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Neuerscheinung
Die Männer von Luise. Erzählung eines unbekannten Bergmanns
Ralf Piorr (Hg.): Die Männer von Luise. Erzählung eines unbekannten
Bergmanns, Klartext Verlag: Essen 2017, ISBN 978-3837-518-283, 15,95 €
Es war ein Zufallsfund in einem Stapel ungeordneter Broschüren und
Dubletten im ansonsten ordentlich gepflegten Herner Stadtarchiv. Zwei
graue Ösenhefter mit einem Typoskript auf Durchschlagpapier. Ansonsten
kein Vermerk, kein Autor, kein Titel, keine Ortsangabe.
Schauplatz der Geschichte ist das fiktive Bergwerk „Vereinigte Höhen und
Tiefen“ mit seinem tückischen Flöz Luise. Die Hinweise im Text lassen
eine Verortung rund um die Krupp-Zechen Hannover und Hannibal an der
Stadtgrenze zwischen Bochum und Wanne-Eickel zu.
Hart und ungeschminkt wird in „Die Männer von Luise“ vom Arbeitsalltag
unter Tage berichtet. Es ist die Zeit von 1936 bis 1960. Das tägliche
Soll muss geschafft werden, Sargdeckel oder Unfälle sind keine
Seltenheit. Man arrangiert sich mit dem NS-System und auch mit der
Demokratie danach. Und dann ist da noch die Staublunge: zuerst
Berginvalide und dann irgendwann weg vom Fenster.
Die biographische Erzählung eines unbekannten Bergmanns fordert eine
realistische Wahrnehmung des Ruhrbergbaus heraus. Arnold Maxwill,
Mitarbeiter des Fritz-Hüser-Instituts für Literatur und Kultur der
Arbeitswelt in Dortmund, resümiert: „Schonungslos, detailliert und
kritisch-nüchtern. So wird berichtet. Hierin liegt die Brisanz der
Männer von Luise. Adäquater kann man sich der Drastik des Ruhrbergbaus
kaum nähern.“