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Neuerscheinung
Künstler

Hanneliese Palm, Christoph Steker (Hrsg.): Künstler, Kunden, Vagabunden.
Texte, Bilder und Dokumente einer Alternativkultur der zwanziger Jahre,
mit einem Beitrag von Walter Fähnders (Bibliothek der Archive, Band 1,
Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt,
Dortmund), C. W. Leske Verlag, Düsseldorf 2020, 240 Seiten, zahlreiche
farbige Abbildungen, ISBN 978-3-946595-08-3, 28,00 €

Die »Bruderschaft der Vagabunden«, eine anarchistisch, später auch
kommunistisch orientierte Bewegung von Landstreichern und Vagabunden,
verschafft sich Ende der zwanziger Jahre aus dem gesellschaftlichen
Abseits heraus weithin Gehör: Im »Verlag der Vagabunden« erscheinen ihre
Schriften, die eine »Philosophie der Landstraße« entwerfen und
propagieren. Ihr künstlerischer Anspruch äußert sich in den Werken der
»Künstlergruppe der Bruderschaft der Vagabunden«, gegründet vom »König
der Vagabunden« Gregor Gog sowie den Malern Hans Tombrock, Hans
Bönnighausen und Gerhart Bettermann. In diesem Umfeld erscheint auch die
Zeitschrift Der Kunde bzw. Der Vagabund mit sozialkritischen Artikeln,
autobiografischen Berichten, Liedern und Gedichten, Zeichnungen und
programmatischer Prosa. Materialreich und in Farbe lässt dieser Band die
durch die Zäsur von 1933 verdrängte vagabundische Kultur wieder lebendig
werden und erinnert in einem breiten Panorama an das Leben und Wirken
derer, für die das Unterwegssein einmal ein alternativer Lebensstil
gewesen ist.

Neben Texten von Gregor Gog, Jo Mihàly, Artur Streiter und Rudolf Geist
versammelt der Band zahlreiche Arbeiten der Vagabundenkünstler sowie
Reaktionen und Kommentare von Briefpartnern und Freunden der Bewegung
wie Martin Buber, Hermann Hesse, Else Lasker-Schüler, Thomas Mann und
Stefan Zweig.

Der Band Künstler, Kunden, Vagabunden bildet den Auftakt der Reihe
BIBLIOTHEK DER ARCHIVE, die außergewöhnliche Schätze zutage fördern und
damit gleichzeitig die wertvolle Arbeit der sie behütenden Archive
vorstellen will. Herausgeber der Reihe sind der Editionswissenschaftler
Bernd Füllner und der Literaturwissenschaftler Christoph Steker.

Walter Fähnders, Jahrgang 1944, ist Professor für Neuere Germanistik an
der Universität Osnabrück. Seine Arbeitsschwerpunkte sind: Literatur und
Kultur sozialer Bewegungen, europäische Avantgarde, Literatur der
Moderne. Zu seinen neueren Publikationen zählen: Avantgarde und Moderne
1890–1933 (2. Aufl. 2010); Projekt Avantgarde (2019); als Herausgeber
bzw. Mitherausgeber: Die Epoche der Vagabunden. Texte und Bilder
1900–1945 (2009); Metzler Lexikon Avantgarde (2009); Annemarie
Schwarzenbach: Orientreisen (2010, Neuausgabe 2017); Ruth
Landshoff-Yorck: Die Schatzsucher von Venedig (2013, Neuausgabe 2019).

Hanneliese Palm, Jahrgang 1953, leitete von 2005 bis 2018 das
Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt in
Dortmund, das Schrift-, Ton- und Bilddokumente zu allen Bereichen des
kulturellen, insbesondere literarischen Umfelds der Arbeiterbewegung in
der zeitgenössischen und modernen Literatur sammelt. Sie veröffentlichte
zahlreiche Beiträge zur Geschichte des Instituts sowie zur Entwicklung
der Arbeiterliteratur und zu einzelnen ihrer Autoren.

Christoph Steker, Jahrgang 1984, ist Programmleiter im C. W. Leske
Verlag und arbeitet als freiberuflicher Lektor in Köln. Er studierte
Germanistik, Philosophie und Geschichte in Köln und Prag. Neben
Beiträgen in wissenschaftlichen Sammelbänden zählt zu seinen
Veröffentlichungen die Monografie Böhmische Erinnerungsräume in W. G.
Sebalds »Austerlitz« (2015).