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Neuerscheinung
Rosemarie Koczÿ. Projektionen einer Identität

Stadt Recklinghausen (Hg.): Rosemarie Koczÿ. Projektionen einer
Identität, Recklinghausen 2018, 78 Seiten, 3,00 EUR

2017 zeigte die Kunsthalle Recklinghausen mehr als 100 Werke der aus
Recklinghausen stammenden Künstlerin Rosemarie Koczÿ. Die Ausstellung
zeigte Gemälde, Skulpturen und Tuschzeichnungen aus dem mehrere tausend 
Blätter umfassenden Zyklus „Ich webe Euch ein Leichentuch“, mit dem
Koczÿan die Opfer der Shoah erinnert. Alles war als Schenkung aus dem
Vermächtnis der Künstlerin in die Sammlung der Kunsthalle und des
Stadtarchives Recklinghausen gelangt. Im Vorfeld der Ausstellung fielen
jedoch Unstimmigkeiten in der Biografie der Künstlerin auf, die
Rosemarie Koczÿ selbst seit den 1990er Jahren als dreibändiges, am
Ende ihres Lebens rund tausend Seiten umfassende Schilderung verfasst
hatte. In ihr beschreibt sie ihre Kindheit in einer jüdischen Familie,
die Diskriminierung und die Deportation in Konzentrationslager ab 1942.
Diese Vita fand sich auch in sämtlichen Veröffentlichungen im Internet.

Im Zuge der Ausstellung sollte die amerikanische Künstlerin als
gebürtige Recklinghäuserin in das Online-Gedenkbuch der Stadt –
www.recklinghausen.de/Inhalte/Startseite/Ruhrfestspiele_Kultur/Gedenkbuch/index.asp
– aufgenommen werden. Darin gedenkt Recklinghausen der Opfer und
Verfolgten des Nationalsozialismus. Dabei stellte sich heraus, dass sich
in keiner der Listen und Registern, die jüdische Familien in der NS-Zeit
penibel erfassten, Einträge über die Familien von Rosemaries Eltern Karl
Koczÿ und Martha Wüsthoff fanden. Das Ergebnis der anschließenden
umfangreichen Recherchen durch Dr. Matthias Kordes, Leiter des Stadt-
und Vestischen Archivs, und Georg Möllers, Erster Beigeordneter der
Stadt Recklinghausen und als Historiker verantwortlich für das
Online-Gedenkbuch, und Kunsthalle und Stadtarchiv Recklinghausen war
eindeutig: Die Lebensgeschichte als jüdisches Opfer erwies sich als
eindeutig unwahr.

Die Ergebnisse der Recherchen sind nun nachzulesen in Broschüre mit
Aufsätzen von Georg Möllers, Dr. Matthias Kordes und Dr. Hans-Jürgen
Schwalm, dem Leiter der Kunsthalle. Die Publikation ist in der
Kunsthalle Recklinghausen und im Stadtarchiv zum Preis von 3,00 Euro
erhältlich.