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Internet- Stanislaus Kostka in Recklinghausen-Suderwich
polnischen Nationalheiligen auf einem Farbfenster in der St.-Johannes-Kirche
Eine neue Internet-Ausstellung von PORTA POLONICA*
In den Anfangsjahren des zwanzigsten Jahrhunderts lebten ungefähr
500.000 Menschen polnischer Nationalität im Ruhrgebiet. Heute erinnern
nur noch wenige Zeugnisse an diese „Ruhrpolen“. Dazu zählt ein
Farbfenster in der katholischen Johanneskirche in
Recklinghausen-Suderwich, das den Jesuiten Stanislaus Kostka darstellt.
Es handelt sich vermutlich um das einzige erhaltene Kirchenfester im
Revier, das einen polnischen Nationalheiligen zeigt. PORTA POLONICA, die
beim Bochumer LWL-Industriemuseum Zeche Hannover angesiedelte
Dokumentationsstelle zur Kultur und Geschichte der Pol:innen in
Deutschland, widmet Kostka seit kurzem eine permanente
Internet-Ausstellung (porta-polonica.de, dort unter „Ausstellungen
<www.porta-polonica.de/de/atlas-der-erinnerungsorte/stanislaus-kostka-recklinghausen-suderwich-darstellung-eines-polnischen>“).
Stanislaus Kostka (geb. 1550) stammte aus einer prominenten polnischen
Adelsfamilie. In Wien besuchte er 1564–1567 das Jesuitenkolleg. Als sein
Vater ihm dort den Eintritt in den Jesuitenorden verbot, wanderte der
Jugendliche nach Rom, wo er schließlich in die Societas Jesu aufgenommen
wurde. Allerdings verstarb er bereits zehn Monate später. Anscheinend
war seine Gesundheit durch die wochenlange Wanderung – der Überlieferung
nach barfuß und in armseliger Bettlerkleidung – entscheidend geschwächt
worden. In Erinnerung an seine innige Liebe zu Jesus und zur
Gottesmutter Maria gab Kostka nach seinem frühen Tod das Idealbild eines
Heiligen ab. Weil seine Fürsprache bei Gott zu mehreren Siegen bei
wichtigen Schlachten geführt haben soll, wurde er 1674 zum Patron der
polnisch-litauischen Krone proklamiert.
Im Industriezeitalter verbreiteten polnische Migrant:innen den
Stanislaus-Kult geradezu weltweit, vor allem in den USA, aber auch in
Australien und in Namibia, das 1884–1915 als „Kolonie“ zum Deutschen
Kaiserreich gehörte. Sie verankerten diesen Kult auch intensiv im
rheinisch-westfälischen Montanrevier. Um 1900 sind dort mehrere
Stanislaus-Vereine nachgewiesen. Außer dem Suderwicher Kirchenfenster
blieben drei Vereinsfahnen in Revier-Städten bis heute erhalten, u.a. im
Ruhr Museum in Essen. Die populäre Stanislaus-Verehrung im Ruhrgebiet
erklärt sich wohl auch aus der legendären Überlieferung einer mystischen
Vision: Während einer lebensgefährlichen Krankheit, habe die
Bergbau-Patronin Barbara zwei Engel zu Kostka geschickt, um ihm die
heilige Kommunion als „Wegzehrung“ zu bringen.
Die von Thomas Parent erarbeitete Internet-Ausstellung skizziert
zunächst die Biographie dieses polnischen Nationalheiligen. Sodann wird
auf die Bergbau- und Ruhrpolen-Geschichte von Recklinghausen eingegangen
und schließlich der prachtvolle Farbfenster-Zyklus der neugotischen
Johanneskirche von Suderwich vorgestellt und interpretiert. Weit über
den Polen-Bezug hinaus ist dieses Gotteshaus ein eindrucksvolles Zeugnis
der Kultur- und Industriegeschichte des Ruhrgebiets.
Inhaltlich erarbeitet wurde diese Ausstellung von Dr. Thomas Parent,
zwischen 1983 und 2013 stellvertretender Direktor der LWL-Museen für
Industriekultur.