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Essaypreis Die Wahrheit der Geschichte? -30.06.18

Essaypreis /WerkstattGeschichte/
Die Wahrheit der Geschichte?

Die Zeitschrift WerkstattGeschichte hat sich stets als ein Forum
verstanden, das für Experimente offen ist. Sie will ein Ort sein, an dem
über Geschichte ebenso reflektiert wird wie über historisches Forschen
und Schreiben. Gutes Schreiben hat es schwer in Zeiten, in denen der
Zwang zum raschen Publizieren Voraussetzung für die Karriere ist. Oft
ist die Form kein maßgebliches Kriterium. Um dem etwas entgegenzusetzen,
haben der Klartext Verlag und WerkstattGeschichte 2012 den Essaypreis
WerkstattGeschichte ins Leben gerufen. Gerade die Form des Essays
erlaubt intellektuelle und stilistische Zuspitzungen, gibt Raum für
Gedankenexperimente und kann Perspektiven auf unseren Alltag eröffnen,
die sonst zu kurz kommen. Das Thema des vierten Essaypreises
WerkstattGeschichte lautet: „Die Wahrheit der Geschichte?“

Vom Drehen wird einem leicht schwindelig. All die „turns“ der letzten
Jahre haben den Geschichtswissenschaften vielleicht nicht dermaßen
zugesetzt, dass sie sich erst einmal setzen müssten. Aber wenigstens
vorsichtiger sind sie geworden. Sie haben etwas Tastendes bekommen. Wie
es eigentlich gewesen oder was die historische Wahrheit sei – das kommt
den meisten nicht mehr so leicht über die Lippen. Viele Historikerinnen
und Historiker haben die wichtigste Wendung, den „linguistic turn“, so
verinnerlicht, dass sie an die eine wahre Geschichte von oder über etwas
nicht mehr gut glauben können. Unterschiedliche Perspektiven auf einen
Gegenstand, aber auch unterschiedliche (konkurrierende) Geschichten
werden damit möglich. Allein, können wir uns das leisten? Rücken die
erhitzten politischen Auseinandersetzungen der letzten Jahre eine
Geschichte im Plural nicht in die Nähe eines gefährlichen Relativismus?
Sollen wir schweigen, wenn Wahlen manipuliert, Fakten verzerrt und die
Geschichte als Kronzeugin für fragwürdige Propaganda-Aktionen
missbraucht wird? Gibt es nicht die Pflicht zum professionellen
Widerspruch, wenn eine historische Tatsache verdreht und die Wahrheit
politischen „spin doctors“ und manipulativen Trollen geopfert wird?
Andererseits haben wir Historikerinnen und Historiker zuletzt immer
wieder zu Recht den nur historisch zu denkenden Charakter von Wissen und
Erkenntnis betont. Laufen wir also Gefahr, einem vereinfachenden Welt-
und Wissenschaftsverständnis das Wort zu reden, wenn wir uns einreihen
und dem „march for science“ anschließen? Wir glauben, dass die
Auseinandersetzung über den Zusammenhang von Geschichte und Wahrheit zur
Selbstvergewisserung unseres Tuns beiträgt und freuen uns auf Ihre Beiträge.

Eingeladen sind ausdrücklich alle, die sich mit Geschichte in
darstellerischer und analytischer Absicht beschäftigen. Der
(unveröffentlichte) Essay soll 12 bis 15 Seiten umfassen (max. 27.000
Zeichen inkl. Leerzeichen), auf Deutsch abgefasst sein und bis zum 30.
Juni 2018 an den Klartext Verlag – Stichwort: Essaypreis – gesandt werden.

Eine Jury, bestehend aus dem Preisträger von 2016, Pablo Dominguez
Andersen, dem Wissenschaftshistoriker Michael Hagner sowie den
Mitherausgeber/innen von WerkstattGeschichte Sebastian Kühn, Eva Lehner,
Stefan Mörchen, Eckart Schörle, Veronika Springmann, Michael Wildt und
Malte Zierenberg wird die anonymisierten Texte begutachten und den/die
Gewinner/in benennen.

Der/die Preisträger/in erhält ein Preisgeld in Höhe von 500 Euro. Der
Essay wird auf dem Historiker/innentag 2018 in Münster präsentiert und
in WerkstattGeschichte veröffentlicht. Die Jury behält sich vor, weitere
Essays zur Veröffentlichung vorzuschlagen. Einsendeschluss 30. Juni 2018

Ansprechpartner:
Malte Zierenberg
malte.zierenberg@geschichte.hu-berlin.de

Einsendungen per Mail an den Klartext Verlag: info@klartext-verlag.de