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Neuerscheinung
Karl Trenkel. Unter französischen Bajonetten. …

Kai Schäder: *Karl Trenkel. Unter französischen Bajonetten. Eine
Denkschrift aus der Zeit der Franzosen-Besetzung vom 16. Januar 1923 bis
22. Oktober 1924*, transfer. verlag, Dortmund 2020, 116 Seiten,
ISBN/EAN: 9783945582039, 22,00 €

Eine besondere Quelle über die Zeit der Ruhrbesetzung wird in dem hier
vorgelegten Buch veröffentlicht und historisch eingeordnet: Es handelt
sich um die Denkschrift „Unter französischen Bajonetten“, die 1929 als
Reaktion auf einen Aufruf der „Städtevereinigung“ des Ruhrgebietes
veröffentlicht wurde. Der Autor Karl Trenkel behandelt darin aus der
Perspektive eines vermutlich als Sachbearbeiter im Besatzungsamt
zuständigen lokalen Verwaltungsbeamten die Ruhrbesetzung „vor Ort“ in
den Bezirken Aplerbeck, Berghofen und Schüren, die damals zum Landkreis
Hörde gehörten und heute Teile der Stadt Dortmund sind. Auch wenn die
Entstehung der Denkschrift zweifellos propagandistisch motiviert war,
spiegeln sich in ihr doch auch die konkreten Problemlagen,
Verhaltensweisen und Konflikte wider, von denen die Bevölkerung in ihrem
Alltag betroffen war. Insbesondere tritt dabei die in der Forschung oft
vernachlässigte Grenzproblematik hervor, die mit der Errichtung einer
neuen Grenze zwischen den französisch und deutsch kontrollierten
Gebieten am Dortmunder Stadtrand verbunden war und viele Probleme und
Konflikte mit sich brachte.

1923 war ein Schlüsseljahr der Weimarer Republik. Angesichts einer
Vielzahl sich überlagernder ökonomischer, sozialer und politischer
Krisen musste es fast wie ein Wunder erscheinen, dass die Weimarer
Republik diese Herausforderungen überleben konnte. Andererseits traten
im Zusammenhang dieser Krisen auch verschärfte ideologische
Orientierungen und Gegensätze zutage, die keine zehn Jahre später in der
nationalsozialistischen Machtergreifung kulminierten. Im Zentrum der
Krisen des Jahres 1923 stand die Ruhrbesetzung durch belgische und
französische Truppen, die auf deutscher Seite einen extremen
Nationalismus befeuerte und deren Folgen zugleich in eine grassierende
Hyperinflation mit tiefgehenden sozialen Verwerfungen führten. Erst die
Aufgabe des von der Reichsregierung ausgerufenen passiven Widerstands,
die Durchführung einer Währungsreform und die unter amerikanischer Regie
erfolgte Aushandlung neuer Regelungen zur Durchführung der Reparationen
konnten die angespannte gesellschaftspolitische Lage erst einmal wieder
beruhigen.

Kai Schäder hat Trenkels Denkschrift im Rahmen seines Geschichtsstudiums
an der FernUniversität in Hagen erhoben und in seiner BA-Arbeit
quellenkritisch untersucht und ausgewertet.