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Neuerscheinung
Zeit-Räume Ruhr. Erinnerungsorte des Ruhrgebiets

Stefan Berger, Ulrich Borsdorf, Ludger Claßen, Heinrich Theodor Grütter,
Dieter Nellen (Hg.): Zeit-Räume Ruhr. Erinnerungsorte des Ruhrgebiets,
Redaktion: Alrun Berger, Ludger Claßen, Klartext Verlag, Essen 2019, 944
Seiten, zahlr. farb. Abb., ISBN 978-3-8375-1928-0, 39,95 €

Auf über 900 Seiten lädt die Publikation „Zeit-Räume Ruhr.
Erinnerungsorte des Ruhrgebiets“ zur Spurensuche in den Erinnerungen des
Ruhrgebiets ein und bildet die unterschiedlichen Schichten des
historischen Wandels der Region ab. In den fünf Kapiteln „Landschaft und
Stadt“, „Kultur und Freizeit“, „Menschen und Typen“, „Industrie und
Arbeit“ sowie „Krisen und Konflikte“ werden die Konturen einer
Erinnerungslandschaft Ruhrgebiet deutlich. 49 Beiträge renommierter
Autorinnen und Autoren reflektieren die wechselseitigen Einflüsse und
Bezüge der Faktoren und Momente, die den Wandel der Region prägen und
das Ruhrgebiet mit einer neuen Identität versehen. Neben
montan-industriellen Klassikern wie Zechen, Hütten und Stahl bietet der
Band auch eine Fülle einschlägiger immaterieller Erinnerungsorte wie
etwa Streik, Migration oder Ruhrdeutsch. Selbstverständlich sind auch
fest in die Erinnerungen der Metropole Ruhr eingeschriebene kulturelle
Phänomene wie der Fußball, die Bude oder die Currywurst mit dabei. Damit
macht der Band ein Angebot zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft der Region. Die Erinnerungsgeschichte des
Ruhrgebiets lebt von der Vielfalt und vom Streit über den Wert von
Erinnerungen. Eine solche Auseinandersetzung belebt die
Erinnerungslandschaft und verhindert, dass sie verblasst oder im Konsens
verstaubt. Der Band soll daher nicht zuletzt auch die Diskussion um die
Region Ruhrgebiet anregen und aufrechterhalten.

Das gemeinsam vom Institut für soziale Bewegungen der Ruhr-Universität
Bochum und vom Essener Ruhr Museum im Auftrag des Regionalverbands Ruhr
und des Landes Nordrhein-Westfalen durchgeführte Projekt „Zeit-Räume
Ruhr“ war eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft der Ruhr-Region. Es hat dies nicht nur wissenschaftlich getan
(mit einer internationalen Fachtagung samt Tagungsband und zwei
öffentlichen Kongressen), sondern auch die gefragt, die davon betroffen
sind: die Bevölkerung. An ihr ist es, die Veränderungen zu verarbeiten
und neue Perspektiven für sich selbst und die Region zu entwickeln.
Neben einer interaktive Website wurden eigene Facebook-, Twitter- und
Instagram-Seiten eingerichtet, um so im crossmedialen Zusammenspiel mit
Plakaten und Flyern rund um die neue Onlineplattform
www.zeit-raeume.ruhr/ eine breit angelegte Kommunikation und Diskussion
über die Erinnerungsorte des Ruhrgebiets zu erreichen. Das Ergebnis ist
eine einzigartige Topografie des Ruhrgebiets mit 266 online
eingereichten Erinnerungsorten. Dabei können Erinnerungsorte physische
Räume sein, aber auch Ereignisse oder Symbole, die eine gemeinsame
Erinnerung bündeln – was dem Vergangenen Bedeutung für die eigene
Identität und für die gesamte Region verleiht. Bestimmte Erinnerungen
kehren dabei immer wieder: die an Zechen und Stahlhütten natürlich, aber
auch an Nachkriegszeit und Wirtschaftswachstum, an Natur und
Schrebergarten, an Fußball und Kirmes, an Kino und Theater. Die Orte und
die mit ihnen verbundenen Erinnerungen geben einen sehr persönlichen und
lebhaften Einblick in das Lebensgefühl und die Lebenswirklichkeit der
Menschen im Ruhrgebiet. Für die regionale wie für die internationale
Öffentlichkeit ist auf diese Weise eine gedankliche Topografie der
Region entstanden, das sich in die Zeit hinein entwirft, und somit
explizit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verknüpft. Den Abschluss
und Höhepunkt des Projekts bildet die Publikation „Zeit-Räume Ruhr.
Erinnerungsorte des Ruhrgebiets“.