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Rohstoffe

_Call for Papers_
Werkstattgespräch X

*Woher und wohin?**
**Rohstoffe, Materialen und Produkte von Handwerks- und Gewerbebetrieben
im Kontext kolonialer und postkolonialer Strukturen

*Datum: 27. Oktober 2022, 9:30–17:00 Uhr
Ort: LWL-Freilichtmuseum Hagen, Westfälisches Landesmuseum für Handwerk
und Technik, Mäckingerbach, 58091 Hagen
voraussichtliches Format: hoffentlich wieder analog, ggf. digitale Konferenz

Die Debatte um koloniales Raubgut hat Museen sensibilisiert. Sie fragen
nach der Herkunft ihrer Objekte aus möglicherweise kolonialen
Zusammenhängen und deren Weg in die Sammlungen. In diesem Kontext möchte
das LWL-Freilichtmuseum Hagen für ein Projekt 2024 die Perspektive auf
seine Werkstätten und Betriebe erweitern. Es soll ein Weg mit
verschiedenen Stationen durch das Museum angelegt werden, der die
Besucherinnen und Besuchern über Aspekte der kolonialen und
postkolonialen Beziehungen informiert. Entsprechend gilt es zu fragen:
Woher kamen und kommen Rohstoffe und Materialien für die vielen
Produkte, die in Westfalen produziert wurden? Unter welchen Bedingungen
wurden sie produziert? Und wohin gingen diese Erzeugnisse? Auf welche
überseeischen Märkte richtete sich das Interesse von Produzenten und
Handel? Und welche Auswirkungen hatten und haben exportierte Produkte
auf lokale Handelsbeziehungen, Märkte und Betriebe? Bisher wird
beispielsweise in Ausstellungen vielfach – vielleicht mit einem gewissen
Stolz? –darauf verwiesen, dass mit einem regionalen Produkt „weltweit“
gehandelt wurde. Das gilt beispielsweise für die Sensen und
Schneidwerkzeuge aus den Fabriken an der Ennepe bei Hagen. Wie aber
haben sich aber Sensenexporte auf die Wirtschaft in den Zielländern
ausgewirkt? Und noch ein dritter Aspekt scheint bedenkenswert: Wie
prägten und prägen die mit dem Verkauf „exotischer“ Produkte verbundenen
bildlichen Klischees, etwa bei der Vermarktung von Kaffee und Tabak, die
Vorstellung von anderen Kulturen und Lebensweisen? Wie machen sich
koloniale und postkoloniale Strukturen und Denkmuster bis heute in
unseren Ausstellungen und Vermittlungsangeboten bemerkbar?

Viele Museen und Initiativen haben sich aufgemacht und sich der
Einbindung ihrer Stadt oder Region in die weltweiten kolonialen und
postkolonialen Strukturen sowie deren Folgen gewidmet. Wir suchen den
Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, die sich mit diesen Fragen
beschäftigen und damit neue Perspektiven auf ihre Sammlungen, ein
Handwerk oder Gewerbe oder auf eine Stadt oder eine Region eröffnen. Es
können sowohl grundsätzliche Überlegungen als auch Fallbeispiele und
Erfahrungsberichte entsprechender Projekte vorgestellt werden.

Folgende Vortragsthemen sind beispielsweise denkbar:
–    „Exportschlager“ kritisch hinterfragt
–    Umgang mit dem Thema „Kolonialwarenladen“ zwischen Nostalgie und
Aufklärung
–    Perspektiven auf Werbung mit „exotischen“ Klischees

Darüber hinaus sind wir offen für weitere Anregungen. Wir freuen uns,
wenn die Arbeiten Bezüge zu Westfalen-Lippe aufweisen, sind aber auch an
Beiträgen aus anderen Regionen interessiert. Die Beiträge sollten eine
Länge von ca. 25–30 Minuten haben, um ausreichend Zeit für die
Diskussion zu lassen. Bitte melden Sie sich *bis zum 1. Juli 2022* mit
einem Abstrakt und Angaben zu Ihrer Person bei

Dr. Anke Hufschmidt
LWL-Freilichtmuseum Hagen
Mäckingerbach
58091 Hagen
Tel. 02331/3480070
anke.hufschmidt@lwl.org

/Werkstattgespräche/
Die Werkstattgespräche im LWL-Freilichtmuseum Hagen bieten
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern seit 2013 die Möglichkeit,
sich intensiv über aktuelle Fragen des Themas „Handwerk im Museum“
auszutauschen. Bisher wurde der biografische Zugang zur
Handwerksgeschichte im Museum (2013), der Film als Mittel zur
Dokumentation von Handwerk (2014), die Vermittlung von Handwerk in
museumspädagogischen Angeboten und Ausstellungen (2015), die Ausbildung
im Handwerk (2016), Objekte des modernen Handwerks in Museumssammlungen
und -ausstellungen (2017), Neubetrachtung von Sammlungen zu Handwerk und
Gewerbe im Museum (2018) behandelt. 2019 ging es um Maschinen in
Handwerk und Gewerbe. 2020 fand das Werkstattgespräch erstmals digital
statt – coronabedingt, aber passend zum Thema „Handwerk und Technik
digital bewahren – Objektdokumentation und ihr Mehrwert für Museen“.
2021 drehte sich die Diskussion unter dem Titel „Der sentimentale
Kassettenrekorder oder: Technik der 1970er-Jahre in Alltag, Erinnerung
und Technikgeschichte“ um die Vertretung dieses ambivalenten Jahrzehnts
in Sammlungen und Ausstellungen sowie in der Vermittlung.