem mit der Problematik des Überlebens im Untergrund beschäftigt.
Er ist Historiker und lehrt an der Indiana University in Bloomington. Er
ist dort Distinguished Professor für Jüdische Studien und lehrt auch am
Department für Germanistik. Er stellt in Essen als erstem Ort in
Deutschland sein neuestes Buch über den „Bund“ vor. Mark Roseman, 1958
in London geboren, ist Professor für Neuere Geschichte und Direktor des
Jewish Studies Program an der Indiana University in Bloomington/USA.
Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte des Nationalsozialismus
und des Holocaust. Zahlreiche Veröffentlichungen zur jüngeren deutschen
Geschichte, darunter »Die Wannsee-Konferenz. Wie die NS-Bürokratie den
Holocaust organisierte«. 2002 erschien sein Buch »In einem unbewachten
Augenblick. Eine Frau überlebt im Untergrund«, für das er eine Reihe
bedeutender Preise erhielt, u.a. den Fraenkel Prize für das beste
historische Werk, den Wingate Prize für das beste Sachbuch; diese
Rekonstruktion der Lebensgeschichte der Essener Jüdin Marianne Strauß
wurde zudem mit dem renommierten Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet.

Eine Kooperation der Alten Synagoge mit der Buchhandlung Proust, der
Volkshochschule Essen und dem Historischen Verein für Stadt und Stift
Essen e.V.

Veranstaltungsort:
ALTE SYNAGOGE
Edmund-Körner-Platz 1, 45127 Essen
www.alte-synagoge.essen.de