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Buchvorstellung
„NOCH NICHT MEHR“ – Die Zeit des Ruhrgebiets

Donnerstag, 12. Oktober 2023, 19.30 Uhr

Buchpremiere
*Per Leo: „NOCH NICHT MEHR“**- **Die Zeit des Ruhrgebiets*
Moderation: Andreas Rossmann

Worin besteht die Einheit des Ruhrgebiets? Seit jeher lässt sich darauf
keine eindeutige Antwort finden. Doch nach dem Ende der Montanindustrie
hat sich die Fragestellung verschoben – von der Realität der Arbeitswelt
hin zur Identität im Wandel. Zwischen produktiver Zerstörung und
unvollendetem Projekt war, so zeigt dieser Essay, an Emscher und Ruhr
das Neue von heute immer schon schnell das Alte von morgen. Wo einst
Zechen, Hochöfen und Arbeitersiedlungen Stoff für Reportagen lieferten,
regt der vollzogene Strukturwandel heute eher zum Nachdenken an. Der
Philosoph Wolfram Eilenberger hat kürzlich behauptet, das
post-industrielle Ruhrgebiet existiere noch gar nicht. Der Historiker
Per Leo setzt nun dagegen, dass es sich im Moment des Niedergangs neu
erfand: als Laboratorium einer Geschichtskultur »von unten«. Wie eine
Vergangenheit erforschen, die kaum schriftliche Quellen hinterlassen
hat? Kann die Vorgeschichte eines Nachlebens Erinnerung sein? Ist, frei
nach dem Düsseldorfer Beuys, jeder Ruhrmensch ein Historiker? Dieses
Buch begibt sich auf Spurensuche und fördert dabei überraschende
Antworten zutage.

Per Leo, geb. 1972, wurde mit einer Arbeit über die Geschichte des
Antisemitismus in Deutschland promoviert. Sein Debütroman »Flut und
Boden« stand auf der Shortlist des Leipziger Buchpreises. Der von ihm
mitverfasste Leitfaden »Mit Rechten reden« löste eine intensive Debatte
aus. Im Rahmen seiner Tätigkeit als Metropolenschreiber Ruhr im
vergangenen Jahr stellte er sein letztes Buch „Vorletzte Lockerung –
Texte zum Nachleben des Nationalsozialismus“ bei uns vor. Jetzt also
erscheint sein Essay über den Aufenthalt als „Metropolenschreiber Ruhr“
2022, den Per Leo im Wesentlichen der „Essener Schule“ widmen wollte:
der Begriff beschreibt eine an der Universität Essen entwickelte Methode
der Geschichtsforschung. Als Historiker beschäftigten sich Lutz
Niethammer, Detlef Peukert, Michael Zimmermann und andere in den 70er
und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts mit deutscher Zeitgeschichte
auf der Grundlage der Befragung von Zeitzeugen. Dieser als „Oral
History“ bezeichnete Forschungsansatz betrachtet Geschichtsschreibung
primär aus dem Blickwinkel bestimmter Milieus. Welche
Erkenntnisverschiebungen hat die Beschäftigung mit dem Ruhrgebiet um
1980 für Per Leos Sicht auf die Geschichte der Region bewirkt? Wir sind
gespannt auf die Resultate seiner Forschung.

Andreas Rossmann, geboren 1952 in Karlsruhe, war von 1986 bis 2017
Kulturkorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für
Nordrhein-Westfalen mit Sitz in Köln. Sein Ruhrgebietsbuch Der Rauch
verbindet die Städte nicht mehr erhielt 2014 den Preis des Forums
Geschichtskultur an Ruhr und Emscher. Zuletzt stellte er in der Essener
Buchhandlung Proust die Neuauflage des Romans „Union der festen Hand“
von Erik Reger vor, zu der er das Nachwort „Röntgenapparat Roman“
verfasst hat – mit dem schönen ersten Satz: „Ruhrgebiet. Auch wer nie
dort war, hat Bilder.“

Eintritt: 10,- € / 7,- € ermäßigt. Karten sind in der Buchhandlung
Proust <www.buchhandlung-proust.de/unser-service/> erhältlich.
Vorbestellte und reservierte Karten müssen spätestens 2 Tage vor der
Veranstaltung bei Proust abgeholt werden, danach gehen die Karten wieder
in den Verkauf.
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**Veranstaltungsort*
LeseRaum in der Akazienallee
Akazienalle 18, 45127 Essen