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Tagung
Erst Überfluss

4. und 5. November 2021

Jahrestagung des Arbeitskreis für Kritische Unternehmens- und
Industriegeschichte (AKKU)

*Erst Überfluss, dann überflüssig? Erneuerungsdialoge zwischen
Unternehmensgeschichte und (allgemeiner) Geschichtswissenschaft**
*
Veranstalter*innen:
Juliane Czierpka (Bochum) / Boris Gehlen (Stuttgart) / Nina Kleinöder
(Bamberg) / Christian Marx (München)

Seit den 1990er Jahren hat die Unternehmensgeschichte vor allem durch
ihre Studien zu Zwangsarbeit und „Arisierung“ wichtige Beiträge zur
allgemeinen Geschichtswissenschaft geliefert. Zahlreiche methodisch
reflektierte Arbeiten lösten den Anspruch an eine moderne
Geschichtswissenschaft ein und gaben zugleich Impulse für andere
Fachteile. Dennoch kann man sich des Eindrucks kaum erwehren, dass
standardisierte Unternehmensstudien zu einer gewissen
Innovationsträgheit des Fachs geführt haben. Vor allem aber bleibt die
Unternehmensgeschichte bei zu vielen übergreifenden
geschichtswissenschaftlichen Debatten außen vor, obwohl das Interesse an
ökonomischen Zusammenhängen in der Geschichtswissenschaft wie auch in
der Öffentlichkeit seit Jahren zunimmt. Die Wiederentdeckung des
Kapitalismus (und seiner Krisen) als historiographisches Konzept sowie
die Debatten über Einkommens- und Vermögensverteilung, über
Digitalisierung der Arbeitswelt, über die Auswirkung von
„Vermarktlichung“ und „Finanzialisierung“ seit den 1970er Jahren,
Ressourcenkonflikte und Energiewende oder Protektionismus und
„Handelskriege“ mögen als Schlagworte genügen.

Die Tagung setzt sich daher zum Ziel, den dauerhaften wechselseitigen
Austausch zwischen Unternehmensgeschichte und allgemeiner
Geschichtswissenschaft zu befördern, die Anwendungsmöglichkeiten des
jeweiligen methodischen Instrumentenkastens besser kennenzulernen und
auf diese Weise neue Themenfelder für beide Seiten zu erschließen.

Um einen initialen Dialog zu eröffnen, wurden jeweils ein(e)
Vertreter*in aus Unternehmensgeschichte und ausgewählter anderer Fach-
bzw. Teilbereiche zusammenspannt. Ihre bislang gemeinsam erstellten
Beiträge folgen fünf Leitfragen, die (vergangene) Versäumnisse und
(künftige) Erträge einer Kooperation zwischen Unternehmensgeschichte und
anderen geschichtswissenschaftlichen Teildisziplinen aufzeigen. Diese
sollen auf der Tagung weiter vertieft werden:

1. Wie nehmen sich die Unternehmensgeschichte und das jeweils andere
Spezialgebiet wahr? Welche Inhalte/Methoden werden rezipiert? Gibt es
Kooperationen oder eher Frontstellungen?

2. Zu welchen aktuellen Fachdebatten könnte das jeweils andere
Spezialgebiet beitragen? Welche Fragestellungen lassen sich mithilfe der
anderen Seite neu generieren oder besser beantworten?

3. Welche inhaltlichen Leerstellen können gefüllt werden, d.h. vor allem
welche Entwicklungen, die bislang mit standardisierten bzw.
simplifizierenden Annahmen erklärt werden, ließen sich in ihrer
historischen Komplexität durch gemeinsames Arbeiten besser fassen?

4. Welche methodischen Impulse könnten dem jeweils anderen Fach neue
Perspektiven erschließen?

5. Inwiefern kann die jeweils andere Disziplin zum besseren Verständnis
des eigenen Fachs beitragen?

Die Tagung findet am 4./5. November 2021 *virtuell über Zoom* statt.
Interessierte werden gebeten, sich bis zum 26. Oktober 2021 bei den
Veranstalter*innen (marxchr@uni-trier.de) zu melden.

Details zum Programm unter
www.kritische-unternehmensgeschichte.de/sites/default/files/AKKU-Jahrestagung2021_0.pdf