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Achtung

*LWL veröffentlicht Dokumentarfilm zum Kalten Krieg vor der
westfälischen Haustür*

Wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs spitzte sich der Konflikt
der beiden Supermächte USA und Sowjetunion zu. Bald standen sich damit
im geteilten Deutschland auf beiden Seiten des „eisernen Vorhangs“
deutsche Soldaten unmittelbar gegenüber. Erst die friedliche Revolution
in den Staaten Mittel- und Osteuropas beendete 1989 den „Kalten Krieg“ –
eine Phase der Drohungen und der beidseitigen Aufrüstung. In dem Film
„Achtung, ABC-Alarm! Der Kalte Krieg vor der westfälischen Haustür“
nimmt Filmemacher Harald Sontowski im Auftrag des LWL-Medienzentrums für
Westfalen die Relikte und Auswirkungen dieser Epoche in Westfalen-Lippe
in den Blick. Seit dem 19. Oktober ist der Film auf dem YouTube-Kanal
„Westfalen im Film“ des LWL-Medienzentrums zu sehen:
https://www.youtube.com/watch?v=bvImyWkDwWk. Zusätzlich wird er in Kürze
über die Bildungsmediathek NRW auch allen Schulen in Nordrhein-Westfalen
zur Verfügung stehen.

Auch in Westfalen gab es zahlreiche Anlagen und Bauten zur Abwehr
militärischer Bedrohungen. So gehörte zur Garnison Dülmen (Kreis
Coesfeld) das Sondermunitionslager Visbeck – ein Depot für
konventionelle und nukleare Waffen. Nicht weit entfernt findet sich ein
Notlandeplatz auf dem Autobahnteilstück der A43 zwischen Nottuln und
Dülmen Nord. In Erndtebrück (Kreis Siegen-Wittgenstein) entstand die
Bunkeranlage „Erich“, wichtiger Standort der Luftraumüberwachung. Und in
den Jahren 1962 bis 2002 war das sauerländische Lennestadt-Oedingen
(Kreis Olpe) Stützpunkt einer deutschen Flugabwehrraketenstellung. In
Nordkirchen (Kreis Coesfeld) befand sich ein GSV-Bunker mit
Vorrichtungen zur militärischen Nachrichtenübermittlung, ein Bereich der
im Museum Vorbei e.V. im niedersächsischen Wenningsen detailliert
vorgestellt wird.

Der Film beleuchtet die Aufgaben der Warnämter – wie das Warnamt 4 in
Meinerzhagen (Märkischer Kreis) – genauso wie verschiedene Bunkeranlagen
zum Schutz der Bevölkerung wie die Zivilschutzanlage im Aegidii-Parkhaus
in Münster oder die Schutzräume für die Bezirksregierung in der
Geschwister-Scholl-Hautschule in Nottuln (Kreis Coesfeld).

In zahlreichen Interviews erinnern sich Expert:innen und Zeitzeug:innen
an diese Zeit. So erhalten die Zuschauer:innen nicht nur Einblicke in
die Funktionen und Aufgaben der militärischen Anlagen, sondern auch
einen Eindruck von den persönlichen Motivationen zur Arbeit in den
verschiedenen Bereichen. Die Stilllegung der Anlagen nach Ende des
Kalten Krieges und die museale Weiternutzung einiger Objekte mit
Denkmalcharakter thematisiert der Film ebenfalls.

Der Filmemacher widmete sich außerdem der Haltung der Anwohner:innen.
Wie stand die Bevölkerung zu den Anlagen des Kalten Kriegs in ihrer
Nachbarschaft? Welche Bedeutung hatten die militärischen Anlagen als
Wirtschaftsfaktor in der Region? Und entstanden Ängste, da die eigene
Umgebung zum potentiellen Angriffsziel wurde? Die frühen 1980er-Jahre
markieren einen Höhepunkt der westdeutschen Friedens- und
Protestbewegung. Neben den großen Aufmärschen und Aktionen formierte
sich auch in Westfalen Widerstand gegen die geplante Nachrüstung. Daran
erinnern Zeitzeugen wie der ehemalige Friedensaktivist und langjährige
Bundestagsabgeordnete Winfried Nachtwei.