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Bochum
Reihe „Schaufenster Stadtgeschichte“

In der Reihe „Schaufenster Stadtgeschichte“ präsentiert das *Stadtarchiv
– Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte* einmal im Monat ein besonderes
Dokument oder Objekt aus den eigenen Beständen.

Auf diese Weise werden nicht nur historische Ereignisse oder
Persönlichkeiten vorgestellt. Das „Schaufenster Stadtgeschichte“ gewährt
auch einen Einblick in die bunte Vielfalt der historischen Zeugnisse,
die zum kulturellen Erbe Bochums gehören und die im Stadtarchiv –
Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte verwahrt werden. In diesem Monat
wird die „*Spendenliste der Gewerkschaft des Steinkohlen-Bergwerks
Lothringen*“ präsentiert.

Am 8. August 1912 ereignete sich um 9:20 Uhr auf Schachtanlage I/II der
Zeche Lothringen in Gerthe ein Grubenunglück von verheerendem Ausmaß:
Bei unsachgemäß durchgeführten Sprengungen kamen durch eine Explosion
leicht entzündlicher Gase („schlagender Wetter“) unter Tage 115
Bergleute ums Leben; etliche weitere Bergleute wurden teils schwer
verletzt. Da das Sozialsystem 1912 noch weit weniger ausgeprägt als das
heutige war, standen Hinterbliebene und Überlebende oft vor einer
Existenzkrise. Zur Milderung der finanziellen Nöte wurden Spendenaufrufe
im ganzen Deutschen Reich gestartet. Mit Erfolg: Durch die große
Betroffenheit der Menschen auch weit über Bochum und das Ruhrgebiet
hinaus kamen zahlreiche Zuwendungen für die Hilfe der Opfer zusammen.
Die Beisetzung der geborgenen Leichen fand am 12. August statt. Über
300.000 Menschen sollen dem Trauerzug auf dem Weg zum Friedhof
beigewohnt haben. Ein Ehrenmal erinnert bis heute auf dem Friedhof
Gerthe an die Verstorbenen.

Die vorliegende Akte aus dem Landratsamt Bochum (LA 753) dokumentiert
die Sammlung und Verteilung der Hilfsgelder. Aufgeschlagen ist
exemplarisch die Spendenliste der Gewerkschaft des Steinkohlen-Bergwerks
Lothringen. Bis zum 28. September kamen allein hier über 54.000
Reichsmark zusammen. Neben Spenden aus dem Raum Rhein-Ruhr kamen z. B.
auch Beiträge aus Eisenach, Stettin, Berlin und sogar Lille und Paris.
Zur Einordnung: Der durchschnittliche Vollzeit-Arbeitslohn eines
Bergmannes betrug 1912 circa 150 Reichsmark brutto im Monat.

Der Eintritt zu den Ausstellungen des Stadtarchivs – Bochumer Zentrum
für Stadtgeschichte ist frei.

*Ort*
Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte
Wittener Straße 47, 44789 Bochum
www.bochum.de/stadtarchiv