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Neuerscheinung
Kommunale Kulturpolitik aus der »Kraft der Gegenwart«. Die Industriestädte Gelsenkirchen und Wolfsburg…

*Fabian Köster: Kommunale Kulturpolitik aus der »Kraft der Gegenwart«.
Die Industriestädte Gelsenkirchen und Wolfsburg in der
›Wirtschaftswunderzeit‹. Wallstein Verlag GmbH, Göttingen 2025 (Reihe:
Stadt – Zeit – Geschichte; Bd. 11), 368 S., ISBN 978-3-8353-5932-1, 34,00 €*

Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen am Beispiel kommunaler
Kulturpolitik der Industriestädte Gelsenkirchen und Wolfsburg in der
jungen Bundesrepublik.

Gelsenkirchen und Wolfsburg nahmen vor dem Hintergrund ihrer besonderen
Stadtwerdung sowie herausgehobenen Teilhabe am „Wirtschaftswunder“ einen
„Sonderstatus“ im bundesrepublikanischen Vergleich ein. Daraus speiste
sich im Kontext der von beiden Industriestädten betriebenen
Kulturpolitik ein Emanzipationsbestreben: von der eigenen
NS-Vergangenheit, den traditionsreichen Städten der unmittelbaren
Umgebung und den auch kulturpolitisch wirkmächtig auftretenden lokalen
Industrieunternehmen. Dabei sollten groß angelegte und innovative
Kulturprojekte identitätsstiftend wirken und bauliche wie ideologische
Leerstellen ausfüllen, aber auch integrativ und bisweilen
„volkserzieherisch“ funktionieren. Städtische Entscheiderinnen und
Entscheider waren dabei einflussreiche Akteurinnen und Akteure, die im
kulturpolitischen Versuchslabor eigene Ambitionen und Vorstellungen
hatten. Die durchaus experimentierfreudigen kulturpolitischen
Suchbewegungen innerhalb der gegebenen wie auch selbst geschaffenen
Räume offenbaren im bundesrepublikanischen Kontext einen doppelten
Vorsprung: Sowohl im Bereich der kulturpolitischen Programmatik als auch
bei der Zuwendung zur kontrovers diskutierten zeitgenössischen Kunst
waren beide Industriestädte ihrer Zeit voraus – wenn auch nicht ohne
deutliche Ambivalenten. So spiegelt sich die konfliktbehaftete
demokratische Findungsphase der 1950er und 1960er Jahre in beiden
Kommunen wie unter einem Brennglas betrachtet wider.

/Fabian Köster, /geb. 1990, studierte Germanistik, Geschichte und
Kulturpoetik der Literatur und Medien an der Universität Münster und
promovierte als Stipendiat des Instituts für braunschweigische
Regionalgeschichte mit vorliegender Studie an der Universität Hamburg.
Veröffentlichungen u. a.: Kunst in der Kommune. Über die
Gleichzeitigkeit von Innovation und Kontinuität deutscher Kunstpolitik
nach 1945, Hg., zusammen mit Annika Becker, Daniel Schmidt und
Christiane Wanken (2024); »So will ich dir Gruß aus weiter Ferne
schicken.« Feldpost des westfälischen Landsturmmanns Heinrich
Echtermeyer, 1916-1918, Hg., zusammen mit Alexander Kraus (2021).