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Das soziale Erbe jüdischer Wohlfahrt in der Region – Orte jüdischer Fürsorge und ihre innen
*Das soziale Erbe jüdischer Wohlfahrt in der Region – Orte jüdischer
Fürsorge und ihre Akteur:innen*
Tagungsveranstalter:innen: Salomon Ludwig Steinheim-Institut für
deutsch-jüdische Geschichte, Universität Duisburg-Essen;
Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
Das soziale Erbe jüdischer Wohlfahrt in der Region – Orte jüdischer
Fürsorge und ihre Akteur:innen
Jüdische Wohlfahrt in Deutschland hat Tradition. Lange bevor der erste
Dachverband, die Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden (ZWST),
1917 in Berlin gegründet wurde, hatten jüdische Gemeinden Armen- und
Krankenfürsorge gebündelt. Eine Ausdifferenzierung jüdischer
Wohlfahrtspflege vollzog sich seit der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts durch die Gründung zunehmend zielgruppenspezifisch
ausgerichteter Wohlfahrtsvereine und sozialer Einrichtungen. Diese
Neuorganisation jüdischer Fürsorge war spätestens um 1900 abgeschlossen;
nach dem Ersten Weltkrieg wurde sie durch in Sozialarbeit und
Pflegeberufen ausgebildete Jüdinnen und Juden sowie immer öfter in
regionalen und überregionalen Verbänden professionalisiert.
Dieses soziale, institutionalisierte und einst in ganz Deutschland
lokalisierbare Erbe ‚praktischen Judentums‘ liegt bislang allenfalls im
äußeren Blickwinkel der fächerübergreifenden Forschung zur
deutsch-jüdischen Geschichte. Wesentliche Vorarbeiten auf dem Feld der
jüdischen Wohlfahrt liegen vor, doch ist dieses noch nicht systematisch
erschlossen. Arbeiten zu Akteur:innen und zu ihren Wirkungsorten,
oftmals nach deren Zwangsschließung durch den NS in Vergessenheit
geraten, fehlen für lokale und regionale Kontexte ebenso wie Beiträge
zur epochenübergreifenden Erforschung des Feldes, und auch in der
Diskussion um bauliches und immaterielles Kulturerbe bildet das Soziale
im Judentum weithin einen blinden Fleck.
Hier setzt die Tagung an. Im Rahmen einer Kooperation der
Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal und des Salomon Ludwig
Steinheim-Instituts für deutsch-jüdische Geschichte an der Universität
Duisburg-Essen (Projekt „Soziale Verantwortung im Judentum in
Deutschland: Traditionen und Orte als Jewish Heritage?“ im
DFG-Schwerpunktprogramm 2357 „Jüdisches Kulturerbe“) fragt sie nach der
Entwicklung jüdischer Wohlfahrtspflege in der Region. Exemplarisch wird
das Bergische Land an der Schnittstelle zwischen Rheinland und Westfalen
mit der seit Beginn des 19. Jahrhunderts stark angewachsenen jüdischen
Gemeinde in Elberfeld (1929 mit Barmen in der heutigen Stadt Wuppertal
aufgegangen) in den Blick genommen. Hier entwickelten Gemeindemitglieder
und Vereine die lokale Fürsorge in Reaktion auf innerjüdische
Veränderungen und auf Herausforderungen der Umgebungsgesellschaft, in
die sie wirtschaftlich und auch sozial eingebunden waren, stetig weiter.
Zugleich trugen Jüdinnen und Juden aus der Doppelstadt auch zu einer
überregional aktiven Wohlfahrtsinfrastruktur bei. Heute fast vergessene
Einrichtungen wie die Elberfelder Zentralstelle für jüdische
Adoptionsvermittlung und Pflegestellenwesen waren Bestandteil damaliger
deutschlandweit organisierter jüdischer Wohlfahrtspflege; mit weiteren
Einrichtungen und deren Trägervereinen waren weite Teile des heutigen
Nordrhein-Westfalen eingebunden in ein über Generationen erarbeitetes
soziales Geflecht. Die dahinterstehende soziale Arbeit trug nicht
zuletzt dazu bei, jüdische Kultur und Identität bis weit in die Zeit des
Nationalsozialismus zu schützen, zu stärken und bis in die Gegenwart zu
bewahren.
Wir erhoffen uns Vortragsangebote aus interdisziplinärer Forschung zur
deutsch-jüdischen Geschichte, die sehr gerne einzelne soziale
Einrichtungen, Vereine oder Personenkreise in den Fokus stellen können.
Willkommen sind uns auch Beiträge, welche die Tradition jüdischer
Wohlfahrt in aktuellen Debatten verorten oder als Teil jüdischen
Kulturerbes zur Diskussion stellen. Kontrastierende Beiträge zur
jüdischen Wohlfahrt in anderen regionalen Zusammenhängen sind ebenso
erwünscht. Ausdrücklich ermutigen wir Nachwuchswissenschaftler:innen zu
Beiträgen wie zur Teilnahme.
Bitte senden Sie Ihre Vortragsangebote mit Beitragstitel,
Zusammenfassung (max. 300 Wörter) und Kurzbiografie bis zum 15. Mai 2025
an stoffel@steinheim-institut.org. Den Referentinnen und Referenten
stehen 20 Minuten Redezeit zur Verfügung. Kosten für Reise und
Unterkunft werden übernommen. Eine Publikation der Tagungsbeiträge ist
angestrebt. Rückfragen an: Michelle Stoffel, Salomon Ludwig
Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte an der Universität
Duisburg-Essen, spp-juedisches-kulturerbe.de/soziale-verantwortung/.
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*Deadline: 15.05.2025
*Veranstaltungsort*
Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal