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Tagung
Industrielle Arbeitswelt und Nationalsozialismus. Der Betrieb als Laboratorium der „Volksgemeinschaft“ 1920-1960

11. bis 13. Oktober 2017

Tagung: Industrielle Arbeitswelt und Nationalsozialismus. Der Betrieb
als Laboratorium der „Volksgemeinschaft“ 1920-1960

Die „Volksgemeinschaft“ war ein Leitbegriff des „Dritten Reiches“.
Dahinter verbarg sich auch das Ziel der NSDAP, den „deutschen Arbeiter“
unter vorgeblicher Überwindung der Klassengegensätze in eine neue
Gesellschaftsordnung einzubinden. Daher musste der Nationalsozialismus,
insbesondere in der industriellen Arbeitswelt und dort konkret im
Betrieb, seine gesellschaftspolitische Gestaltungskraft unter Beweis
stellen, soziale Perspektiven bieten und seiner
„Volksgemeinschafts“-Vision Taten folgen lassen – immer mit Blick auf
eine Bevölkerungsgruppe, in der die NSDAP vor 1933
unterdurchschnittliche Zustimmungswerte hatte.

Im Mittelpunkt der Tagung steht der Zusammenhang zwischen
„Betriebsgemeinschaft“ und „Volksgemeinschaft“. Ziel ist es, klassische
Forschungsperspektiven auf die Geschichte der NS-Gesellschaft mit der
aktuellen Debatte um die NS-„Volksgemeinschaft“ zu verbinden. Indem sie
sich zudem an der „neuen Geschichte der Arbeit“ orientiert, fragt die
Tagung nach der Rolle von Deutungen und Diskursen, Wissen und
Wissenschaft für den Arbeitsprozess; gleichzeitig geht es um Körper und
symbolische Handlungen, Artefakte und (soziale) Räume.

Der zeitliche Fokus liegt bewusst nicht auf der eigentlichen NS-Zeit,
sondern auf der Phase zwischen 1920 und 1960. Dieser Zugriff ermöglicht
es nicht nur, die Bezugspunkte und Kontinuitätslinien der
NS-Arbeiterpolitik und „Betriebsgemeinschafts“-Ideologie aus der
Weimarer Zeit in den Blick zu nehmen, sondern auch die Konsequenzen
dieser Gemeinschaftsvisionen für die Industrie- und Betriebspolitik in
Bundesrepublik und DDR zu diskutieren.

Programm

Mittwoch, 11.10.2017
(Plenarsaal, Wissenschaftspark, Munscheidstr. 14, 45886 Gelsenkirchen)

14:00 Begrüßung und Einführung

14:30 Keynotes
Moderation: Frank Becker/Daniel Schmidt

Industriearbeit im Wandel (Thomas Welskopp, Bielefeld)

Volksgemeinschaften und Arbeitswelten (Malte Thießen, Münster)

16:00 Kaffeepause

16:30 Sektion 1: Akteure nationalsozialistischer Betriebspolitik
Moderation/Kommentar: Rüdiger Hachtmann, Potsdam

Zwischen „Betriebs-“ und „Volksgemeinschaft“. Die Treuhänder der Arbeit
und die Regelung der Arbeitsbeziehungen (Sören Eden, Berlin)

Hüter der Betriebsgemeinschaft? Vertrauensräte in öffentlichen
Unternehmen und Verwaltungen 1933/34-1945 (Matthias Frese, Münster)

18:30 Abendessen

Donnerstag, 12.10.2017
(Plenarsaal, Wissenschaftspark, Munscheidstr. 14, 45886 Gelsenkirchen)

9:00 Sektion 2: Zwischen weltanschaulichen Vorgaben und ökonomischer
Realität – Industriebetriebe und Gemeinschaftsideologie
Moderation/Kommentar: Carola Sachse, Wien

Betriebsgemeinschaft und Unternehmenspolitik: Ideologische Grundlagen
und betriebliche Praxis in der Zwischenkriegszeit am Beispiel der
Gutehoffnungshütte (Torben Möbius, Bielefeld)

„NS-Musterbetriebe“. Inszenierungen von Gefolgschaft und Gemeinschaft in
Gelsenkirchener Unternehmen (Jennifer Horstmann, Gelsenkirchen)

10:45 Kaffeepause

11.15 Sektion 3: Inszenierungen industrieller Arbeit in der NS-Zeit
Moderation/Kommentar: Detlef Schmiechen-Ackermann, Hannover

„Gelsenkirchen – Stadt der Arbeit und Erholung“. Eine Industriestadt als
NS-Musterkommune: Anspruch und Wirklichkeit (Daniel Schmidt, Gelsenkirchen)

Von der Unsichtbarkeit des Bergmanns im Dritten Reich (Gisela Parak,
Freiberg)

13:00 Mittagspause

14:00 Sektion 4: Der Betrieb als Anwendungsfeld der Arbeitswissenschaften
Moderation/Kommentar: Dagmar Kift, Dortmund

Die Arbeitswissenschaften und das „Wohlbefinden“ des Werktätigen. Vom
DINTA zur DAF (1925-1939) (Frank Becker, Duisburg-Essen)

Präventive Werbung für den Arbeitsschutz: Arbeitsschutz-Plakate 1920 –
1960 (Karin Kaudelka, Dortmund)

15:45 Kaffeepause

16:15 Sektion 5: Körperpolitik im Betrieb
Moderation/Kommentar: Stefan Goch, Gelsenkirchen

Helden und Simulanten: Subjektivierungen im Steinkohlenbergbau 1920-1945
(Lars Bluma, Bochum)

Der Betrieb als Laboratorium der „Volksgemeinschaft” und des
„Volkskörpers”: Betriebssport und Körperpolitik der NS-Organisation
„Kraft durch Freude” (Julia Timpe, Bremen)

19:00 Abendessen

Freitag, 13.10.2017
(Ratssaal, Hans-Sachs-Haus, Ebertstr. 11, 45879 Gelsenkirchen)

9:00 Sektion 6: Kontinuitäten I: Das Erbe der betrieblichen
Gemeinschaftsideologie in SBZ und DDR
Moderation/Kommentar: Tim Schanetzky, Jena

Kontinuität im Wandel. Ein diachroner Systemvergleich anhand des
Braunkohlenindustriekomplexes Böhlen-Espenhain zwischen 1933 und 1965
(Martin Baumert, Leipzig)

Von der „Betriebsgemeinschaft“ zum „Kollektiv der sozialistischen
Arbeit“: Prolegomena zum Begriffs- und Symbolwandel in Zeiten des
Umbruchs (1945-1960) (Christoph Lorke, Münster)

10:45 Kaffeepause

11:15 Sektion 7: Kontinuitäten II – Westdeutsche Wege von der
Gemeinschaftsideologie zum „Wirtschaftswunder“
Moderation/Kommentar: Hans Wupper, Düsseldorf

„Betrieb – Ordnung – Leistung“. Kontinuität und Wandel der Diskurse zum
Betrieb im Steinkohlenbergbau nach 1945 (Martha Poplawski, Bochum)

Von der „Volksgemeinschaft“ zur „Schicksalsgemeinschaft von Werk und
Stadt“. Wolfsburg und das Volkswagenwerk 1945–1963 (Marcel Glaser,
Kassel/Alexander Kraus, Wolfsburg)

13:00 Abschluss der Tagung

Anmeldeschluss: 30.09.2017

Veranstalter:
Prof. Dr. Frank Becker, Universität Duisburg-Essen, und Dr. Daniel
Schmidt, Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen; Landeszentrale für
politische Bildung Nordrhein-Westfalen

Information:
Daniel Schmidt
Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen
Tel.: 0209/169-8555
daniel.schmidt@gelsenkirchen.de