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Gespräche zur Regionalgeschichte an Rhein und Ruhr 2023

Freitag, 31. März 2023, 10 – 18 Uhr

*Gespräche zur Regionalgeschichte an Rhein und Ruhr 2023

*FernUniversität Hagen – Lehrgebiet Geschichte und Gegenwart Alteuropas
Organisation: Prof. Dr. Felicitas Schmieder/ Dr. Stefan Pätzold
(Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr)

Im späten Mittelalter und der beginnenden frühen Neuzeit entwickelten
sich im Zuge der Territorialisierung Kanzleien als Zentren der
Verwaltung, nicht zuletzt im Sinne der Informationssammlung und
-verarbeitung. Kanzleien dieser Zeit sind nicht als Behörden in
irgendeinem modernen Sinne zu verstehen, sondern sie sind geprägt von
den zeitgenössisch üblichen personalen Beziehungen zwischen Akteuren,
die Wissen auch über entferntere Landesteile repräsentieren konnten (nur
ein Beispiel für dieses personen- und landesgebundene Wissen sind die
seit dem Ende des 15.Jh. vermehrt entstehenden lokalen Kartierungen). In
den Kanzleien wirkten Personen, die aufgrund ihres Wissens und aufgrund
ihrer Vernetzung am Hof ebenso wie „zu Hause“ auf die Politik des Hofes
für das Land einwirken und selber politisch aktiv werden konnten. Die
Ebene der Kanzleien mit ihrem teils Langzeit-, teils auch durchaus
flexiblen Personal war damit weiterhin einer der möglichen Orte, an
denen Identitätsstiftung betrieben werden konnte für die
Gesamtherrschaft, aber eben auch für ihre Teile, die in der Kanzlei
repräsentiert waren.

In der Grafschaft/ dem Herzogtum Kleve-Mark, dann Kleve-Mark-Jülich-Berg
und Ravensberg, entwickelte sich die herzogliche Kanzlei am Niederrhein,
doch auch entferntere Länder wie die Grafschaften Mark oder Ravensberg
mußten im Blick des Hofes bleiben und wußten sich – die Aktivitäten der
adeligen Landstände, aber eben auch der Kanzlisten sind hier vorrangig
zu nennen – in diesen Blick zu bringen. Interessieren soll uns auf der
Basis dessen, was wir über die Organisation und Schriftproduktion von
Kanzlei wissen, vor allem der personale Aspekt, der besser verstehen
lassen sollte, wie Informationsaustausch und Wissensproduktion
funktionierten, welche Inhalte und Zwecke im Laufe der Zeit involviert
waren.

Wenn die Kanzlei als solche und ihre Kanzlisten als politische Akteure
verstanden werden können, in welchem Verhältnis stehen sie nicht zuletzt
personell zu den Landständen vor allem in den rein räumlich weiter vom
Hof entfernten Gebieten, die in Selbst- und zentraler Sicht
möglicherweise eher als „Nebenländer“ verstanden wurden und zu verstehen
sind? Welches Bild des herrschaftlichen Konglomerats lebte am Hof,
gespeist nicht zuletzt von Kanzleipersonal, das aus den einzelnen
Landesteilen kam und diese darstellen konnte? Wie stark wurden
Vorstellungen von und in den Landesteilen durch Arbeit und Einfluß der
Kanzlisten geprägt, wie stark konnten Identitäten geprägt werden –
inwieweit machte die Kanzlei das Land?

*Kanzlei – Land – Identität
*
10.00 – 10.20 Uhr

Prof. Dr. Felicitas Schmieder (Hagen)
Begrüßung und Einführung in das Tagungsthema

10.20 – 11.00 Uhr

Ellen Widder (Tübingen)
Spätmittelalterliche Kanzleien als Problem der Forschung

(Diskussion)

11.00 – 11.15 Uhr Kaffeepause

11.15 – 14.45 Uhr

Jürgen Kloosterhuis (Berlin)
Scryffcamer-Konturen. Beobachtungen zu den Anfängen eines
Kanzleibetriebs und -gebrauchs der Grafen von der Mark, ca.1290-1390

Mark Mersiowsky (Stuttgart)
Spätmittelalterliche märkische Verwaltung außerhalb der Kanzelei: eine
Spurensuche

(Diskussionen)

12.30 – 13.30 Mittagspause in der Mensa

13.30 – 14.45 Uhr

Stefan Pätzold (Mülheim)
Levold von Northof, die Anlage der ältesten märkischen
Lehnaktverzeichnisse und die Chronik der Grafen von der Mark

Felicitas Schmieder (Hagen)
Märckische Karten aus der klevischen Kanzlei – Augenscheine für das
ferne Nebenland?

(Diskussionen)

14.45 – 15.00 Uhr Kaffeepause

15.00 – 16.15 Uhr

Henrike Bolte (Dortmund)
Das gesuchte Fachpersonal. Die Schreiber und Chronisten der Reichsstadt
Dortmund bis 1600

Manuel Hagemann (Puhlheim/ Abtei Brauweiler)
uwer gnaden huysgesynde ind secretarius – das Kanzleipersonal der Grafen
und Herzöge von Kleve im Spätmittelalter

(Diskussionen)

16.15 – 16.30 Uhr Kaffeepause

16.30 – 17.45 Uhr

Sebastian Schröder (Münster)
Rumor an den Rändern Ravensbergs. Territorialkonflikte an den Grenzen
einer frühneuzeitlichen Grafschaft

Stefan Gorißen (Bielefeld)
Wie verwaltet man ein entferntes Nebenland? Die vereinigten Herzogtümer
und die Grafschaft Ravensberg im 16. Jahrhundert

(Diskussionen)

17.45 – 18.00 Uhr Abschlussdiskussion (Moderation: Prof. Dr. Felicitas
Schmieder, Hagen)

/Veranstaltungsreihe seit 2012/
Auch das Ruhrgebiet hat – selbst wenn es einiger Fantasie bedarf, sich
dies vor­zustellen – eine vorindustrielle Geschichte. So entstand im
Jahr 2012 am Lehrstuhl für die „Geschichte des Mittelalters unter
besonderer Berücksichtigung des späten Mittelalters“ der
Ruhr-Universität Bochum die Idee, die Veranstaltungs­reihe „Gespräche
zur Regionalgeschichte an Rhein und Ruhr“ ins Leben zu ru­fen, um diesem
Mangel wenigstens ansatzweise abzuhelfen. Der Lehrstuhlinhaber Prof. Dr.
Nikolas Jaspert und Dr. Stefan Pätzold (zu dieser Zeit stellvertretender
Leiter des Bochumer Zentrums für Stadtgeschichte), beschlossen damals,
einmal im Jahr ein Kolloquium zu regionalgeschichtlichen Themen zu
organisieren. Die Reihe fand 2015 dank des Engagements von Frau Prof.
Dr. Felicitas Schmieder, der Vertreterin des Lehrgebiets „Geschichte und
Gegenwart Alteuropas“, ein neues Zuhause an der FernUniversi­tät in
Hagen, die im Rahmen des „Hagener Forschungsdialogs“ die Kooperation mit
wissenschaftlichen Initiativen des näheren und weiteren Raumes großzügig
unter­stützt.

Weitere Informationen hier
<www.fernuni-hagen.de/geschichte/lg1/forschung/gespraeche-regionalgeschichte-rhein-ruhr.shtml>.

*Veranstaltungsort*
FernUniversität in Hagen
Geb. 2, Raum 1-2
Universitätsstr. 33, 58097 Hagen