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Neuerscheinung
Hau rein! Erinnerungen an Arbeit

Susanne Abeck und Uta C. Schmidt (Herausgeberinnen): Hau rein!
Erinnerungen an Arbeit, Alltag und Leben im Ruhrgebiet, Klartext Verlag
Essen 2018, 192 Seiten, zahlr. Abbildungen, ISBN 978-3-8375-1994-5, 14,95 €

Hau rein! – das ist im Ruhrgebiet die aufmunternde Aufforderung, sein
Ding zu machen, etwas anzupacken und zu Ende zu bringen, so wie mit
Schlägel, Eisen und Körperkraft die Kohle aus den Flözen gehauen wurde.
Beim Fußball verbindet sich damit die Hoffnung auf vollen Arbeitseinsatz
auf‘m Platz bis hin zur Blutgrätsche. Und natürlich ist damit auch
gemeint, am reichlich gedeckten Tisch so richtig reinzuhauen, das heißt,
sich den Bauch vollzuschlagen.

Hau rein! – das ist auch das Leitbild für diesen Band. Die in dem reich
bebilderten Buch versammelten Geschichten stammen aus Einsendungen, die
zum 7. Geschichtswettbewerb unter dem Motto „Hau rein! Bergbau im
Ruhrgebiet. Alltag. Wissen. Wandel.“ eingereicht wurden. Sie erzählen
lustig, nachdenklich und manchmal auch tragisch von Arbeit, Alltag und
Leben in der Region. Von den insgesamt 324 Beiträgen des Wettbewerbs
waren über 150 Arbeiten von geschichtsinteressierten Einzelpersonen, die
sich an ihre Zeit im oder mit dem Bergbau erinnerten. Aus 72 dieser
Einreichungen haben die Herausgeberinnen Auszüge gewählt und diese unter
dreizehn Begriffen zusammengefasst: Alltag, Arbeit, Bildung, Gefahr,
Jugend, Kleidung, Nahrung, Spaß, Tiere, Umwelt, Wandel, Wohnen, Zeche
und Zuwanderung.

Die kleinen Sentenzen lassen Ereignisse und Strukturen der
Ruhrgebietsgeschichte anklingen. So erfährt man von den sich im Laufe
des 20. Jahrhunderts stark veränderten Arbeitsbedingungen unter Tage.
Bis in die 1960er Jahre hinein war der Beruf des Bergmanns keineswegs
ein Wunschberuf. Es war das Geld und die mit dem Bergbau verknüpften
Vorzüge wie eine bessere Versorgungslage oder die Zuweisung einer
Wohnung, die diesen attraktiv machten. Dass alle Bergleute „Kumpel“
waren, wird ebenso relativiert wie die Annahme, dass mit dem Grubengold
immer auch gute „Kohle“ gemacht werden konnte.

Durch die Auszüge entsteht ein breiter Querschnitt durch die historische
Erfahrungswelt /des/ Bergbaus und /mit dem/ Bergbau im Ruhrgebiet. Dabei
spannt sich der zeitliche Bogen von den 1890er Jahren bis fast in die
Gegenwart hinein. Mit der Lektüre entsteht ein abwechslungsreiches Bild,
das der Vorstellung einer homogenen und in sich geschlossenen
Ruhrgebiets- oder Bergbauidentität wiederspricht.