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Ausstellung
Mythos und Moderne. Fußball im Ruhrgebiet

8. Mai 2023 bis 4. Februar 2024

*Mythos und Moderne. Fußball im Ruhrgebiet

*Livestream von der Ausstellungseröffnung am Sonntag (7.5.) ab 18 Uhr
unter www.ruhrmuseum.de/fussball

Ein Jahr vor der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland 2024 steigt
auch die Vorfreude im Ruhrgebiet, das als einziger Ballungsraum in
Deutschland mit zwei Spielorten dabei sein wird. Keine andere Region
wird so mit dem Fußball verbunden wie das Revier. Fußball ist hier ein
tief verwurzeltes soziales und kulturelles Phänomen, ein Lebensgefühl,
das in Tradition und Ausprägung an England, das Mutterland des Fußballs,
erinnert. Ruhr und Rhein bilden so etwas wie eine Kernregion – oder, wie
es Franz Beckenbauer formuliert hat: »Das Herz des Fußballs schlägt im
Ruhrgebiet.« Der Bund fördert zur UEFA EURO 2024 ein bundesweites
Kulturprogramm, welches das Turnier begleiten wird. Die Ausstellung
Mythos und Moderne. Fußball im Ruhrgebiet mit ihrem umfangreichen
Begleitprogramm ist dabei das allererste Projekt.

Die Ausstellung des Deutschen Fußballmuseums und des Ruhr Museums ist
die erste fotografische Sonderausstellung zur Geschichte des
Ruhrgebietsfußballs. Mehr als 450 klassische, aber auch noch nie
gezeigte Fußballmotive kommen aus dem großen Fotoarchiv des Ruhr Museums
sowie von bekannten Fotografinnen und Fotografen wie Andreas Gursky und
Roland Wirtz, von renommierten Fotoagenturen und aus den Archiven der
Städte und Vereine. Die zwei Epochen Mythos und Moderne werden dabei
jeweils in elf Themen präsentiert und gegenübergestellt: Lebensgefühl,
Auf dem Platz, Revierderbys, Triumphe und Tragödien, Legenden und Idole,
Orte des Geschehens, Stadionbesuch, Auf Asche, Am Spielfeldrand,
Solidarität und Kommerzialisierung.
Kinder auf Wiesen mit provisorischen Toren vor Industriebrachen, Fans
auf dem Weg zum Stadion an der Trinkhalle – das Wechselspiel zwischen
Mensch, Landschaft und regionalen Landmarken lässt ein Bild entstehen,
in dem Nostalgie und gegenwärtige Begeisterung ineinander übergehen. Vor
diesem Hintergrund bilden Mythos und Moderne keine Gegensätze, sondern
erzeugen mit der individuellen Perspektive des Betrachtenden ein
lebendiges Kaleidoskop des Fußballs im Ruhrgebiet. In einem
Seitenkabinett zeigt das Deutsche Fußballmuseum zudem Highlight-Exponate
zum Thema aus seiner Dauerausstellung, u.a. das Original-Trikot von
Helmut Rahn aus dem WM-Endspiel von 1954.

MYTHOS
»Hier wird Fußball gearbeitet.« Fußball im Ruhrgebiet ist die Geschichte
eines Arbeitersports. Die ursprünglich bürgerlich-elitäre Sportart wurde
an der Ruhr nach dem Ersten Weltkrieg zum Massenereignis und -erlebnis.
Die Kohlenzechen stellten den Bergleuten auf ihrem Betriebsgelände
Plätze zum Fußballspiel zur Verfügung und förderten die ansässigen
Vereine. Der sagenhafte Aufstieg des FC Schalke 04 zu der überragenden
deutschen Fußballmannschaft in den 1930er- und 1940er-Jahren löste in
der Folge eine bisher nie dagewesene Fußballbegeisterung von Dortmund
bis Duisburg aus. Viele Spieler arbeiteten damals noch unter Tage. Auch
nach dem Zweiten Weltkrieg prägten Malochervereine den
Ruhrgebietsfußball. Mehr als ein Dutzend Zechen- und Arbeitervereine
spielten in der höchsten Spielklasse, der Oberliga West. Meisterschaften
und Pokalerfolge wurden im Revier gefeiert; Rot-Weiß Essen und Borussia
Dortmund, Schwarz-Weiß Essen und der FC Schalke 04 verbuchten Sieg um
Sieg. Mit der Bergbaukrise folgte ab den 1970er Jahren der sportliche
Abstieg. Selbst bei den beiden Vorzeigeklubs Dortmund und Schalke
herrschte Tristesse. Dennoch hält sich der Mythos des
Ruhrgebietsfußballs mit seinen Triumphen und Idolen bis heute.

MODERNE
Live und in Farbe: Der Profi-Fußball erlebte mit den Live-Übertragungen
der Spiele in den europäischen Profiligen seit den 1990er-Jahren seine
wohl tiefgreifendste Veränderung. Die neue Zeit ist auch im Ruhrgebiet
vor allem durch Kommerzialisierung gekennzeichnet, welche die drei
Bundesligavereine FC Schalke 04, Borussia Dortmund und der VfL Bochum
repräsentieren. Der Spitzenfußball erlebt ein exponentielles Wachstum.
Vor allem aus lukrativen Fernsehverträgen fließt immer mehr Geld in den
Sport. Mit weiteren Profivereinen wie dem MSV Duisburg, Rot-Weiß Essen,
Rot-Weiß Oberhausen oder der SGS Essen, als prominenteste Vertreterin
des immer beliebter werdenden Frauenfußballs, ist das Ruhrgebiet immer
noch die dichteste Fußballregion in Deutschland.
Dieser Entwicklung inklusive des Ausbaus der sportlichen Infrastruktur
kann der Amateurfußball kaum folgen. Aber auch die kleinen, oft
legendären Vereine prägen den Fußball zwischen Emscher und Ruhr bis
heute. An der Basis ist der Fußball der Volkssport Nummer Eins. Direkt
vor der Haustür können Fans den Fußball auf Bolzplätzen, in kleinen
Stadien und großen Arenen hautnah erleben oder die Partien der
Profivereine in den Medien verfolgen.

FUSSBALL UND FOTOGRAFIE
Seit über 100 Jahren fasziniert Fußball, ist er ein verlässlicher
Lieferant für Nachrichten und Bilder. Schon in den frühen Tagen wurde er
fotografisch und filmisch begleitet. Mit seiner Popularisierung werden
die Spiele immer intensiver abgelichtet, auch der Hintergrund, die
Tribünen, Zuschauerinnen und Zuschauer, die Logistik, An- und Abfahrten,
Ehrungen, Fußballerinnen und Fußballer im Privatleben – eine unendliche
Auswahl von Motiven. Heute werden nicht nur alle Profispiele im
Fernsehen übertragen; am Spielfeldrand sind weiterhin Fotografinnen und
Fotografen postiert, die fast in Echtzeit liefern: Impressionen aus den
Stadien, Bilder von Spielerinnen und Spieler, Torschüsse, Jubeltrauben,
Kapriolen, Coaching-Zonen. Fußball im Ruhrgebiet bietet eine unendliche
Bilderwelt.
Gezeigt werden Pressefotografie sowie Fotoprojekte von Studierenden, u.
a. von Schülerinnen und Schülern des renommierten Fotografen Otto
Steinert, in Einzelfallen auch von international bekannten Fotokünstlern
wie Andreas Gursky. Ausgangspunkt des Bilderbogens ist das Fotoarchiv
des Ruhr Museums, das mittlerweile über vier Millionen historische
Bilder umfasst. Und die Kooperation mit der regionalen Sportfoto-Agentur
Firo und anderen Agenturen macht auch den Blick auf die
Fußball-Gegenwart möglich. In Schwarz-Weiß und in Farbe widmen sich die
beiden Museen den zwei Bereichen »Mythos« und »Moderne« des
Ruhrgebietsfußballs. Als Sujet der Tagespresse wurde Fußball lange nur
in Schwarz-Weiß abgebildet. Farbfotografie kam sporadisch in den 1970er
Jahren in Magazinen oder Werbeanzeigen auf. In der Sportpresse setzte
sich das Farbbild erst Ende der 1990er Jahre mit den neuen Druckstraßen
und schließlich der digitalen Verbreitung durch und prägt seither das
moderne Bild des Ruhrgebietsfußballs.

DIE GESCHICHTE DES RUHRGEBIETSFUSSBALL
Zu erklären ist die Fußballregion Ruhrgebiet nicht zuletzt aus ihrer
Geschichte. Die Region wuchs mit dem Fußball; der ehemalige
Arbeitersport war die Begleiterscheinung im Höhenflug und im Absturz des
Industriereviers und seiner Neuerfindung als Metropolregion. Er führte
zu großen Erfolgen und Meisterschaften ebenso wie zu Niederlagen und
Abstiegen bis hin zum Abrutschen traditionsreicher Vereine in die
Bedeutungslosigkeit. Heute erlebt der Ruhrgebietsfußball eine gewisse
Renaissance. Mit Borussia Dortmund, Schalke 04, VfL Bochum, MSV Duisburg
und Rot-Weiß Essen spielen fünf Ruhrgebietsvereine in den verschiedenen
Bundesligen. Und schließlich begeht der organisierte Fußball im
Ruhrgebiet ein traditionsreiches Jubiläum: Der Westdeutsche
Fußballverband feiert in diesem Jahr als einer der ältesten
Fußballverbände überhaupt sein 125-jahriges Bestehen. Das »Land der
tausend Derbys« lebt jedoch auch stark von seinen Widersprüchen,
Rivalitäten und den Herausforderungen, denen es sich in Vergangenheit
und Gegenwart immer wieder stellen musste. Die Industrialisierung
brachte wirtschaftliche Blüte, aber auch harte Arbeit, die Zuwanderung
erforderte die Entwicklung von Integrationsprozessen, der Einbruch bei
Kohle und Stahl stellte das Selbstverständnis der gesamten Region in
Frage. Und mittendrin stand und steht immer der Fußball. Als
Projektionsfläche, als Zufluchts- und Sehnsuchtsort, als Repräsentant
und Entwicklungsmotor, als wichtigste Nebensache der Welt, hauptsächlich
aber als Spiel, in dem sich Mythos und Moderne widerspiegeln.

DER SPIELPLAN
Im umfangreichen Begleitprogramm »Der Spielplan« steckt die geballte
Kraft und Expertise von beiden Museen. Spielorte sind sowohl das
Deutsche Fußballmuseum in Dortmund als auch das Ruhr Museum und das
UNESCO-Welterbe Zollverein in Essen.
Ausführliche Informationen zum gesamten Begleitprogramm unter
www.ruhrmuseum.de/spielplan und www.fussballmuseum.de/spielplan

*Veranstaltungsort*
Ruhr Museum in der Kohlenwäsche
UNESCO-Welterbe Zollverein
Gelsenkirchener Straße 181, 45309 Essen