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Geschichtskultur
Geschichtskultur

Thomas Finkemeier: Heimat und Zeche. Zivilgesellschaftliche Geschichtsgruppen und die industriekulturelle Identitätskonstruktion des Ruhrgebiets im Strukturwandel. Dissertation an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 2024. Open Access: https:/doi.org/10.5281/zenodo.15484985. Druckausgabe: Mai 2025, 440 Seiten, Softcover, ISBN 978-3-81972069-7, 44,99 €.

Hunderte von Geschichtsinitiativen haben während der 1970er, 1980er und 1990er Jahre zur Geschichte des Ruhrgebiets geforscht. Dazu zählten Historische Gesellschaften und Heimatvereine ebenso wie Arbeitersiedlungsinitiativen, Geschichtswerkstätten, Einrichtungen der Erwachsenenbildung, Verfolgtenverbände, Basisorganisationen aus SPD und Gewerkschaften, Frauengeschichtsinitiativen und Gruppen zur Erforschung lokaler Bergbaugeschichte. In ihnen haben Bürgerwissenschaftler und Bürgerwissenschaftlerinnen daran mitgewirkt, Identitäten für die Region im Strukturwandel zu entwickeln – im Spannungsfeld zwischen Heimatgeschichte und Industriekultur.

Aus welchen – völlig unterschiedlichen – historischen Zusammenhängen sind diese Gruppen entstanden? Welchen Anteil hatten sie an der industriekulturellen Meistererzählung, die ab der Jahrtausendwende im Ruhrgebiet dominierte? Haben sie zur Demokratisierung der Geschichtskultur beigetragen? Ging es ihnen überhaupt um eine kollektive Erinnerung an das Ruhrgebiet als Region – oder haben sie sich im Gegenteil davon distanziert?

Die Dissertation von Thomas Finkemeier schließt sich an die aktuelle Debatte um die Neuorientierung der Ruhrgebietsidentität an, die unter anderem mit Publikationen von Helen Wagner („Vergangenheit als Zukunft?“) und Czierpka/Thieme/Bock („Schimanski, Kumpel, Currywurst?“) geführt wird. Sie begreift die industriekulturelle Identität als „Herkunftsmythos jener Generation, deren prägende Lebenserfahrung ihr eigener Aufstieg im Abstieg des Reviers war“.