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Neuerscheinung
FORUM GESCHICHTSKULTUR RUHR 1/20

Zeitschrift FORUM GESCHICHTSKULTUR RUHR 1/20, Schwerpunkt „100 Jahre
geplantes Ruhrgebiet“, hrsg. v. Deutschen Bergbau-Museum Bochum, Forum
Geschichtskultur an Ruhr und Emscher, Regionalverband Ruhr / Route
Industriekultur, Ruhr Museum, Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets und
Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, 112 Seiten, ISSN
1436-7661, 7,95 €

Der Schwerpunktitel der Frühjahrsausgabe „100 Jahre geplantes
Ruhrgebiet“ ist ein Euphemismus, denn von einer langfristigen,
konsistenten Regionalplanung und einer damit einhergehenden –politik für
das Ruhrgebiet kann seit Gründung des Siedlungsverbandes
Ruhrkohlenbezirk nur eingeschränkt gesprochen werden. Um die
widerstreitenden Interessen vornehmlich zwischen der montanindustriellen
Landnahme durch Bergbau- und Stahlunternehmen seit der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts einerseits und der Wahrung öffentlicher Belange
durch Kommunal- und Landespolitik andererseits moderierend und planend
gestalten zu können, wurde die preußische Landesplanungsbehörde
Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk (SVR) 1920 gegründet. Rückblickend
lässt sich sagen, es hat mit dem SVR und seinen Nachfolgeorganisationen
Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR) und Regionalverband Ruhrgebiet (RVR)
wegweisende Planungsansprüche gegeben, die aber in den harten
Politikfeldern etwa der kommunalen Ordnung, der Flächenplanung, der
Mobilität und Verkehrsplanung immer wieder von zentralen Akteuren in der
Region konterkariert wurden.

R. Kastorff-Viehmann spricht in ihrem Beitrag die Gründungsintentionen
des SVR an, verweist aber anhand der Gebietsreform 1926 -1929 – wie auch
H.-W. Wehling – auf die geringe politische Durchsetzungsmacht gegenüber
historisch etablierten kommunalpolitischen und montanindustriellen
Interessen. Unterschiedliche Raumordnungsmodelle zeigt H.-W. Wehling
auf, die bis in die 1960er Jahre in wesentlicher Abhängigkeit von den
wirtschaftlichen Maßgaben der Montanindustrien geprägt sind, um dann in
der De-Industrialisierung durch landespolitische Vorgaben
(Entwicklungsplan Ruhr (1968) und Internationale Bauausstellung
Emscher-Park (1989) weiterentwickelt zu werden. Ansatz und
Projektdurchführung der IBA Emscher-Park eröffneten der Darstellung C.
Zöpels folgend dem damaligen Kommunalverband Ruhrgebiet nur eine
begleitende Rolle. Eine erneut stärkere Rolle in der Raumordnung des
Ruhrgebiets spielt der 2004 neu benannte Regionalverband Ruhr, der mit
der Wiedererlangung einer umfassenden Planungshoheit für das Ruhrgebiet
(2009) einen Regionalplan Ruhr mit den endogenen Kräften der Region zu
entwickeln sucht.

An dem Politikfeld Mobilität verweist D.-M. Hampel eindrücklich auf die
begrenzten verkehrspolitischen Möglichkeiten des SVR und seiner
Nachfolgeorganisationen, weist aber am Beispiel der in den vergangenen
Jahren entwickelten Fahrradinfrastruktur auf ein sehr erfolgreiches
Handlungsfeld hin, das aus klimapolitischen und touristischen Gründen
mehr als nur einen Nischenbereich darstellt. S. Berger betont die
positive Rolle des RVR für die Entwicklung eines Erinnerungsraums Ruhr,
für den die Inszenierungen der Route der Industriekultur
identitätsbildend eine zentrale Raumkonstruktion der Erinnerung an das
industrielle Ruhrgebiet schufen.

Zwei große Ausstellungen werden in diesem Jahr das einhundertjährige
Jubiläum des SVR/KVR/RVR zum Thema machen. Das Ruhr Museum wird
unterschiedliche Politikfelder des Verbandes in einer großen Ausstellung
unter dem Titel „100 Jahre Ruhrgebiet. Die andere Metropole“ in den
Blick nehmen (siehe S. 37 ff.). Das LVR-Industriemuseum gewährt in der
Ausstellung „Die Zukunft im Blick – Ruhrgebietsfotografien aus dem
Bildarchiv des Regionalverbands Ruhr“ Einblick in einen bislang
unerschlossenen Fotobestand (siehe S. 40 f.) zur Ruhrgebietsgeschichte.
Gerne hätten wir auf die Eröffnungstermine dieser Ausstellungen auch
hier verwiesen. Doch die sich gerade aufbauende Corona-Pandemie hat alle
im Heft gegebenen Terminangaben entweder bereits Makulatur werden lassen
oder droht diese in Frage zu stellen. Hoffentlich kommen wir zu einer
raschen Bewältigung der gegenwärtigen Einschränkungen, arbeiten doch
viele Ausstellungen mit Leihgaben, die nur zeitlich begrenzt gezeigt
werden können. Verwiesen sei jedoch auf die vielen Buchanzeigen im
Rezensions- und Annotationsteil des Heftes. Vielleicht finden Sie an der
einen oder anderen Veröffentlichung Interesse, sodass die notwendigen
Einschränkungen der sozialen Kontakte ein wenig abgemildert werden.

/Editorial//
//Franz-Josef Jelich/

Beilage: Das Ruhrgebiet neu ausgestellt. Dokumentation des 8.
Geschichtskonvent Ruhr, 11. Oktober 2019

Das komplette Inhaltsverzeichnis des aktuellen Heftes finden Sie unter
www.geschichtskultur-ruhr.de/zeitschriften/heft-1-20-100-jahre-geplantes-ruhrgebiet/

Redaktion: Franz-Josef Jelich (verantw.) und Susanne Abeck. Die
Zeitschrift Forum Geschichtskultur Ruhr kann beim Klartext Verlag für
7,95 EUR je Heft bestellt oder für 15,00 EUR im Jahr abonniert werden.
Ältere Ausgaben (2017/2 und älter) kosten 7,50 €. Verkaufspreis Online:
5,00 € je Heft. Bestellmöglichkeit: Klartext Verlag, info@klartext-verlag.de