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Frauengeschichte als Demokratiegeschichte

2. bis 7. Juni 202*4

Frauengeschichte als Demokratiegeschichte
Selbstermächtigung und Emanzipation vom 19. Jahrhundert bis heute*

Die Mitbegründerin der deutschen Frauenbewegung, die Schriftstellerin
Louise Otto-Peters (1819–1895), schrieb 1848: „Die Geschichte aller
Zeiten, und die heutige ganz besonders, lehrt: dass diejenigen auch
vergessen werden, welche an sich selbst zu denken vergaßen.“ 1917
konstatierte die spätere Zentrums-Politikerin Hedwig Dransfeld
(1871–1925): „Denn die Frau von heute weiß, dass sie als einzelne dem
Volksganzen gegenüber für gewöhnlich ohne Macht und Einfluss ist; sie
muss sich ihre Organisationen selber schaffen und durch sie Macht und
Einfluss gewinnen.“ Selbstermächtigung war das Wort und Gebot der Frauen
der Frauenbewegungen im Kaiserreich, denen erst mit der Weimarer
Republik 1918 das aktive und passive Wahlrecht zugesprochen wurde.

Die neuere Wahlrechtsforschung hat diese Frauen in den Blick genommen
und dabei einen Politikbegriff angewandt, der als citizenship i. S. v.
bürgerschaftlichem Engagement zu verstehen ist und subjektive,
selbstermächtigende Praxen zwischen Handlungsmöglichkeit und
Handlungsfähigkeit auslotet. In diesem Sinne haben Frauen schon lange
vor der Gewährung des Wahlrechts Politik gemacht – in kirchlichen
Fürsorgeeinrichtungen, Vaterländischen Frauen- und selbstorganisierten
Bildungsvereinen sowie in berufsständischen Zusammenschlüssen. Wie lässt
sich dieses Engagement als Demokratiegeschichte fassen?

In diesem Bildungsurlaub unter der Leitung von Susanne Abeck und Dr. Uta
C. Schmidt wird es um bürgerliche und proletarische Frauenbewegungen, um
die Rolle von Frauen im Nationalsozialismus, um weibliche
Emanzipationsbewegungen in Ost und West sowie um aktuelle Diskussionen
um Identitäten, Marginalisierungen, Privilegien gehen. Thesen wie die
von Kristen Rogheh Ghodsee, Professorin an der University of
Pennsylvania, dass Frauen im Sozialismus besseren Sex haben, werden
ebenso diskutiert wie die Position Judith Butlers, dass die
Frauenbewegungen „Frau“ nur geschaffen haben, um darauf ihre politische
Agenda aufzubauen.

Eine Tagesexkursion mit Gesprächsrunde wird Sylter Frauen vorstellen,
über die die dort geborene Journalistin Susanne Matthiessen schreibt,
dass sie seit jeher eine starke Stellung hatten und die bis 1977 geltend
Regelung des BGB, dass Frauen nur mit Erlaubnis ihres Ehemannes einer
Arbeit nachgehen durften, auf Sylt nie gegolten hätte.

Die spannende Frage der Bildungswoche, die in der Akademie am Meer VHS
Klappholttal auf Sylt
<www.akademie-am-meer.de/ueber-klappholttal/index.html>
stattfinden wird, ist die, wie die Aktivitäten und Zusammenschlüsse von
Frauen zu einer demokratischen Entwicklung beigetragen haben. Wie lässt
sich Demokratiegeschichte als Frauengeschichte schreiben? Und welche
Frauengeschichte braucht Demokratiegeschichte?

Zielgruppe: Arbeit nehmende, Fachkräfte/ Multiplikator*innen der
(politischen) Bildungsarbeit, interessierte (junge) Erwachsene.
Teilnehmer*innenzahl: 12 – 20; Teilnahmegebühr: 700 €.  Leistungen:
Durchführung des Seminars, Übernachtung im Einzelzimmer,
Vollverpflegung, Unterlagen. Die Veranstaltung ist geeignet als
Arbeitnehmerweiterbildung/ Bildungsurlaub/ Bildungsfreistellung nach den
Ländergesetzen in NRW und Baden-Württemberg. Für Teilnehmende aus
anderen Bundesländern mit Bildungsurlaubs-Regelungen kann eine solche
Anerkennung beantragt werden, wenn das Interesse frühzeitig mitgeteilt wird.

Veranstalterin: aktuelles forum
<www.aktuelles-forum.de/veranstaltung/frauengeschichte-als-demokratiegeschichte/sid/8fbc940d-e0b9-4790-97b0-90447a1f4d04/>,
Gelsenkirchen