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CFP
Kunst in der Über die Gleichzeitigkeit von Innovation und Kontinuität deutscher Kunstpolitik nach 1945
CFP: *Kunst in der Kommune: Über die Gleichzeitigkeit von Innovation und
Kontinuität deutscher Kunstpolitik nach 1945*
Eine Tagung des Kunstmuseums Gelsenkirchen und des Instituts für
Stadtgeschichte Gelsenkirchen vom 22. bis zum 24. Juni 2022 stellt die
Frage nach der Gleichzeitigkeit von Innovation und Kontinuität in der
kommunalen Kunstpolitik in der langen westdeutschen Nachkriegszeit.
Veranstalter:innen: Christiane Wanken (Kunstmuseum Gelsenkirchen),
Annika Becker (Kunstmuseum Gelsenkirchen), Daniel Schmidt (Institut für
Stadtgeschichte), Fabian Köster (Westfälische Wilhelms-Universität
Münster) (Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen, Kunstmuseum
Gelsenkirchen), 45897 Gelsenkirchen (Deutschland)
Im Nachkriegsdeutschland stellte sich kommunale Kulturpolitik als eines
der wenigen kaum reglementierten oder vorstrukturierten Politikfelder
dar, kulturelle Förderung mutete hierbei nach wie vor als weitestgehend
freiwillig an. Das Begriffspaar Kunst und Politik schien zugleich fast
unzertrennlich mit Demokratisierung und Re-Education einerseits sowie
Sozialismus und antifaschistischer Erziehung andererseits verbunden zu
sein. Die Kommune kann – noch vor den Einflüssen der Institutionskritik
– als der wesentliche Bereich verstanden werden, in dem die Kunst den
Menschen unmittelbar gegenübertritt. Die Kunst wurde dementsprechend im
Westen Deutschlands zu einem vermeintlichen Demokratisierungsparameter
und die Kommune zum Ermöglichungsraum für unterschiedliche Kunstimpulse
und -erzählungen. Allerdings war ihre Rolle ambivalent, da Räume für
Kunst geschaffen und gleichzeitig verhindert wurden. Dieses
Spannungsfeld zeigt sich beispielhaft an zwei konträren Entscheidungen
der Stadt Gelsenkirchen:
Einerseits beriet im Oktober 1957 eine Jury über die künstlerischen
Arbeiten, welche im und am Bau des neuen Theaters in Gelsenkirchen
integriert werden sollten. Die Künstler Robert Adams, Paul Dierkes,
Rupprecht Geiger, Yves Klein und Norbert Kricke wurden ausgewählt. Klein
beschrieb 1958 die Zusammenarbeit der Künstler mit dem Architektenteam
als von einem „sehr ‚avantgardistische(n)‘ Geist“ geprägt. Andererseits
erwarb die Stadt im selben Jahr die Olympia des Künstlers Fritz Klimsch
und ließ die Skulptur nahe des Rathauses in Gelsenkirchen-Buer
aufstellen. Klimsch – als „Gottbegnadeten“-Künstler von den
Nationalsozialisten protegiert –, arbeitete an der Olympia im Auftrag
der nationalsozialistischen Heeresführung.
Vor diesem Hintergrund stellt die geplante Tagung des Kunstmuseums
Gelsenkirchen und des Instituts für Stadtgeschichte Gelsenkirchen die
Frage nach der Gleichzeitigkeit von Innovation und Kontinuität in der
kommunalen Kunstpolitik in der langen westdeutschen Nachkriegszeit. Der
primäre Untersuchungszeitraum beschränkt sich auf die Jahre 1945 bis
1973. Zugleich ist ein Blick auf die Entwicklungen in der SBZ bzw. DDR
als Vergleichsfolie ausdrücklich erwünscht.
Die interdisziplinär angelegte Tagung wird sich folgenden
Untersuchungsebenen widmen:
* I Akteur:innen: Wer setzt welche Impulse für und gegen Innovation?
Welche Bedeutung lässt sich Kulturpolitiker:innen, Künstler:innen,
Mäzen:innen, Kunstvereinen, bestehenden kommunalen Netzwerken, dem
Publikum sowie der Alliierten Besatzungsmacht zuschreiben?
* II Instrumente und Strukturen: Welche Bedingungen beeinflussen die
Entscheidungen kommunaler Kunstpolitik? Wie werden Räume für Kunst
geschaffen? Wie werden Erzählungen über und mit Kunst tradiert oder
neu gestaltet? Welche Rolle spielen die Ankäufe kommunaler Museen
und deren Sammlungspolitik, aber auch die Einrichtung von
Kunstpreisen, die Förderung von Kunst im öffentlichen Raum und der
freien Szene und weiterführend die Gründung von Kunstschauen?
* III Motive: Was sind die vorherrschenden Parameter, welche die
kommunale Kunstpolitik antreibt? Wie sind Faktoren wie kommunale
Imagebildung, Demokratisierung, Volksbildung, Prestige,
Städtekonkurrenz, Stadtentwicklung und die Beweggründe Einzelner zu
gewichten?
Interessierte Wissenschaftler:innen sind aufgerufen, *bis zum 31.
Oktober 2021* für mögliche Beiträge zur Tagung eine kurze Ideenskizze
(max. 500 Wörter) sowie biobibliografische Angaben zu ihrer Person und
ihren Forschungsinteressen unter kunstmuseum@gelsenkirchen.de
einzureichen. Reise- und Unterbringungskosten für Referent:innen werden
übernommen.