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Ausstellung
Mensch und Tier im Revier

bis 25. Februar 2020

Ausstellung: Mensch und Tier im Revier

2019 startet das Ruhr Museum mit der Ausstellung „Mensch und Tier im
Revier“ eine neue Ausstellungsreihe in seiner Galerie auf der
21-Meter-Ebene der ehemaligen Kohlenwäsche. Sie beschäftigt sich mit
populären Themen zur Ruhrgebietsgeschichte.

Die Ausstellung thematisiert mit über 100 ausgewählten Objekten sowie
mit weit über 100 Foto- und Filmbeispielen die verschiedensten Aspekte
des Mensch-Tier-Verhältnisses. Sie wurden durch Leihgaben der LVR- und
LWL-Industriemuseen, anderer Museen der Region sowie von privaten
Sammlern ergänzt und zueinander in Beziehung gesetzt. Die meisten
Exponate haben einen direkten Bezug zum Ruhrgebiet und sind
Charakterstücke des Mensch-Tier-Verhältnisses im Industriezeitalter.
Andere beziehen sich auf den Raum des heutigen Ruhrgebiets und belegen
historische Mensch-Tier-Soziotope von der Eiszeit bis ins 20.
Jahrhundert. Wieder andere illustrieren den Bedeutungswandel des Tieres
in der Wissenschaft oder in religiösen und politischen Zusammenhängen.
In ihrer Gesamtheit verdeutlichen die Objekte der Ausstellung, dass die
Beziehung zwischen Mensch und Tier eine seit Jahrtausenden andauernde
Machtgeschichte ist, in der dem Tier eine passive, dienende
Objektfunktion zugeschrieben wurde und wird.

Das Verhältnis zwischen Mensch und Tier ist eine grundlegende Frage
kultureller Identität. Der Mensch hat sich dem Tier seit jeher in ganz
unterschiedlicher Form genähert und sein Verhalten ihm gegenüber
bestimmt. Er hat es gejagt und sich von ihm ernährt, er hat es
domestiziert und sich seiner als Arbeitskraft bedient, er hat es
gefangen und bestaunt und er hat es als Gefährten in seine Gemeinschaft
aufgenommen. Im Ruhrgebiet, dem ehemals größten industriellen
Ballungsraum Europas, spielten Tiere eine besondere Rolle. Sie mussten
die ungeheuren Lasten und Materialströme der Industrialisierung unter
und über Tage bewegen, sie dienten in den Schlachthöfen der Ernährung
von Millionen von Menschen und sie spielten als Brieftauben, Zuchthasen
und Rennpferde eine wichtige Rolle im Alltag und bei der Unterhaltung.
In den letzten Jahren hat sich das Mensch-Tier-Verhältnis jedoch
grundlegend verändert. Im Zeichen von zunehmendem Verzicht auf
fleischliche Ernährung, dem größeren Respekt vor der Natur und dem
Wunsch nach der Erhaltung aussterbender Arten und Rassen werden Tiere
immer mehr als Gefährten des Menschen begriffen, als Subjekte und nicht
als Objekte, und die Debatte um stärkeren Tierschutz und umfassende-re
Tierrechte ist in vollem Gange.

In den fünf Abteilungen „Tiere töten“, „Tiere nutzen“, „Tiere lieben“,
„Tiere ordnen“ und „Tiere deuten“ beleuchtet die Ausstellung
schlaglichtartig die Themen „Jagd – Schlachtung – Vernichtung“, „Arbeit
– Produkte – Zucht“, „Gefährten – Vermenschlichung – Schutz“, „Sammeln –
Erforschen – Ausstellen“ und „Alltag – Glaube – Politik“. Jedes Objekt
macht auf seine Weise auf eine spezielle Variante der
Mensch-Tier-Beziehung aufmerksam. Der individuelle Wert der Tiere für
den Menschen hing und hängt jeweils von ihrer kulturellen Relevanz ab,
die je nach Mode oder Zeitgeist Veränderungen unterliegt. An vielen der
in den fünf Abteilungen gezeigten Exponate können hierfür zentrale
Aspekte aufgezeigt werden. Trotz ihrer meist passiven Rolle sind Tiere
jedoch mit einer eigenen Handlungs- oder vielleicht eher noch
Wirkungsmacht ausgestattet. Dies zeigt sich insbesondere in solchen
Mensch-Tier-Beziehungen, bei denen nicht der Nutzen und Gebrauch sondern
Emotionen im Vordergrund stehen, wie gegenüber unseren Haustieren oder
bei der Begeisterung für die Fremdheit, Ästhetik und Fähigkeiten von
Wildtieren.

Die Ausstellung und die dazugehörige Veranstaltungsreihe entstanden in
Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis „Mensch und Tier im Ruhrgebiet“, in
dem sich das Kulturwissenschaftliche Institut in Essen und die
historische Fakultät Köln mit namhaften Museen des Ruhrgebiets
zusammengeschlossen haben. Gemeinsam mit dem Katalog sind sie das
Ergebnis eines umfangreichen, mehrjährigen Forschungs- und
Kooperationsprojekts. Um die Untersuchungsbasis zu verbreitern, schloss
sich der Projektverbund sehr schnell mit einer Reihe anderer Museen im
Ruhrgebiet zu einem Arbeitskreis „Mensch und Tier im Ruhrgebiet“
zusammen. Dazu gehören das Deutsche Bergbau-Museum Bochum, die LVR- und
LWL-Industriemuseen, das Museum Folkwang und das Naturkundemuseum Dortmund.

Neben der Ausstellung findet ein umfangreiches wissenschaftliches
Begleitprogramm statt, siehe hierzu demnächst unter
www.ruhrmuseum.de/veranstaltungen/fuehrungen/. Das Programm richtet sich
mit Führungen, Workshops, einem Vorlesetag und einer begleitenden
Ausstellung an Kinder, Familien, Erwachsene, Senioren und Schulen. Die
Vorträge im Kokskohlenbunker nehmen Bezug auf die fünf Abteilungen der
Ausstellung „Mensch und Tier im Revier“. Führungen in Gebärdensprache
runden das Programm ab.

Zur Ausstellung ist ein über 300-seitiger Katalog mit über 200
Abbildungen erschienen:
klartext-verlag.de/programm/allgemeines-programm/ruhrgebiet/3065/mensch-tier-im-revier

Veranstaltungsort:
Ruhr Museum
UNESCO-Welterbe Zollverein
Gelsenkirchener Str. 181, 45309 Essen
www.ruhrmuseum.de