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Neuerscheinung
Die Überlebenden vor Gericht. Auschwitz-Häftlinge als Zeugen in NS-Prozessen (1950–1976)

Katharina Stengel: *Die Überlebenden vor Gericht. Auschwitz-Häftlinge
als Zeugen in NS-Prozessen (1950–1976)*. Schriften des Dubnow-Instituts
(Band 34), 548 Seiten, mit 23 Abb., Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
2022, 2023, 2., durchgesehene Aufl., *kostenfrei* im Open Access
<www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/detail/index/sArticle/58343>

Die NS-Prozesse in der Bundesrepublik waren ein Forum, in dem bereits in
der frühen Nachkriegszeit die Verbrechen des Nationalsozialismus
verhandelt wurden. Dabei hatten die Holocaust-Überlebenden und
ehemaligen KZ-Häftlinge als Zeugen eine besonders kontroverse Aufgabe,
die von der Forschung jedoch bislang kaum beachtet wurde. Vielfach lag
es allein an ihnen, mit ihren Berichten die Angeklagten zu überführen.
Zugleich waren sie teils massivem Misstrauen der deutschen Justiz
ausgesetzt, die die Überlebenden für zu parteiisch hielt, um objektive
Einschätzungen abzugeben. Die Befragungen und die Konfrontation mit den
Tätern stellten zudem eine hohe Belastung dar. Dennoch sagten Tausende
Überlebende aus freien Stücken aus und nahmen die Strapazen auf sich, um
die strafrechtliche Verfolgung der Verbrechen voranzubringen.

Katharina Stengel untersucht am Beispiel von vier Auschwitz-Prozessen
aus drei Jahrzehnten, welche Bedeutung die Opfer für die NS-Prozesse
hatten, wie die Juristen mit ihnen und ihren unfassbaren Berichten
umgingen, wie die Zeuginnen und Zeugen selbst vor Gericht agierten,
welche Anliegen sie verfolgten und welche Schlüsse sie aus ihren
Erfahrungen zogen. Dabei werden unterschiedliche theoretische
Konzeptionen von Zeugenschaft mit den Selbstauskünften der Überlebenden
in Bezug gesetzt und diskutiert.