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Video- Wien als Jüdische Metropole

Donnerstag, 25. Februar 2021, 19.00 bis 20.30 Uhr

„Wien als Jüdische Metropole“
Referentin: Dr. Danielle Spera, Direktorin des Jüdischen Museums der
Stadt Wien

1923 war Wien die drittgrößte jüdische Gemeinde Europas mit ca. 200.000
Personen oder fast elf Prozent der Gesamtbevölkerung. Bereits im
Mittelalter hatte es dort eine jüdische Gemeinde mit bedeutenden
Gelehrten gegeben. Während die Wiener Juden 1348/50 im Rahmen der weit
verbreiteten Unterstellung der Brunnenvergiftung nicht so stark
betroffen waren, wurden sie 1421 wegen einer angeblichen
Hostienschändung brutal verfolgt („Wiener Geserah“). Erst nach 1512
siedelten sich wieder jüdische Familien in Wien an. Ihnen wurde 1670 der
Vorwurf gemacht, mit den schwedischen Truppen in Verbindung zu stehen.
Sie wurden erneut ausgewiesen. Nur eine kleine Gruppe der jüdischen
Oberschicht durfte sich nach 1684 wieder ansiedeln. 1867 erreichten die
Juden Österreichs endlich ihre Gleichstellung und tausende jüdischer
Familien wanderten aus Galizien und anderen Provinzen in die Metropole
Wien. Das jüdische Leben blühte auf: der „Prediger“ Isaac Noah
Mannheimer sowie der Kantor Salomon Sulzer prägten den Ritus und die
Melodien des Synagogalen Gottesdienstes für die gesamte Donaumonarchie.
1893 wurde ein Rabbinerseminar gegründet („Israelitisch-Theologische
Lehranstalt“), in dem berühmte Rabbiner wie Adolf Jelinek wirkten.

Fortan waren Wiener Juden in der Kultur, im Geistesleben, in den Freien
Berufen, in der Wirtschaft und in den Wissenschaften stark präsent.
Diese Erfolgsgeschichte rief bei einem Teil der nichtjüdischen
Bevölkerung Hass und Antisemitismus hervor, den Karl Lueger (1844-1910)
in den 1890er-Jahren für seine Wahl zum Bürgermeister Wiens einsetzte.
Der spätere Journalist und Begründer des Zionismus, Theodor Herzl, war
in seiner Burschenschaft Ausgrenzungserfahrungen ausgesetzt. Dennoch
entwickelte sich in Wien das gesamte jüdische Spektrum von der
ungarischen Ultraorthodoxie bis hin zu Orgelsynagogen. Zwischen 1919 und
1927 erschien eine deutschsprachige jüdische Tageszeitung. Auch in Wien
zerstörte der Nationalsozialismus nach dem „Anschluss“ 1938 das jüdische
Leben. Nach 1945 fand sich eine kleine Gruppe Überlebender zusammen.
1988 gründete die Stadt Wein ein Jüdisches Museum.

Die Kommunikationswissenschaftlerin und seit 2010 Direktorin des
Jüdischen Museums Wien, Dr. Danielle Spera, wird die Entwicklung des
jüdischen Lebens in Wien in den jeweiligen historischen Kontext setzen.
Sie hat im Jüdischen Museum eine neue Dauerausstellung wie auch einen
zweiten Ausstellungsort am „Judenplatz“ einrichten lassen.

Veranstalter: Alte Synagoge Essen und VHS Essen.

Anmeldungen unter vhs.link/Wien