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Vortrag
Der „blutige Karsamstag“ bei Krupp

Dienstag, 17. Januar 2023, 18.00 Uhr

*Beginn der Vortragsreihe zur Ruhrbesetzung mit **/*Der „blutige
Karsamstag“ bei Krupp*/
*Referent: Dr. Klaus Wisotzky, Düsseldorf

Seit dem 12.1.2023 zeigt das Ruhr Museum auf dem UNESCO-Welterbe
Zollverein die Galerieausstellung „Hände weg vom Ruhrgebiet! Die
Ruhrbesetzung 1923-1925“. Im Rahmen des umfangreichen Begleitprogramms
zur Ausstellung startet am 17.1.2023 die hochkarätig besetzte,
wissenschaftliche Vortragsreihe. Sie beschäftigt sich mit verschiedenen
Perspektiven zum Thema Ruhrbesetzung. Dabei geht es um den „blutigen
Karsamstag“, die Industriellen des Reviers, die Deutungen der
Ruhrbesetzung, die Propagandaschlacht und schließlich um die Einordnung
der Ruhrbesetzung in die europäische Geschichte. Bis zum 14.2.2023
finden fünf Vorträge jeweils dienstags um 18 Uhr im Kokskohlenbunker des
Ruhr Museums statt.

Den Auftakt macht am Dienstag, dem 17.1.2023, um 18 Uhr der Historiker
und ehemalige Leiter des Hauses der Essener Geschichte/Stadtarchiv Dr.
Klaus Wisotzky mit seinem Vortrag *Der „blutige Karsamstag“ bei Krupp*.
In seinem Vortrag werden die Ereignisse am Ostersamstag 1923, die
Reaktion der Öffentlichkeit, die inszenierte Beerdigungsfeier und der
Krupp-Prozess eingehend betrachtet und die Frage aufgeworfen, warum dem
„blutigen Karsamstag“ in der Essener Erinnerungskultur nicht mehr
gedacht wird.

Am Morgen des 31.3.1923 wollte eine kleine französische Einheit in der
Kruppschen Wagenhalle LKWs beschlagnahmen. Tausende von Arbeitern
protestierten spontan gegen die Requirierung der Kraftwagen. Als sich
die französischen Soldaten durch die Demonstranten bedrängt fühlten,
eröffneten sie das Feuer und stürmten aus der Halle. Zu beklagen waren
13 Tote und zahlreiche Verletzte. Es war der schwerste Zusammenstoß
während der Besatzungszeit im Ruhrgebiet und fand weltweit Beachtung.
Gustav Krupp von Bohlen und Halbach und das Direktorium wurden danach
als die vermeintlich Schuldigen von einem Kriegsgericht zu langjährigen
Gefängnisstrafen verurteilt. Die Regierung nutzte die Gelegenheit, um
die antifranzösische Stimmung anzuheizen. Die Trauerfeierlichkeiten und
die Beerdigung der Toten am 10.4.2023 wurden als machtvolle, die
nationale Einheit demonstrierende Kundgebungen gestaltet. Obwohl auch in
der Folgezeit alles getan wurde, um das Geschehen im Bewusstsein der
Bevölkerung zu halten, ist dieser „blutige Karsamstag“ heute weitgehend
in Vergessenheit geraten.

*Dr. Klaus Wisotzky *hat Geschichte und Germanistik in Düsseldorf
studiert. Nach seiner Ausbildung zum höheren Archivdienst war er Leiter
des Stadtarchivs Ratingen (1986 bis 1995) und des heutigen Hauses der
Essener Geschichte/Stadtarchiv (1995 bis 2018). Er hat zusammen mit
Monika Josten die Dauerausstellung „Essen – Geschichte einer Großstadt
im 20. Jahrhundert“ im Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv
konzipiert und zahlreiche Publikationen zur Stadtgeschichte Essens und
Ratingens sowie zur Bergbau- und Archivgeschichte verfasst und
herausgegeben. Zuletzt erschien 2019 „Unruhige Zeiten. Politische und
soziale Unruhen im Raum Essen 1916–1919“.

Alle Veranstaltungen der Vortragsreihe sind kostenlos. Eine Anmeldung
ist nicht erforderlich. Bei Fragen kontaktieren Sie bitte den
Besucherdienst des Ruhr Museums unter besucherdienst@ruhrmuseum.de oder
Mo-Fr von 9-16 Uhr unter 0201 24681 444.

Die weiteren Vorträge im Überblick

Di 24.1.2023_18 Uhr
Prof. Dr. Ralf Stremmel
/Nationale Verräter. Industrielle während der Ruhrbesetzung/

Di 31.1.2023_18 Uhr
Prof. Dr. Stefan Goch
/Nationale Welle und / oder Klassenkampf? Deutungen der Ruhrbesetzung/

Di 7.2.2023_18 Uhr
Gabriele Unverferth
/Das Plakat als Waffe. Ruhrbesetzung und Propaganda/

Di 14.2.2023_18 Uhr
Prof. Dr. Michael Wildt
/1923 – ein europäisches Krisenjahr/

*Veranstaltungsort*
Kokskohlenbunker des Ruhr Museums
Welterbe Zeche Zollverein
Gelsenkirchener Straße 181, 45309 Essen