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Ausstellung
Ausstellung über das HOESCH-Kindererholungsheim

bis 18. Februar 2018

Ausstellung „Auf dem Berge“
Das Kindererholungsheim Schledehausen

Im Frühjahr 1921 übernahm die Hoesch AG aus Dortmund den größten Teil
einer 5 Hektar großen Anlage mit mehreren Gebäuden und Grundstücken des
ehemaligen Sanatoriums Schledehausen im östlichen Landkreis Osnabrück.
Der Konzern richtete hier nach etlichen Umbauten ein Erholungsheim für
die Kinder seiner Mitarbeiter ein. Ein Jahr später, 1922, kamen bereits
die ersten Kinder aus dem Ruhrgebiet „auf den Berg“, wie die
Schledehausener sagen. Bis 1937 unterhielt Hoesch dieses Kinderheim.
Die Kinder waren unterernährt. Sie wurden medizinisch untersucht, ihr
Gewicht überwacht. Zu ihren Aufgaben gehörte es, nach Anweisung ihrer
Stationsschwestern die Betten zu machen und bei den Aufräumarbeiten in
den Stuben zu helfen. Die Kinder unternahmen Spaziergänge und
Tagesausflüge in die nähere Umgebung und hatten Spielzeiten im Freien.
Für die Kinder im schulpflichtigen Alter gab es Schulen und Waldschulen,
in denen Schwestern, aber auch Lehrkräfte aus der Umgebung
unterrichteten. In Handwerksschulen erhielten die älteren und
gewandteren Jungen Einblicke in einzelne Handwerke. Für die größeren
Mädchen gab es Näh- und Handarbeitsstunden. Jede größere Gruppe konnte
neben den Schlaf- und Speisesälen einen Tagesraum zum Lernen, Schreiben
und Spielen nutzen. Einmal pro Woche gab es eine „Schreibstunde“:
Kinder, die schon schreiben konnten, erstatteten ihren Eltern oder
Angehörigen Mitteilung über ihre Erlebnisse und ihr Befinden.

Knapp 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter standen im Kindererholungsheim
bereit, viele von ihnen kamen aus dem Dorf und der näheren Umgebung.
Zudem arbeiteten Schledehausener Handwerker und Firmen mit dem
Kinderheim zusammen, u.a. ein Schmiedemeister, ein Stellmacher und ein
Fuhrunternehmer. Der in Schledehausen niedergelassene Allgemeinmediziner
Dr. Otto Quast war für die medizinische Betreuung der Kinder unter
Vertrag genommen worden.
Für die Oberin Martha Tilly und die Oberschwestern war das Eisen- und
Stahlwerk Hoesch AG der Arbeitgeber. Ihnen unterstanden die jeweiligen
Schwestern, Kindergärtnerinnen, „Wärterinnen“, Köchin und Spülmädchen
sowie Wäscherinnen. In den 1930er-Jahren wurde es schwieriger, das
Kindererholungsheim zu füllen. Die wirtschaftliche Belastung nahm zu.
Zugleich versuchte die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV), auch
für Kindererholungsheime Totalitätsansprüche durchzusetzen – mit Erfolg:
Ab 1. April 1935 verpachtete Hoesch das Gebäude und Gelände in
Schledehausen an die NSDAP, die daraus ein Kinderheim der NSV machen
wollte. 1937 wurde es ganz an die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt
abgegeben.

Michael Dückershoff, Leiter des Hoesch-Museums und Kurator, entwickelte
die Idee zur Ausstellung auf Basis eines Buchs, das über das
Kindererholungsheim erschienen war. Neben Recherchen vor Ort und
Gesprächen mit dem Autor Paul Wahl recherchierten er und seine
Mitarbeiter im Konzernarchiv von ThyssenKrupp, in das das Hoesch-Archiv
integriert ist, sowie im Stadtarchiv Dortmund. Außerdem arbeitete er mit
einer Zeitzeugin, die sich auf einen Zeitungsaufruf hin mit ihren
Erinnerungen an das Kindererholungsheim gemeldet hatte.
Die Ausstellung zeigt Pläne und historische Fotos, Spielzeuge,
medizinisches Gerät und Kleidung aus der Zeit. Sie folgt der Sicht der
Kinder und beleuchtet, aus welcher Situation in Dortmund sie kamen, wie
sie in Schledehausen aufgenommen wurden und wie sie sich dort beschäftigten.

Hintergründe und Zusammenhänge beleuchtet die Ausstellung „Auf dem
Berge“ vom 12. November 2017 bis 18. Februar 2018 im Hoesch-Museum, zu
der auch ein museumspädagogisches Programm für Kinder von 5 bis 10
Jahren gehört. Die Ausstellung erzählt von der Organisation des Heimes
und dem Alltag der Kinder.

Veranstaltungsort:
Hoesch-Museum
Eberhardstr. 12, 44145 Dortmund
www.dortmund.de/de/freizeit_und_kultur/museen/hoesch_museum/start_hoesch/index.html