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Ruhrtriennale
Ruhrtriennale Vom Nutzen der Angst – The Politics of Selection

bis 23. September 2018

Video-Installation / Urbane Künste Ruhr
Vom Nutzen der Angst – The Politics of Selection
Peggy Buth

In ihrer 3-Kanal-Videoinstallation /Leute wie wir/ untersucht die
Künstlerin Peggy Buth geschichtliche Zusammenhänge und Verflechtungen,
die wesentlich durch die Unternehmenskultur der Friedrich Krupp AG
begründet sind und die in unterschiedlichsten Formen die sozialen
Verhältnisse im Ruhrgebiet – vom Privaten bis in den urbanen Raum hinein
– geprägt haben. Die Arbeit, die erstmals 2017 im Museum Folkwang in
Essen gezeigt wurde, ist ein Teil der Gesamtkomposition/Vom Nutzen der
Angst – The Politics of Selection/, die der Installation bei der
Ruhrtriennale ihren Titel gibt. Die gebürtige Berlinerin untersucht
darin „die Verbindung zwischen der Konstruktion von Identität, Medien,
Ökonomie, Arbeitermythos und der kapitalistischen Aneignung von Raum“
(Peggy Buth).

Für die Präsentation bei der Ruhrtriennale 2018 ergänzt Peggy Buth die
bestehende Videoinstallation mit einer zweiten, speziell für das
Festival entwickelten Arbeit. Diese erweitert den Blick auf im
Ruhrgebiet entstandene, identitätsstiftende Praktiken, welche spezifisch
für die hiesige Arbeiterkultur stehen und einen Einblick geben in eine
durch das Ende des Bergbaus im Verschwinden begriffene Tradition. Peggy
Buth zeigt beide Arbeiten in der seit 2011 profanierten Kirche St.
Barbara in Duisburg-Rheinhausen, die in den frühen 1960er Jahren auf
ehemaligem Werksgebiet der Hütten- und Bergwerke Rheinhausen AG erbaut
wurde. Sie steht mitten in einer Arbeitersiedlung, in unmittelbarer
Nachbarschaft zu dem Ort, wo ab den späten 1980er Jahren die
Arbeitskämpfe ihren Ausgangspunkt hatten, einem zentralen Motiv in der
Videoarbeit der Künstlerin.

Begleitprogramm
/Die moderne Kirche – Sakralbau an Rhein und Ruhr/, 26.8. 15 Uhr
Der moderne Kirchenbau hatte im 20. Jahrhundert an Rhein und Ruhr seinen
Höhepunkt. Insbesondere der Sakralbau der Nachkriegszeit ist geprägt
durch eine außergewöhnliche und zukunftsweisende Architektur – im
Gegensatz zur eher traditionellen Ausrichtung der Kirche als
Institution. Die ehemalige Stadtkonservatorin und Generaldirektorin der
Museen Köln Hiltrud Kier und Tim Rieniets, Geschäftsführer
StadtBauKultur NRW, geben anhand von Bildmaterial Einblick in den
großartigen Bestand und die die Geschichte des Kirchenbaus in der Region.

/Geschichtsschreibung als Selbstermächtigung/, 2.9. 15 Uhr
Offizielle Geschichtsschreibung, ob von staatlicher oder
Unternehmensseite, dominiert auch in der Montanindustrie das öffentliche
Bild. Freie Archive hingegen bewahren die Geschichte(n) aus Perspektive
der Arbeiter*innen und dienen als Gedächtnis sozialer Bewegungen. Nicht
zuletzt ermöglichen sie die Wiederaneignung der eigenen Geschichte,
jenseits des etablierten Kanons. Handelt es sich bei den freien
Archiven, wie dem der Hütten- und Bergwerke Rheinhausen, häufig um eine
physische Sammlung von Dokumenten, die archiviert und zugänglich gemacht
werden müssen, bietet die Digitalisierung neue Möglichkeiten zum Sammeln
und Veröffentlichen von Geschichte(n).
Gemeinsam mit Theo Steegmann, Archiv-Aktivist undehemaliger Betriebsrat,
weiteren Mitarbeitern des Kruppstahlwerks Rheinhausen, der Künstlerin
Peggy Buth und der Künstlerischen Leiterin der Akademie der Künste der
Welt und Initiatorin des Projekts „Reloading Cologne“, Madhusree Dutta,
gehen wir ins Gespräch über Geschichtsschreibung „von unten“, als Mittel
zur Selbstermächtigung und Ausdruck einer kollektiven Erinnerungskultur.

/Peggy Buth. Kritik als eine Form der Empathie/, 9.9. 15 Uhr
Florian Ebner, als ehemaliger Kurator für Fotografie am Museum Folkwang
und Mitausrichter der ersten Ausstellungsstation von VOM NUTZEN DER
ANGST – THE POLITICS OF SELECTION mit dem Werk von Peggy Buth vertraut,
spricht über die künstlerische Arbeiten und Arbeitsweisen von Peggy
Buth. Im Anschluss findet ein gemeinsames Gespräch mit Peggy Buth und
Britta Peters statt.
Teilnehmer:
– Peggy Buth, Künstlerin
– Florian Ebner, Leiter der Fotografie-Abteilung des Centre Pompidou, Paris
– Britta Peters, Künstlerische Leitung Urbane Künste Ruhr
Zum Tag des offenen Denkmals ist die Kirche von 12–20 Uhr geöffnet.

/Arbeitskampf und Kirche/, 16.9. 15 Uhr
Die Rolle der Kirche zwischen Aktivismus und Seelsorge
Als längster Arbeitskampf in der deutschen Nachkriegsgeschichte sollte
er in die Geschichtsbücher eingehen: Ab November 1987 protestierten
Tausende Kruppianer gegen die Schließung des Hüttenwerks
Duisburg-Rheinhausen. Unter anderem das Bild der über 160 Tage besetzten
Rheinbrücke, später umbenannt in „Brücke der Solidarität“ erlangte auch
über das Ruhrgebiet hinaus Berühmtheit. Zwar wurde das Werk 1993
endgültig geschlossen, eine Hinauszögerung der Schließung und des Abbaus
der Arbeitsplätze ist aber eindeutig der streikenden Belegschaft und
ihren Unterstützter*innen zu verdanken. Nicht zuletzt die
Kirchengemeinden vor Ort spielten dabei eine große Rolle.
Wirtschaftszweige und Arbeitsstrukturen haben sich seitdem massiv
verändert. Wie wird heute protestiert und gestreikt? Nimmt die Kirche
dabei noch eine Rolle ein? Dies wollen wir gemeinsam mit den Aktiven von
damals und heute diskutieren.
Mit
– Gerda Peto, Frauenrechtlerin
– Jürgen Widera, Mitgründer Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt
Duisburg-Niederrhein
– sowie Vertreter der Katholischen und Evangelischen Arbeitnehmer-Bewegung
Moderation: Christoph Seidel, Institut für soziale Bewegungen

/Wes Brot ich ess / des Lied sing ich noch lange nicht!/ 23.9. 15 Uhr
Arbeiterchöre als politische Handlungsmöglichkeit
Musikalische Performance mit Akteuren von damals und heute unter der
Leitung von Annegret Keller-Steegmann (Ensemble-Leiterin des ehemaligen
Chors TOR 1).

Peggy Buth, die seit 2016 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst
Leipzig als Professorin für Medienkunst unterrichtet, arbeitet
konzeptionell und prozessbezogen mit unterschiedlichsten Medien (u. a.
Film, Fotografie, Skulptur, Assemblage). Ihre Arbeiten zeigt sie oft in
Form großer Rauminstallationen, welche die komplexen inhaltlichen
Zusammenhänge ihrer Themen auf eindrückliche Weise unter- stützen. So
auch in der Kirche St. Barbara, die durch ihre Geschichte und Form
selbst ein ‚sprechender‘ Teil der Installation wird.

Ein kostenloser Bus-Transfer verkehrt jeweils am Tag des offenen
Denkmals am 9. September (alle 2 Stunden im Zeitraum 12.00-18.00 Uhr)
sowie am 23. September (um 14.30 Uhr) von Duisburg Hbf zu St. Barbara
und zurück. Abfahrtsort ist vor der Neudorfer Str. 50 (vor der
Sparda-Bank-Filiale) außerhalb des Osteingangs des Hauptbahnhofs. Bitte
reservieren Sie einen Platz unter Angabe des Tages und der Uhrzeit unter
dk@urbanekuensteruhr.de. Unreservierte Plätze können vor Ort direkt
vergeben werden (es besteht dann jedoch keine Garantie auf einen freien
Platz).

Gesamtkonzept: Peggy Buth
Künstlerische Leitung Urbane Künste Ruhr: Britta Peters
Siehe auch:
www.ruhrtriennale.de/de/agenda/50/Peggy_Buth/Vom_Nutzen_der_Angst_The_Politics_of_Selection/

Veranstaltungsort:
Ehemalige Kirche St. Barbara
Klausstraße 1, 47226 Duisburg
Öffnungszeiten
Di-So, 12.00-20.00 Uhr