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Diskussion
Am gläsernen Schreibtisch

Montag, 3. Juli 2023, 18 Uhr

*Diskussion: Am gläsernen Schreibtisch**
**Über Wissenschaftstracker, Profiler und Datenhändler*

Wer wissenschaftlich arbeitet, kann auf den Gebrauch digitaler Werkzeuge
kaum mehr verzichten – spätestens, wenn es um das Publizieren von
Forschungsergebnissen geht. Auch Verlage, Bibliotheken,
Forschungsförderer und Hochschulleitungen machen sich verstärkt die
Möglichkeiten der Digitalisierung zunutze – teils zu ganz neuen Zwecken.
So haben sie etwa die Entwicklung bibliometrischer Verfahren
vorangetrieben und Tracking-Systeme zur Überwachung wissenschaftlicher
Arbeitsprozesse implementiert.

Während Dienste wie Orcid eine maschinenlesbare Verwaltung von
Wissenschaftler*innen-Identitäten erlauben, erstellen eigens dafür
betriebene Suchalgorithmen (sog. ”Scholar Crawler”) personenbezogene
Datenprofile. Onlinebasierte Literaturverwaltungs- und Redaktionssysteme
zielen indessen auf die Erfassung des gesamten wissenschaftlichen
Arbeitsprozesses, von der Ideenfindung und Recherche bis zur Publikation
und Diskussion von Forschungsfragen und -daten.

Diese umfassende Verdatung von Forschungsprozessen tritt dabei mit dem
Versprechen einer Steigerung der Qualität und Sichtbarkeit
wissenschaftlicher Arbeit sowie der frühzeitigen Erkennung innovativer
Forschungstrends und Talente an. Kritiker*innen sehen hingegen in
solchen Datenbanken das eigentliche Hauptprodukt der großen
Wissenschaftsverlage – die schon längst aufgehört haben, einfach nur
Publikationsorgane für Fachliteratur zu sein.

Was bedeutet der aktuelle Umbau der Wissenschaftsverlage in
Informationsbroker und Datendienste für die künftige Gestaltung von
Wissenschaft? Welche Folgen hat die Datensammlung und die
Dauerbeobachtung eigener Forschungsarbeit für die Karrierewege von
Wissenschaftler*innen und die Strategien ihrer Institutionen? Wie
verhält sich das Paradigma der Öffentlichkeit von Wissenschaft zu den
oft opaken Datensammlungen von Konzernen wie Elsevier oder Springer
Nature? Wie lässt sich das Tracking in den generellen
Transformationsprozessen von Wissenschaft und ihren Verlagen verorten?
Was ist überhaupt problematisch an diesen Entwicklungen und welche
Alternativen gäbe es?

DISKUTANT*INNEN

* Alexander Friedrich ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum
für Literatur- und Kulturforschung forscht dort zu Methoden der
digitalen Begriffsgeschichte. Er ist Mitherausgeber des Jahrbuch
Technikphilosophie und betreut u.a. den Themenblog zum
Wissenschaftler*innen-Tracking auf jtphil.de.
* Petra Gehring lehrt und forscht am Institut für Philosophie an der
Technischen Universität Darmstadt. Sie ist Wissenschaftliche
Direktorin des Zentrums verantwortungsbewusste Digitalisierung
(ZEVEDI) und Mitherausgeberin des Jahrbuch Technikphilosophie.
* Ute Volkmann lehrt und forscht am SOCIUM Forschungszentrum
Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen u.a. zu
soziologischen Gesellschaftstheorien und Zeitdiagnosen sowie zur
Medien- und Wirtschaftssoziologie mit Fokus auf Journalismus und
Wissenschaftsverlage.

MODERATION
Stefan Höhne, KWI

TEILNAHME & ANMELDUNG
Die Teilnahme ist kostenlos und in Präsenz im KWI (Gartensaal) oder
online (via Zoom) möglich. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Den
Zoom-Link finden Sie hier:
www.kulturwissenschaften.de/veranstaltung/diskussion-am-glaesernen-schreibtisch/

VERANSTALTER
Eine Veranstaltung des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI) in
Kooperation mit dem Jahrbuch Technikphilosophie.

*Veranstaltungsort*
Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Gartensaal & live via Zoom
Goethestr. 31, 45128 Essen