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Ausstellung
Gut gebaut. Ziegelarchitektur im Ruhrgebiet

24. März bis 29. Oktober 2023

*Gut gebaut. Ziegelarchitektur im Ruhrgebiet**
**Neue Ausstellung im LWL-Museum Zeche Hannover in Bochum**
*
Bochum (lwl). Stählerne Fördergerüste, Hochhäuser aus Beton,
Konzernzentralen und Einkaufszentren aus Stahl und Glas prägen
vielerorts das Bild vom Ruhrgebiet. Doch tatsächlich ist das Ruhrgebiet
aus Ziegeln gebaut. Die neue Ausstellung „Gut gebaut. Ziegelarchitektur
im Ruhrgebiet“ im LWL-Museum Zeche Hannover in Bochum begibt sich anhand
von über 60 verschiedenen Gebäuden auf die Spur des Ziegels. Die
Ausstellung zeigt herausragende Beispiele der Ziegelarchitektur im
Ruhrgebiet vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart und regt zu einer
aktiven Auseinandersetzung mit Architektur im Alltag an. Der
Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zeigt die Schau vom 24. März
bis 29. Oktober in seinem Museum in Bochum.

Backsteine bildeten die Basis der Bauten für Industrie, Handel und
Wohnen im Ruhrgebiet. In der industriellen Aufbruchsphase um 1850
nutzten viele Zechen den örtlichen Lehm und Ton zur Herstellung von
einfachen Ziegeln für den Bau der Bergwerksgebäude und Wohnhäuser. Mit
dem wachsenden wirtschaftlichen Wohlstand entstanden eindrucksvolle
Ziegelbauten, zunächst reich verziert mit Türmchen und Erkern, später
gestaltet mit Ecken und Kanten oder geradlinig, nüchtern und funktional.
„Ab Mitte der 1920er-Jahre sind im Ruhrgebiet zahlreiche Gebäude im Stil
des Expressionismus entstanden, die bis heute mit ihrer
außergewöhnlichen Gestaltung beeindrucken. Die ersten Hochhäuser im
Revier mit aufwändigen Fassaden und gewagten Winkeln zeugen von Aufbruch
und Zukunftshoffnungen der Menschen, während die Fabrikbauten der Neuen
Sachlichkeit die Funktion der Produktionsgebäude in den Vordergrund
stellten“, erklärt Museumsleiter und Ausstellungsmacher Dietmar Osses.

Die Ausstellung lädt zum Entdecken von Details der Gestaltung von
Bauwerken mit Backstein ein. „Wenn unsere Gäste in der Ausstellung mehr
über die Hintergründe für die Architektur der Bauwerke erfahren und sie
dann draußen mit einem geübten Blick die Gebäude in ihrer alltäglichen
Umwelt bewusster Wahrnehmen, dann haben wir ein wichtiges Ziel
erreicht“, so Osses.
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//Wie im Märchen: Historismus/
Zechen wie Kathedralen, Wohnhäuser wie Schlösser und Fördertürme wie
Burgen: Ende des 19. Jahrhunderts orientierte sich die Architektur des
Historismus an Vorbildern aus der Vergangenheit. Reich verzierte
Fassaden, aufwändig gestaltete Türmchen und prächtige Erker zeigten das
Selbstbewusstsein der Industriellen und des Bürgertums in den wachsenden
Städten des Ruhrgebiets. Speziell geformte Ziegel ermöglichten den
preisgünstigen Bau von schmuckvollen Gebäuden. Mit aufwändig gebrannten
Klinkern oder glasierten Ziegeln konnten die Fassaden in
unterschiedlichen Farbtönen gestaltet werden. Zugleich waren sie
besonders beständig gegen Witterungseinflüsse und die Abgase der Industrie.

/Mit Ecken und Kanten: Expressionismus/
Hoch hinaus in eine neue Zukunft strebten nach dem Ersten Weltkrieg die
Gebäude des Expressionismus. Moderne Architekten brachen mit den
althergebrachten Formen. Anstelle des aufwändigen Zierrats setzten sie
auf klare Strukturen und einfache Gestaltung. Mit herkömmlichen
Ziegelsteinen gestalteten sie durch kunstfertige Anordnung
eindrucksvolle Bauten. Unterschiedlich gebrannte Klinker und versetzt
verbaute Ziegel ermöglichten die Gestaltung von geometrischen Formen und
Reliefs in den Fassaden. Die Ideen von Karl Ernst Osthaus und der
Folkwangschule in Essen beflügelten die Architekten und Bauräte im
Ruhrgebiet. So entwickelten sich Städte wie Gelsenkirchen, Oberhausen
oder Essen zu Zentren des Expressionismus im Revier.

/Klare Linien: Neue Sachlichkeit/
Sachlich, klar und effizient wirken die Bauten im Stil der Neuen
Sachlichkeit. Die Form folgt der Funktion, lautete der Leitsatz der
Architekten. „Die modernen Architekten verzichteten vollständig auf
dekorative Elemente und nutzen bewusst geometrische Formen und
symmetrische Anordnungen der Baukörper zur Gestaltung. Im Ruhrgebiet
wurden besonders viele Bauwerke auf engem Raum im Stil der Neuen
Sachlichkeit errichtet“, so Julia Sengenberger, Kuratorin der Schau. Vor
allem Industriebauten und Verwaltungsgebäude entstanden ab Ende der
1920er-Jahre im modernen, sachlichen Stil. Die Gebäude spiegelten die
neuen Grundsätze von Konzernen und Verwaltungen wider: Rationalisierung,
Leistungsfähigkeit und Transparenz. Die Essener Architektengemeinschaft
Fritz Schupp und Martin Kremmer prägte mit ihren zahlreichen
Industriebauten im Stil der Neuen Sachlichkeit wesentlich das
Erscheinungsbild des Ruhrgebiets.

/Die Zukunft der Ziegel/
Seit den 1960er-Jahren setzten die Bauherren im Ruhrgebiet verstärkt auf
Beton als Baustoff. Klimawandel und Energiedebatte fügen seit einigen
Jahren neue Aspekte in die Diskussion über Ziegel als Baustoff für die
Zukunft hinzu. Aber wie stehen die Menschen im Ruhrgebiet zu Ziegeln und
Industrial Style? Antworten sind in einer Videostation und in einer
Mitmachwand in der Ausstellung zu finden.

/Begleitprogramm/
Zum Begleitprogramm der Ausstellung gehören Führungen, Vorträge, eine
Exkursion und kreative Ferienangebote für Familien. Die erste
öffentliche Führung durch die Sonderausstellung findet am Samstag
(25.3.) um 15 Uhr statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die
Teilnahme ist kostenfrei. Alle Termine unter:
zeche-hannover.lwl.org/de/ausstellungen/ziegelarchitektur-im-ruhrgebiet/

*Eröffnung*
Die Ausstellung „Gut gebaut.“ wird am heute (23.3.) um 19 Uhr durch den
Vorsitzenden der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe, Klaus Baumann,
eröffnet. Gäste sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.
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**Veranstaltungsort*
LWL-Museum Zeche Hannover
Günnigfelder Straße 251, 44793 Bochum
zeche-hannover.lwl.org
Geöffnet: Mi-Sa 14-18 Uhr, So sowie an Feiertagen 11-18 Uhr