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Ausstellung
„Mahlzeit! Wie Essen uns verbindet
Ausstellung: Mahlzeit! Wie Essen uns verbindet*
Herne (lwl). Essen heißt Gemeinschaft – schon seit Jahrtausenden. Das
zeigt die neue Sonderausstellung „Mahlzeit! Wie Essen uns verbindet“,
die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in seinem LWL-Museum
für Archäologie und Kultur in Herne präsentiert. Ab Freitag geben über
300 Exponate den Blick frei auf die Vielfalt der Esskulturen weltweit
von der Steinzeit bis heute.
„Bei unserer neuen Ausstellung geht es nicht darum, was gegessen wird,
sondern wie“, sagt der Direktor des LWL, Dr. Georg Lunemann. Zu sehen
seien archäologische Funde aus der Region, aber auch Kunstwerke,
Fotografien und audiovisuelle Medien. Mitmach-Stationen für Erwachsene
und Kinder sorgten für spielerischen Spaß. Eine moderne VR-Station
(„Virtual Reality“) mache Besuchende virtuell zu Gästen eines
historischen Festessens. „Die Zahl der Menschen, die gemeinsam essen,
nimmt vor allem in westlichen Gesellschaften immer weiter ab. Und
trotzdem ist das Bedürfnis nach gemeinsamem Essen groß“, so Lunemann
weiter. „Viele verbinden damit soziale Nähe, Familienbindung und
Struktur im Alltag.“ Deshalb werfe der LWL mit der neuen
Sonderausstellung „Mahlzeit!“ einen kulturhistorischen Blick auf dieses
hochaktuelle Thema. Lunemann: „In Herne geht es um die Kraft des
gemeinsamen Essens und Trinkens, um Rituale, Regeln, Unterschiede und
Gemeinsamkeiten, die seit Jahrtausenden am Tisch entstehen und die uns
bis heute prägen.“ Dabei nutze man unter anderem neue VR-Technologie für
die historischen Themen: „Digital und ressourcenschonend in Szene
gesetzt mit wiederverwendeten Materialien und unter Berücksichtigung der
CO2-Bilanz.“
/Speisesofa, Natternbaum und skurrile Trinkgefäße/
Melanie Wunsch, neue Leiterin des LWL-Museums: „Die Archäologie in
Westfalen-Lippe hat unzählige Funde und Befunde zu Tage gebracht, die
genau jene Geschichten über Esskultur erzählen, um die es in unserer
Ausstellung geht.“ Ein besonderes Exponat der Ausstellung sei zum
Beispiel der 300.000 Jahre alte Faustkeil aus Bad Salzuflen (Kreis
Lippe). Wunsch: „Dieser Faustkeil ist als multifunktionales Gerät der
Urahn des modernen Messers, er ist auch der älteste Fund aus Westfalen
überhaupt.“ Hinzu kämen Objekte aus der Römerzeit wie ein römisches
Kalksteinrelief, die vom „Convivium“ (Gastmahl im Alten Rom) zeugten,
aber auch Funde der einfachen Esskultur aus den Römerlagern an der Lippe
wie Tongefäße und die Rekonstruktion einer römischen Kline, in Gebrauch
als Speisesofa und Totenbett. „Essen und Tod liegen in vielen Kulturen
nah beieinander“, so Wunsch. „Das zeigt auch die speziell angefertigte
‚Ofrenda‘, dieser bunte Totenaltar zum ‚Dia de los Muertos‘, dem Tag der
Toten. Oder das bis heute in Georgien populäre ‚Supra‘ (Gast-mahl).
Beide weiten weitet uns den Blick von archäologischen Funden auf
immaterielle Kultur-schätze aus aller Welt.“ Auch Ausstellungsstücke zur
Tee-, Kaffee- und Bierkultur fehlten nicht.
Kurator Dr. Matthias Bensch: „Entscheidend für die Auswahl der Exponate
war, dass sie zentrale Aspekte historischer und moderner Esskulturen
veranschaulichen, aber auch spannende, teils kuriose Geschichten über
das Miteinander am Tisch erzählen.“ So gibt es für Besuchende einen
Natternbaum aus dem 16. Jahrhundert zu entdecken. Auf einer Tafel
sollten solche Natternbäume Gifte anzeigen. An Ästen des
Ausstellungstückes hängen vermeintliche Natternzungen, die eigentlich
Haizähne sind. Hinter der Marienfigur, die auf dem Baum sitzt, befindet
sich ein besonders großer Zahn, wahrscheinlich eines Megalodons, einer
vor Millionen Jahren ausgestorbenen Hai-Art. „Aus einem Trinkgefäß in
Penisform hat vermutlich eine Klostervorsteherin im 16. oder 17.
Jahrhundert getrunken, vielleicht um ein für die Zeit revolutionär
anmutendes feministisches Statement zu setzen.“ Ganz und gar nicht zu
gebrauchen sei das Geschirr und Besteck der zeitgenössischen Künstlerin
Katerina Kamprani. Bensch: „Gemeinsam aus zwei verbundenen Sekt-gläsern
trinken? Das dürfte für Frustration und Gelächter sorgen, aber genau
darum geht es – ein humorvoller Kommentar zum Design unserer Zeit.“
/Eine lange Tafel in der Ausstellung/
Zur Kommunikation und Interaktion lädt die Ausstellungsgestaltung ein.
Alle Exponate der Sonderausstellung „Mahlzeit!“ sind inszeniert in einer
Architektur, die selbst Begegnung ermöglichen soll: „Eine lange Tafel
zieht sich durch die Ausstellung – mal als Tisch, mal als Tresen, mal
als Ort für eine Teezeremonie“, erklärt Bensch die Gestaltung des
Ausstellungsgestalters Thimo Kortmann. „Uns war es wichtig, die
Ausstellung interaktiv zu gestalten. Da ist vor allem die Mitmach-Spur
zu nennen. Sie soll großen wie kleinen Besuchenden die Ausstellung
spielerisch erschließen“, so Bensch. An sieben Stationen finden sie
Rätsel und Spiele rund um das Thema Essen.
Die Sonderausstellung „Mahlzeit!“ wird ergänzt durch ein Begleitprogramm
mit Führungen, Vorträgen, Kreativ-Workshops und Sonderveranstaltungen
zum Thema:
www.lwl-landesmuseum-herne.de/de/unsere-ausstellungen/sonderausstellung-mahlzeit-wie-essen-uns-verbindet/
<www.lwl-landesmuseum-herne.de/de/unsere-ausstellungen/sonderausstellung-mahlzeit-wie-essen-uns-verbindet/>
*Veranstaltungsort*
LWL-Museum für Archäologie und Kultur
Europaplatz 1, 44623 Herne