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Ausstellung
Papierwelten – Ausstellung über Kartonmodellbau

bis 3. Oktober 2020

Ausstellung: Papierwelten – Ausstellung über Kartonmodellbau

Unter dem Titel „Papierwelten – Kartonmodellbau gestern und heute“ zeigt
der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) bis 3. Oktober in seinem
Industriemuseum Zeche Nachtigall in Witten eine Auswahl von über 70
Modellen aus verschiedenen Epochen, darunter Gebäude wie die Kathedrale
Notre Dame in Reims, Schiffe und Fahrzeuge. Highlights sind ein Kruzifix
von 1529, das als erstes Kartonmodell bekannt ist, und ein zwei Meter
langes Diorama, das eine Hafenszene in der chinesischen Stadt Tsingtau
um 1911 darstellt. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit den
Kartonmodellbaufreunden der Modellsportgemeinschaft (MSG) Duisburg.

Michael Peters liegt das Projekt nicht nur am Herzen, weil die Objekte
mit ihrem großen Detailreichtum faszinierend anzusehen sind. „Die
Modelle erzählen jeweils auch ein Kapitel Architektur-, Technik- oder
Kulturgeschichte“, erläutert der Museumsleiter. Der Ursprung des
Papierhandwerks reicht ins 16. Jahrhundert zurück. Wandelnde
Drucktechniken sorgten für die Verbreitung von Modellbaubögen. Auf Holz-
und Kupferstich folgte die Lithografie. Das von Alois Senefelder
(1771-1834) erfundene Druckverfahren mit Steinplatten ermöglichte eine
kostengünstige, einfache und auflagenstarke Produktion von Papierbögen
jeder Art. Bekannte Verlage wie Schreiber oder Scholz konnten auf diese
Weise ein breiteres Repertoire an Bausätzen anbieten, die für die Masse
bezahlbar wurden.

Viel Geschick, Geduld und Fingerspitzengefühl sind gefragt, um aus
zweidimensionalen Modellbaubögen detailgetreue Kunstwerke aus Papier und
Pappe zu erstellen. Unzählige Stunden sitzt auch Werner Grebenstein an
seinen Stücken. Er benötigt nur wenige Werkzeuge: „Neben Papierschere
und Klebstoff sind Falzbein, Klammern und Nadeln zum Fixieren hilfreich.
Ich benutze aber am häufigsten das klassische Cutter-Messer“, erzählt
der passionierte „Kartonist“. Im Urlaub im Harz hat er bei einem
Spaziergang ein heruntergekommenes Haus entdeckt, es fotografiert und
daraus einen eigenen Bogen konstruiert. Das fertige Modell gehört jetzt
zu den Schmuckstücken der Ausstellung in Witten.

Vorgestellt werden in der Ausstellung auch Papiertheater. Die
Miniaturbühnen – auch als Tisch-, Zimmer- oder Haustheater bezeichnet –
erlebten besonders in bürgerlichen Familien ab den 1820er Jahren eine
Blütezeit. Drucktechnik, Theaterfaszination und Bildungsbeflissenheit
trugen zur Verbreitung in Europa bei. Aus Figuren- und Kulissenbögen
entstanden detailgetreue Kleinstbühnen, die sich an den zeitgenössischen
Inszenierungen der großen Theater orientierte. Opern, Schauspiele und
Märchen vermittelten Wissen und unterhielten Familien. Eigens für die
Ausstellung wurde das Modell „Schachtanlage Hercules der Zeche
Vereinigte Nachtigall Tiefbau 1840″ entwickelt. Besucher dürfen den
Baubogen kostenlos mitnehmen.

Hinweise zum Museumsbesuch: Im Eingangsbereich und in allen
geschlossenen Räumen ist das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes Pflicht.
Das Besucherbergwerk auf Zeche Nachtigall vorerst geschlossen.

Veranstaltungsort:
LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall,
Nachtigallstraße 35, 58452 Witten
Geöffnet Di-So 10-18 Uhr