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Neuerscheinungen
„Der Schacht“ & „An die Tatlosen! „

Arnold Maxwill (Hg.): *Der Schacht. Volksbildung, Kunst und Wissenschaft
im Ruhrgebiet 1924–1930*. Bielefeld: Aisthesis Verlag 2022, 528 Seiten,
34 Euro

Sieben Jahrgänge der Bochumer Kulturzeitschrift fürs Ruhrgebiet
erschienen, fünfmal änderte sie in dieser Zeit ihren Untertitel: Hinweis
auf eine enorme Veränderungsdynamik und Expansion. Gegründet als
Informationsblatt für Mitglieder der Volksbildungsvereinigung
»Feierabend« etablierte die Wochenschrift für Volksbildung, Kunst und
Wissenschaft sich rasch als Publikationsort für ein breites Themenfeld:
Beiträge aus den Bereichen Buchkultur, Heimatkunde und Arbeiterdichtung,
ebenso zur Industrie, Bildenden Kunst, Kulturpolitik und
Ruhrgebietsliteratur sowie zu diversen Gegenwartsphänomenen: Presse,
Tanz, nicht zuletzt das Theater.

Als Zeitschrift für Kulturarbeit zeichnet sich der »Schacht« durch seine
Zugänglichkeit sowie eine bemerkenswerte Vielschichtigkeit,
verschiedenste Perspektiven und Tonlagen aus. Es finden sich
progressive, von den Aufbrüchen der 1920er Jahre begeisterte
Zeitgenossen ebenso wie skeptische Beobachter der forcierten
Modernisierung, nicht zuletzt die regional vertrauten Stimmen einer
konservativen Heimatbewegung. Dass die kritischen Zeitdiagnosen sich
schließlich häuften und zur »Kulturkrise der Gegenwart« am Schluss gar
eine Essayreihe ins Leben gerufen wurde, ist hinsichtlich der
politischen, sozioökonomischen und kulturellen Spannungen in der
Weimarer Republik keineswegs verwunderlich.

Weitere Informationen:
www.aisthesis.de/epages/63645342.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/63645342/Products/978-3-8498-1599-8

Arnold Maxwill (Hg.): Victor Kalinowski: *An die Tatlosen! Gedichte
wieder Profitgier und Nationalismus*. Bielefeld: Aisthesis Verlag 2022,
340 Seiten, 25 Euro

Dass Victor Kalinowski nur eine regionale, auf das Arbeitermilieu des
Ruhrgebiets beschränkte Bekanntheit erreichte, ist aufgrund der
zeitdiagnostischen Brisanz seiner in der Weimarer Republik erschienenen
Gedichte eigentlich erstaunlich. Ein entscheidender Grund: Sie
erschienen fast ausschließlich in der Bergarbeiter-Zeitung und konnten
aufgrund des Publikationsverbots 1933 nicht mehr in Buchform
veröffentlicht werden. Sicherlich spielt auch die Tatsache hinein, dass
manche Gedichte eher »gereimte Leitartikel« (Walter Köpping) waren. Das
klingt disqualifizierend, betont aber die Wirkungsabsicht, die
Kalinowski seinen Texten zuschrieb.

Als Setzer der Bergarbeiterverbands kommentierte Victor Kalinowski knapp
zwanzig Jahre lang die Drangsalierung der Arbeiterschaft, deren
mangelnde Politisierung, die herrische Front der Unternehmer und nicht
zuletzt den reaktionären Irrsinn. Gedichte gegen Gewinnsucht und
Drückeberger, gegen kapitalistische Kurzsicht. Die ökonomischen und
politischen Instabilitäten seiner Zeit griff Kalinowski sehr regelmäßig
auf. Seine Zwischenrufe werden mit den Leitartikeln der
Gewerkschaftszeitung konfrontiert; so spannt sich ein zeithistorisches
Panorama auf. Abgerundet wird der Band mit einem Beitrag zu Arbeit,
Kapital und Krise in der Weimarer Republik.

Weitere Informationen:
www.aisthesis.de/epages/63645342.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/63645342/Products/978-3-8498-1598-1