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Online-Lesung des Zentrums für Erinnerungskultur

Sonntag, 30. Mai 2021, 15 Uhr

Online-Lesung: „Alles Schreiben hat ja das Ziel, daß wir drei wieder
zusammenkommen“. Lesung aus Briefen von Johanna und Sally Kaufmann an
ihren Sohn Walter Kaufmann im Exil 1939 – 1943

Sally Kaufmann war Anwalt in Duisburg. Mit seiner Frau Johanna und
seinem Sohn Walter lebte er seit 1929 in einem eigenen Haus an der
Prinz-Albrecht Straße in Duissern. Früh schon engagierte er sich wie
sein Vater im Vorstand der jüdischen Gemeinde. Nach der Machtübernahme
der Nationalsozialisten wurde Kaufmann zunehmend diskriminiert. Seine
Kanzlei musste er verkleinern und konnte bald nur noch als „Konsulent“
in jüdischen Angelegenheiten tätig sein. Während der Pogromnacht 1938
wurde das Haus der Familie verwüstet; Sally Kaufmann wurde von SS-Leuten
misshandelt, verhaftet und für mehrere Wochen ins Konzentrationslager
Dachau verbracht. Nach diesen Erfahrungen setzte die Familie Kaufmann
alles daran, wenigstens ihren Sohn Walter in Sicherheit zu bringen. Im
Januar 1939 emigrierte Walter Kaufmann mit einem Kindertransport des
Roten Kreuzes nach England, später dann weiter nach Australien. Vier
Jahre lang hielten die Eltern brieflichen Kontakt mit ihrem Sohn. Über
140 Briefe schrieben Sally und Johanna Kaufmann – Briefe, in denen sie
über den Alltag in Duisburg, über das Schicksal von Freunden und
Bekannten, vor allem aber immer wieder über die schulische und
berufliche Zukunft des Sohnes und die eigenen Emigrationspläne
berichteten. Am Ende schafften es Sally und Johanna Kaufmann nicht,
Deutschland rechtzeitig zu verlassen. Im Juni 1943 wurden sie nach
Theresienstadt deportiert. Im Oktober 1944 wurden sie von dort nach
Auschwitz gebracht und dort ermordet.

Die Briefe von Sally und Johanna Kaufmann, die in der Sammlung Walter
Kaufmann in der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz überliefert
sind und in Kürze im Rahmen einer wissenschaftlichen Edition
veröffentlicht werden, sind ein bedeutendes Zeitdokument, das einen
tiefen Einblick in die Lebenssituation deutscher Juden zwischen
Verfolgung und Selbstbehauptung gibt. Im Rahmen der Veranstaltung wird
zunächst Ludger Heid, der Bearbeiter der Briefedition, eine kurze
inhaltliche Einführung geben. Anschließend wird der Rezitator Rolf Peter
Kleinen Auszüge aus den Briefen von Sally und Johanna Kaufmann vortragen.

Der Link zum Livestream (über YouTube) wird an dieser Stelle
<www2.duisburg.de/micro2/zek/news/Lesung_aus_Briefen_von_Sally_und_Johanna_Kaufmann.php>
einige Tage vor der Veranstaltung bekanntgegeben.

Veranstalter: Zentrum für Erinnerungskultur
<www2.duisburg.de/micro2/zek/index.php>, Duisburg