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„Évian“ – eine szenische Lesung am 3. Juli 2019 in Dorsten

Jüdisches Museum Westfalen, Dorsten, 3. Juli 2019, 19:30 Uhr

„Keiner will sie haben.“ – Die Konferenz von Évian im Juli 1938
Im Sommer 1938 hatten fast alle Regierungen der Welt wahrgenommen, wie sich
die Bedrohung der Juden in Deutschland und Österreich zuspitzte. Juden
wurden aus vielen berufen gedrängt und durch die fortschreitende Entrechtung
ihrer Lebensbasis beraubt worden. Jüdiche familien standen vor den
Botschaften und Konsulaten Schlange, um ein Visum zu erlangen TTausende
haben Nazideutschland bereits verlassen und täglich drängen mehr zur
Auswanderung. Dabei verschärft gerade ein Staat nach dem anderen seine
Einreisebestimmungen.
Die schnell ansteigenden Flüchtlingszahlen verlangten dringend nach einer
humanitären Lösung. Auf einer hastig einberufenen internationalen Konferenz
in Évian-les-Bains am Genfer See verhandelten Vertreter von 32 Staaten und
vielen Hilfsorganisationen über Einreisebedingungen und Aufnahmeqouten.
Flüchtlinge sollten geschützt werden – aber nicht im eigenen Land. Nach
dieser Prämisse handelten in diesem Jahr 1938 nahezu alle Regierungen. Das
niederschmetternde Ergebnis der Konferenz war eine Entscheidung, die viele
Juden das Leben kostete. Das von den USA erhoffte Entstehen einer neuen
transtationalen Hilfsorganisation war gescheitert. Die spätere israelische
Ministerpräsidentin Golda Meir, die in Évian dabei war, schrieb in ihren
Memoiren: „Dazusitzen, in diesem wunderbaren Saal, zuzuhören, wie die
Vertreter von 32 Staaten nacheinander aufstanden und erklärten, wie
furchtbar gern sie eine größere Zahl Flüchtlinge aufnehmen würden und wie
schrecklich leid es ihnen tue, dass sie das leider nicht tun könnten, war
eine erschütternde Erfahrung.“
Eine späte Lehre aus dem Scheitern der Konferenz vom Juli 1938 war die
Etablierung der Genfer Flüchtlingskonvention 1951. Ein wichtiges
historisches Ereignis in der Vergangenheit und doch so gegenwärtig. Auch
heute, 81 Jahre danach, ist die Frage, wie Flüchtlingen zu helfen ist, wo
Flüchtlinge an Land gehen dürfen und welche Länder wie viele aufnehzmen,
eine immense politische Herausforderung. Vereinfachende Gleichsetzungen sind
unangebracht, doch ein differenzierter Vergleich ist möglich. Studierende
der Bergischen Universität Wuppertal haben sich mit diesen Fragen unter
Leitung von Dr. Ulrike Schrader auseinandergesetzt und daraus eine szenische
Lesung entwickelt.

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