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Sonderausstellung
1000-jährige Geschichte im Essener Fragment des Siebenarmigen Leuchters kehrt zurück – Kleines Kunstwerk mit großer Geschichte – Ein lange verschollenes Fragment des berühmten Siebenarmigen Leuchters ist nach Essen zurückgekehrt. Die Nietenkopfmaske ergänzt nun die Ausstellung im Domschatz und erzählt ein Stück bewegte Kunstgeschichte.
Leuchters kehrt zurück
Kleines Kunstwerk mit großer Geschichte
Ein lange verschollenes Fragment des berühmten Siebenarmigen Leuchters ist
nach Essen zurückgekehrt. Die Nietenkopfmaske ergänzt nun die Ausstellung
im Domschatz und erzählt ein Stück bewegte Kunstgeschichte.
Kleines Kunstwerk mit großer Geschichte: Dank einer guten Vernetzung in
die Kunstszene und engagierter Unterstützung aus der Region ist es dem
Essener Dom gelungen, ein lange verloren geglaubtes Fragment des
Siebenarmigen Leuchters zurück nach Essen zu holen. Nur 2,1 mal 4
Zentimeter groß ist die sogenannte Nietenkopfmaske, die einst am Fuß der
um 990 geschaffenen, ältesten christlichen Nachbildung des antiken
jüdischen Tempelleuchters ihren Platz hatte. Am Freitag, 29. August 2025,
haben die Leiterin des Essener Domschatzes, Andrea Wegener, und Dompropst
Michael Dörnemann diese kleine Kostbarkeit der Öffentlichkeit vorgestellt.
Gut erkennbar zeigt das Exponat aus feuervergoldeter Bronze einen Kopf,
der zu den mindestens 28 detailreich verzierten Nieten am Fuß des über
1000 Jahre alten Leuchters gehört hat. „Aufgrund der Herstellungstechnik
ist jedes dieser kleinen Objekte ein Einzelstück“, betont Wegener.
Fehlende Niete wurde durch einen Nachguss ersetzt
Dass die nun zurückgekehrte Niete fehlte und im Jahr 1920 durch einen
Nachguss ersetzt wurde, war am Essener Dom schon lange bekannt. Wegener:
„Wir wissen jedoch weder wann die Nietenkopfmaske entwendet wurde, noch
warum – und schon gar nicht durch wen.“ Theoretisch könne dies irgendwann
zwischen dem Mittelalter, der Aufhebung des Essener Frauenstifts Anfang
des 19. Jahrhunderts oder auch später passiert sein. Ab 1904 lässt sich
das Fehlen am Siebenarmigen Leuchter fotografisch belegen. Zumindest lässt
sich jedoch rekonstruieren, wie die Nietenkopfmaske vor einigen
Jahrzehnten wieder aufgetaucht und wie sie dann den Weg zurück nach Essen
gefunden hat. Entscheidend war hier ein privater Kunstsammler in der
Schweiz. „Er hatte sich auf frühmittelalterliche Kunst spezialisiert und
die Nietenkopfmaske von einer Kunsthandlung in Würzburg erworben“, weiß
Wegener. Das Alter der Niete und das Material – Bronze – waren bekannt,
nur die ursprüngliche Herkunft des Objekts war auf dem Weg bis nach
Würzburg verloren gegangen. So begann der Schweizer Sammler zu forschen,
sprach mit Fachleuten für Kunstgeschichte und stieß irgendwann auf die
Information über die fehlende Nietenkopfmaske des Essener Leuchters, den
er dann auch selbst in Augenschein nahm. Nach und nach wurde aus der
ersten Vermutung die später auch durch Materialproben abgesicherte
Erkenntnis: Das Schweizer Sammlerstück ist das fehlende Fragment des
Essener Leuchters.
Von der Schweiz über Menschen nach Essen
Von dieser Anfang der 2000er Jahre gewonnenen Erkenntnis bis zur
Rückführung nach Essen dauerte es allerdings noch weitere gut 20 Jahre.
Der Schweizer Sammler behielt sein Exponat, stellte es aus und war auch
mit dem Essener Domschatz in Kontakt. Doch ein Verkauf ins Ruhrgebiet
stand nicht zur Debatte. Dies änderte sich erst nach dem Tod des Sammlers,
als dessen Erben die Kunsthandlung Julius Böhler mit der Vermarktung der
Sammlung beauftragten. Die Fachleute in dem Münchener Traditionshaus
wussten um die Bedeutung der Nietenkopfmaske für den Essener Dom und boten
sie dem Domschatz an. Wegener, Dörnemann und Arnd Brechmann, der
Vorsitzende des Münsterbauvereins, erkannten die einmalige Chance, dieses
Kleinod endlich zurück nach Essen zu holen – und mit ihnen die Sparkasse
Essen, die Bank im Bistum Essen und die Kanzlei Aulinger Rechtsanwälte,
die gemeinsam mit dem Münsterbauverein den Kaufpreis von 15.000 Euro
spendeten. „Wir sind froh und dankbar für die großherzige Unterstützung
dieser Unternehmen und des Münsterbauvereins, durch die es möglich wurde,
dieses spannende Puzzleteil aus dem Erbe der Essener Stifts- und
Stadtgeschichte nun dauerhaft im Domschatz zu präsentieren“, bedankt sich
Dörnemann.
An ihrem ursprünglichen Platz im Fuß des Siebenarmigen Leuchters wird die
Nietenkopfmaske künftig jedoch nicht zu sehen sein. „Ein Einbau wäre ohne
Beschädigungen nicht realisierbar“, erklärt Wegener. Der Leuchter sei
schon zu lange mit dem Nachguss ausgestattet, als dass man an diesem
historisch einmaligen Exponat nun wieder etwas verändere. Stattdessen wird
die Nietenkopfmaske im Domschatz zu sehen sein. Im Handschriftenraum im
Obergeschoss kann man sich in das auf der Niete abgebildete Gesicht
vertiefen, auf einer Tafel die Geschichte nachlesen – und dann durch ein
Periskop in den Dom bis zum Siebenarmigen Leuchter schauen. „So schaffen
wir die Verbindung zwischen dem früheren und dem heutigen Standort der
Nietenkopfmaske“, sagt Wegener.
Siebenarmiger Leuchter ist frisch gereinigt
Der einst von der Essener Äbtissin Mathilde gestiftete Leuchter lohne aber
auch ohne die wiedererlangte Nietenkopfmaske einen Blick aus der Nähe,
betont Wegener. Denn erstmals seit 1987 wurde das 2,26 Meter hohe und 1,88
Meter breite Objekt in den vergangenen Wochen einer intensiven und
fachkundigen Reinigung unterzogen. Von einem Gerüst aus hat die Kölner
Restauratorin Anke Freund das kostbare Stück gereinigt. Das sei dringend
nötig gewesen, berichtet Wegener: Kerzenruß, Weihrauch und Staub jährlich
zehntausender Gäste hätten sich mit der Zeit auf der 1000 Jahre alten
Bronze abgelagert. „Jetzt ist die herausragende Qualität des Leuchters
wieder gut erkennbar“. (tr)
INFO: Öffnungszeiten
Der Siebenarmige Leuchter im Essener Dom kann täglich während der
Öffnungszeiten des Doms (in der Regel täglich von 6.30 bis 18.30 Uhr),
außerhalb der Gottesdienste besichtigt werden.
Die Nietenkopfmaske ist Teil der Ausstellung des Essener Domschatzes, die
dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet ist. Der Eintritt kostet
5, ermäßigt 4 Euro
Domschatz Essen
Burgplatz 2
45127 Essen
Tel.: 0201 – 2204 206
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