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Ausstellung
U-Boote – Krieg und Forschung in der Tiefe

bis 15. September 2019

U-Boote – Krieg und Forschung in der Tiefe
Neue Ausstellung im LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg

In seiner neuen Sonderausstellung „U-Boote – Krieg und Forschung in der
Tiefe“ geht das Schiffshebewerk Henrichenburg der Faszination auf den
Grund, die von Unterwasserfahrzeugen ausgeht. Der Landschaftsverband
Westfalen-Lippe (LWL) zeigt die Schau seit Sonntag (9.12.) in seinem
Waltroper Industriemuseum. Schon immer haben Menschen davon geträumt,
die geheimnisvolle Welt unter Wasser zu erobern.

Unterseeboote sind ein beliebtes Sujet für Romane und Filme. In der
Realität brachten U-Boote in den beiden Weltkriegen Tod und Verderben.
Heute nutzen Biologen und Geologen sie für friedliche Forschungen. In
der Ausstellung zu sehen sind unter anderem das verrostete Bugsegment
eines im Zweiten Weltkrieg versunkenen Klein-U-Boots vom Typ „Seehund“,
eine historische Enigma-Chiffriermaschine, Kleidung und andere
Original-Requisiten aus dem Film „Das Boot“ und der gerade angelaufenen
neuen TV-Serie, ein Torpedo und Minen aus der Zeit des Kalten Krieges,
Ausschnitte historischer Filme, Modelle, unbemannte Messfahrzeuge für
die Meeresforschung sowie präparierte Tiere und rohstoffhaltige
Gesteinsproben aus der Tiefsee. Begleitet wird der Besucher beim Gang
durch die Ausstellungsabteilungen von „Pings“, jenen charakteristischen
Tönen aus dem U-Boot-Sonar.

Die Waltroper Schau ist die erste in einer Reihe von Ausstellungen des
LWL-Industriemuseums im Verbundprojekt „Alles nur geklaut? Die
abenteuerlichen Wege des Wissens“ – so der Titel der Hauptausstellung
auf der Zeche Zollern in Dortmund (23. März bis 13. Oktober 2019). „Wir
beschäftigen uns im kommenden Jahr an mehreren Standorten mit
unterschiedlichen Aspekten von Wissenstransfer und Wandel. Die Schau im
Schiffshebewerk greift ein besonders spannendes Thema auf. U-Boote sind
seit dem Ersten Weltkrieg und auch heute noch gefährliche Waffen.
Andererseits erlauben sie uns Einblicke in eine Welt, die der Menschheit
bislang verschlossen war. Das macht ihre Faszination aus“, sagte Dirk
Zache, Direktor des LWL-Industriemuseums, bei der Vorstellung der
Ausstellung in Waltrop.

In den unterschiedlichen Epochen hatte das U-Boot nicht immer die
gleiche Bedeutung. Für Museumsleiter Dr. Arnulf Siebeneicker ist das
Gefährt deshalb auch „ein ebenso aussagekräftiger wie spannender
Indikator für den jeweiligen Zeitgeist in Politik, Gesellschaft,
Wirtschaft und Wissenschaft.“ In den beiden Weltkriegen brachten U-Boote
Tod und Verderben. Ihr Einsatz mündete in eine uneingeschränkte
Kriegsführung, in der Angriffe ohne Warnung und ohne die Rettung von
Schiffbrüchigen erfolgten. Von einem besonders barbarischen Akt zeugt
ein Plakat von 1918. Es reagiert auf die Versenkung des Hospitalschiffs
„Llandovery Castle“, das vom kanadischen Roten Kreuz betrieben wurde,
durch ein U-Boot der deutschen Marine. Nach dem Untergang ließ
Kommandant Helmut Patzig auf die Überlebenden schießen. Die nicht minder
grausame Realität der Kriegführung unter Wasser nach 1939 führten der
Roman „Das Boot“ von Lothar-Günther Buchheim und der darauf basierende
Film einem breiten Publikum vor Augen. Museumsdirektor Zache erinnert:
„Das löste in Deutschland ab 1973 die erste breit geführte Debatte um
die Rolle der Wehrmacht im NS-Regime aus.“

Seit dem Kalten Krieg sind Atom-U-Boote Träger von
Massenvernichtungswaffen, die auf Knopfdruck ganze Regionen vom Erdboden
tilgen können. „Die Verfolgungsjagden der U-Boote der beiden
Supermächte, die sich unter dem Eis der Arktis gegenseitig belauern,
sind Kennzeichen dieser Epoche“, so Siebeneicker. Auch heute werden die
unterseeischen Flaggschiffe als Motiv staatlicher Propaganda genutzt:
Fotografien der Machthaber Putin, Xi Jinping und Kim Jong-un, die an
ihren Marinestützpunkten auf U-Booten posieren, zeugen davon.

Neben der „grauen“ Sphäre der gut getarnten U-Boote in der Kriegsmarine
gibt es aber eine „gelbe“ Sphäre der für die Ozeanforschung genutzten
Gefährte, die neue Erkenntnisse über die Fauna und Flora in der Tiefsee
sowie die Geologie des Planeten liefern. Im Mittelpunkt dieser Abteilung
steht ein Tauchboot aus dem „Geomar“ Helmholtz-Zentrum für
Ozeanforschung in Kiel. Es kann ohne Besatzung in Tiefen bis zu 6.000
Metern vorstoßen. Auch die Rohstoffgewinnung unter Wasser ist ein Thema
dieser Abteilung. In abgesteckten Zonen der Ozeane ist mittlerweile ein
Wettstreit der Nationen um den Abbau von Manganknollen und Schwarzen
Rauchern ausgebrochen. Zache: „In Deutschland verabschieden wir uns
gerade vom Steinkohlenbergbau. Der Bergbau der Zukunft wird sich in den
Ozeanen abspielen.“ Unterstützt wird die Ausstellung durch Leihgaben,
vor allem aus dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden,
dem „Geomar“ Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel und dem
Deutschen Technikmuseum Berlin.

Zur Ausstellung ist ein Begleitbuch im Klartext Verlag erschienen:
U-Boote. Krieg und Forschung in der Tiefe. Hg. LWL-Industriemuseum,
Arnulf Siebeneicker und Phillip Berg, Essen 2018, 288 Seiten, Preis:
24,95 Euro, ISBN 978-3-8375-2068-2.

Rahmenprogramm
Offene Führungen
Führungen für Einzelbesucher durch die Sonderausstellung gibt es ab dem
16. Dezember jeweils sonn- und feiertags um 14.30 Uhr (Dauer: 60
Minuten). Kosten: nur Museumseintritt, keine Anmeldung erforderlich

Di, 12.3.2019 19 Uhr
„Gefahr aus der Tiefe“. Vortrag von Dr. Arnulf Siebeneicker über die
Einsätze militärischer U-Boote vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart.
Eintritt frei

Di, 7.5.2019 19 Uhr
Vorführung des NS-Films „U-Boote westwärts!“ aus dem Jahr 1941 mit
historischer Erläuterung und anschließender Diskussion. Eintritt frei

Di, 21.5.2019 19 Uhr
„Spionage-Thriller, Heldenkult und Flower-Power“. U-Boote in Film, Musik
und Comic. Vortrag von Michael Grünwald mit Bild- und Filmbeispielen.
Eintritt frei

U-Boote. Krieg und Forschung in der Tiefe
9.12.2018 – 15.9.2019

Weitere Ausstellungen im Verbundprojekt „Alles nur geklaut?“ 2019:

Alles nur geklaut? Die abenteuerlichen Wege des Wissens
Zeche Zollern, Dortmund | 23.3. -13.10.2019 (Hauptausstellung)

Raubbau. Rohstoffgewinnung weltweit
Zeche Nachtigall, Witten | 5.5. – 15.12.2019

BOOM! Die Hütte zwischen Abbruch und Aufbruch
Henrichshütte Hattingen | 17.5. – 3.11.2019

Modewelten von Stephan Hann
TextilWerk Bocholt | 25.5. – 6.10.2019

Backstein-Historismus
Ziegeleimuseum Lage | 8.4. – 30.9.2019

Veranstaltungsort:
LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg
Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur
Am Hebewerk 26, 45731 Waltrop
www.lwl-industriemuseum.de
Das Museum ist vom 24.12.2018 bis zum 1.1.2019 geschlossen.