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Ausstellung
Hidden Costs. Ewigkeitslasten

21. März bis 26. September 2021

Hidden Costs. Ewigkeitslasten
Fotografien von J Henry Fair im LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall

Am Sonntag (21.3.) eröffnet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)
im Industriemuseum Zeche Nachtigall in Witten die Sonderausstellung
„Hidden Costs. Ewigkeitslasten“ mit Luftbildern des US-amerikanischen
Fotografen J Henry Fair. Im Maschinenhaus, im historischen
Werkstattgebäude und auf dem Außengelände sind 45 großformatige Fotos zu
sehen. Auf ihnen macht der Künstler auf die Probleme aufmerksam, die die
Ausbeutung unseres Planeten mit sich bringt: verseuchte Gewässer,
überformte Landschaften, verbrannte Erde. Ein Schwerpunkt der
Ausstellung liegt dabei in der nordamerikanischen Heimat des Künstlers,
doch auch in Deutschland und Europa findet Fair Motive, die zum
Nachdenken anregen.

Fairs Luftbilder, die zuvor schon in der Henrichshütte Hattingen und auf
der Zeche Hannover in Bochum die Besucher beeindruckten, bestechen
zunächst durch ihre seltsame Schönheit: Ein schneeweißer Berg erhebt
sich hinter einem grünen Wald, Flüssigkeiten glänzen golden im Licht,
bizarre Muster in leuchtenden Farben wecken die Neugier auf die
Geschichte hinter dem Bild. Erst auf den zweiten Blick erschließt sich
die Problematik, die der Arbeit des Künstlers zugrunde liegt.

Luft, Wasser und Boden sind für Henry Fair unveräußerliche Werte, die
allen Lebewesen gehören: „Was wir ‚die Umwelt‘ nennen, ist eigentlich
eine Reihe von komplexen natürlichen Systemen, die uns eine enorme
Vielfalt an kostenlosen Dienstleistungen bieten: saubere Luft, sauberes
Wasser, Bienen, Fische“, so Fair. Unser Wirtschaftssystem ermögliche es
einigen Akteuren, dieses Vermögen der Allgemeinheit zu ihrem
persönlichen Vorteil zu plündern, ohne dafür zu bezahlen. Die
langfristigen Folgen der Industrialisierung, die sogenannten
Ewigkeitslasten, aber trage die gesamte Gesellschaft. Der Fotograf: „Die
Dinge, die wir kaufen, enthalten keine Informationen über die
versteckten Kosten für die an ihrer Produktion beteiligten öffentlichen
Güter: die verunreinigte Luft, das verschmutzte Wasser, die zerstörten
Lebensräume oder die ausgebeuteten Arbeiter. Aber das sind reale Kosten,
die bezahlt werden müssen, eine Last, die letztlich dem Steuerzahler
auferlegt wird.“

Der Fotograf: Der Umweltaktivist Henry Fair beschäftigt sich schon
länger mit industriellen Anlagen. Heimlich betrat er Raffinerien und
Kohlebergwerke, doch ihm fehlte die Gesamtperspektive, und die am
stärksten vergifteten Landschaften blieben unerreichbar. Die Idee des
Zugangs aus der Luft kam ihm während eines Nachtflugs über die USA. Als
er in der Morgendämmerung den aus einer Nebeldecke ragenden Kühlturm
eines Kraftwerks sah, griff er zur Kamera. Fair nennt es eine
Offenbarung: „Ich kann alle meine Ziele aus der Luft erreichen. Ich kann
nicht nur Zäune überwinden, sondern auch Landschaften von oben in
faszinierende abstrakte Bilder verwandeln.“

Katalog: Hidden Costs. Ewigkeitslasten. Fotografien von J Henry Fair.
Hg. LWL-Industriemuseum, Robert Laube. 120 reich bebilderte Seiten,
zweisprachig dt./engl. Klartext Verlag, Essen 2018, ISBN
978-3-8375-2052-1. Preis: 19,95 Euro.

Veranstaltungsort:
LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall,
Nachtigallstraße 35, 58452 Witten
Geöffnet Di-So 10-13:30 und 14-18 Uhr