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Dokumentarfilm
Unerwünscht und Vergessen. Zwangsarbeiterinnen und ihre Kinder

Montag, 25. November 2024, 19.30 Uhr

*Dokumentarfilm: Unerwünscht und Vergessen. Zwangsarbeiterinnen und ihre
Kinder*
Produktion, Drehbuch & Regie: Anne Roerkohl
 WDR 2000, 45 Min., Erstausstrahlung: 10/2000

Rund 95.000 Frauen arbeiteten 1944 unter Zwang in Westfalen, verschleppt
aus ihren besetzten Heimatländern, wie Vieh ins „Reich“ transportiert,
wie Sklaven in Soest an die Betriebe verkauft. Sie waren jung, im
Durchschnitt gerade einmal 20 Jahre und stammten aus Polen, der Ukraine
oder der Sowjetunion. Sie wurden in den Rüstungsbetrieben des
Ruhrgebietes eingesetzt, in den Lampenstuben der Zechen, in
münsterländischen Textilbetrieben, auf Bauernhöfen oder in
Familienhaushalten, stets gekennzeichnet durch die diskriminierenden
Kennzeichen „Ost“ oder „P“ auf ihrer Kleidung. Die
nationalsozialistische Kriegswirtschaft war ausschließlich an der
Arbeitskraft der Zwangsarbeiterinnen interessiert, schwangere Frauen
waren nicht produktiv.

In Waltrop wurde am Rande der Rieselfelder ein zentrales
Entbindungslager für „Ostarbeiterinnen“ aus Westfalen eingerichtet. Mit
einer Kapazität von 500 Personen war es das größte seiner Art im Reich.
Zwangsarbeiterinnen bis zum fünften Monat der Schwangerschaft wurden
hier zur Abtreibung gezwungen. Die Frauen mit einer weiter
fortgeschrittenen Schwangerschaft mussten bis zur Niederkunft auf den
Feldern der „Gemüseanbaugenossenschaft Waltrop“ oder in einer
angegliederten Nadelfabrik arbeiten. Die pseudowissenschaftliche
„Rassenlehre“ der Nationalsozialisten machte die meisten der in Waltrop
geborenen Kinder zu minderwertigem Leben. Viele der Säuglinge und
Kleinkinder starben vor Erreichen des 1. Lebensjahres – unterernährt,
vernachlässigt.

Anne Roerkohl besuchte mit ihrem Filmteam Maria Wieclaw in Polen. Der
Film zeigt eines der sehr seltenen Interviews einer Frau, die in Waltrop
entbinden musste. Der Film folgt ihren Stationen von der Ukraine bis ins
Entbindungs- und Abtreibungslager Waltrop-Holthausen Die Polin Maria
Wieclaw war eine der jungen Frauen, die durch Deportation zur
Zwangsarbeit nach Westfalen kam. Sie lernte mit 20 ihren späteren
Ehemann kennen und wurde schwanger. Im Entbindungslager
Waltrop-Holthausen brachte sie ihre Tochter Valentina zur Welt. Das Kind
wurde ihr weggenommen – blond und blauäugig entsprach es der
Rassenideologie der Nationalsozialisten und wurde vermutlich an deutsche
Eltern abgegeben. Maria Wieclaw erfuhr nie, was mit ihrer Tochter
passiert ist. Die Münsteraner Historikerin Dr. Gisela Schwarze legte
19997 eine umfangreiche Monographie zu dem Lager-Komplex
Waltrop-Holthausen und anderen Lagern in Westfalen vor. Allesamt oft
nahezu vergessene Orte, die untrennbar mit frauen- und
kinderspezifischer Gewalt und Unmenschlichkeit verbunden sind. Im
Zeitalter der Zweitzeugenschaft ist es wichtig, diese seltenen Stimmen
zu sehen, hören und zu lesen.

Einführung und Filmgespräch: Stadtarchivar Reinhard Jäkel & Mareike
Berweger M.A.  Eine Kooperationsveranstaltung der Gleichstellungsstelle
der Stadt Waltrop mit Stadtarchiv, Heimatmuseum und Partnerschaft für
Demokratie Waltrop. Anmeldung: Telefonisch oder per Mail, Kontakt: Tel.
02309.930 348, E-Mail: gleichstellungsstelle@waltrop.de.

*Veranstaltungsort*
Heimatmuseum Waltrop im Riphaushof
Riphausstr. 31, 45731 Waltrop